Mercedes-Benz erhöht Beteiligung an Aston Martin / Lieferung von Hybrid- und Elektroantrieben

Mercedes-Benz hat angekündigt, seine Beteiligung am kriselnden britischen Hersteller Aston Martin Lagonda deutlich zu erhöhen – von derzeit 2,6 Prozent auf bis zu maximal 20 Prozent. Im Gegenzug sollen die Briten Hybrid- und Elektroantriebsstränge von Mercedes erhalten.

Die Erhöhung der Anteile soll schrittweise erfolgen, weshalb die Unternehmen in ihren Mitteilungen auch nur die Formulierung „auf bis zu 20 Prozent“ gewählt haben: Mercedes-Benz erhält in den kommenden drei Jahren neu auszugebende Aktien von Aston Martin bis zu einem Gesamtwert von 286 Millionen Pfund, nach aktuellem Wechselkurs entspricht das 315 Millionen Euro. Sollte der britische Sportwagenbauer bis dahin weitere Aktien ausgeben, die über den Mercedes-Deal hinausgehen, könnte der Anteil der Stuttgarter bei weniger als 20 Prozent landen.

Mercedes gibt in seiner Mitteilung an, seine Beteiligung darüber hinaus nicht erhöhen zu wollen. Die Mercedes-Benz AG wird auch kein Geld für die Aktien nach Gaydon überweisen. Als Gegenleistung ist ausschließlich die Belieferung mit verschiedenen Technologien vorgesehen.

Im Rahmen der neuen Vereinbarung gewährt Mercedes-Benz Aston Martin zudem Zugang zu einer Reihe seiner Technologien, darunter „Hybrid- und Elektroantriebsstränge der nächsten Generation“. Um welche Antriebe es sich genau handeln soll – also lediglich Vollhybride oder auch Plug-in-Hybride oder gar die Elektro-Antriebe aus dem kommenden Mercedes EQS – wird in den Mitteilungen nicht genannt. Zudem soll jeder neue Aston Martin bis 2027 auf einer Elektronik-Architektur von Mercedes aufbauen.

Die Kooperation zwischen Aston Martin und Mercedes besteht zwar schon seit 2013, die Stuttgarter liefern unter anderem V8-Motoren der Performance-Tochter AMG und Infotainment-Komponenten an die Briten. Dennoch wirft die neue Vereinbarung auch einige Fragen auf.

Erst im Frühjahr wurde der kriselnde Autobauer von einem Konsortium um den kanadischen Milliardär Lawrence Stroll übernommen, in diesem Zug war auch Mercedes-Motorsport-Chef Toto Wolff als Privatinvestor bei Aston Martin eingestiegen. Im Sommer wurde zudem der damalige AMG-Chef Tobias Moers von Aston Martin als CEO verpflichtet.

In der selben Mitteilung, in der damals der Einstieg Strolls verkündet wurde, hatte Aston Martin bestätigt, dass der fertig entwickelte Rapide-E nicht auf den Markt kommen soll und der 2018 angekündigte Start der Elektro-Marke Lagonda von 2022 auf frühestens 2025 verschoben werde. Statt der Sportcoupés mit V8-Motor von AMG wurde im Rahmen der neuen Strategie der Fokus auf Sportwagen mit Mittelmotor gelegt. Hierzu sollte ein eigener V6-Benziner „mit Hybrid-Fähigkeiten“ entwickelt werden. Im März nannte das Unternehmen dann erste Details zu den V6-Hybridmotoren.

In einer Telefonkonferenz im Anschluss an die Bekanntgabe des Mercedes-Deals soll Aston-Martin-CEO Moers laut der „Auto, Motor und Sport“ gesagt haben, dass Aston Martin nicht ganze Plattformen von Mercedes einsetzen wolle, „sondern Komponenten wie Motoren oder Batterien quasi zu eigenen Plattformen kombinieren“. Man wolle den hauseigenen V12-Benziner behalten und könne im Rahmend es Agreements dem AMG-V8 „maßgeschneidert auf eigene Bedürfnisse hin entwickeln“. Zu dem erst im Frühjahr angekündigten V6-Hybrid sagte Moers, „man werde daran weiterarbeiten, aber jetzt habe man Alternativen“. Angesichts des letzten Halbsatzes scheint die Zukunft dieses Triebwerks fraglich.

Aston Martin war 2018 an die Börse gegangen, damals zu einem Kurs von 1900 Pence je Aktie. Inzwischen ist der Kurs auf nur noch 55 Pence gefallen, der Absatz ging über die Jahre auf nur noch 5.809 Fahrzeuge im Jahr 2019 zurück. Von dem ersten SUV der Marke, dem DBX, erhofft sich Aston Martin nun bessere Verkäufe. Die Entwicklung des Modells war aber teuer.

Dennoch hat das Management um Stroll als Executive Chairman und Moers als CEO ambitionierte Pläne: Bis 2025 soll der Umsatz auf zwei Milliarden Pfund und das bereinigte EBITDA auf 500 Millionen Pfund steigen. Dabei soll auch der Mercedes-Deal helfen, da sich Aston Martin etwa im Bereich der Elektronik-Architektur mit den Mercedes-Komponenten Entwicklungskosten sparen kann.

In der Telefonkonferenz soll Moers zudem erklärt haben, dass man den Produktplan komplett überarbeitet habe. Ab 2023 sollen dann zahlreiche neue Modelle auf Basis des Mercedes-Deals kommen, unter anderem der erste Plug-in-Hybrid der Marke. „Mit großer Wahrscheinlichkeit“ soll dieser Antrieb in einem SUV eingesetzt werden – womöglich im DBX, möglicherweise auch in einem weiteren Modell. 2024 soll die Marke den Plänen zufolge 10.000 Autos pro Jahr verkaufen, mit einem PHEV-Anteil von „20 bis 30 Prozent“. Wenn die PHEV nur in den SUV-Modellen eingesetzt werden, wird ihr Anteil am Gesamtabsatz mindestens so hoch liegen. Zum Start eines möglichen reinen Elektro-Modells macht die „AMS“ in dem Artikel keine Angaben.
automobilwoche.de, auto-motor-und-sport.de, daimler.com, astonmartin.com

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