Mini soll bis 2024 komplett elektrifiziert sein

BMW hat seine neue Strategie für die Marke Mini fertiggestellt, die ein komplett elektrifiziertes Modellportfolio bis zum Jahr 2024 vorsieht. Bis zum Jahr 2030 soll es aber weiterhin auch Verbrenner von Mini geben.

Wie Markenchef Bernd Körber der „WirtschaftsWoche“ sagte, werde die Marke Mini voraussichtlich „früher komplett elektrisch sein als die meisten anderen Marken.“ Er gehe davon aus, dass jenseits des Jahres 2025 über die Hälfte aller verkauften Minis rein elektrisch fahren werden. Im Jahr 2030 könnte Mini dann eine Elektromarke sein.

Für Ende 2020 geht Körber davon aus, dass 10 bis 15 Prozent der verkauften Minis auf die Elektro-Version Mini Cooper SE oder den PHEV im Mini Countryman entfallen werde – eine detailliertere Verteilung zwischen BEV und PHEV nannte Körber aber nicht. Ende 2021 solle der Anteil auf 15 bis 20 Prozent steigen.

In einer offiziellen Mitteilung von BMW werden nähere Details zu den Elektro-Plänen der Marke Mini genannt. Das zukünftige Kern-Portfolio der rein elektrisch angetriebenen Fahrzeuge wird den Mini Dreitürer, ein neues Crossover-Modell im Kleinwagen-Segment sowie außerdem ein kompaktes Crossover-Modell umfassen. Letzteres ist zum heutigen Mini Countryman, während es für das Kleinwagen-Crossover noch kein vergleichbares Modell im aktuellen Mini-Angebot gibt. Die Entscheidung für die beiden Crossovern, die dem klassischen Mini zur Seite gestellt werden, begründet BMW mit „einen gezielt an den Kundenwünschen orientierten Ausbau des Produktangebots“.

Das Kleinwagen-Crossover soll nur noch mit Elektromotor angeboten werden, der nächste Countryman soll neben elektrifizierten Antrieben auch weiter mit Verbrennern verkauft werden. „Mit den zwei Säulen unserer Antriebsstrategie verfolgen wir den Power of Choice Ansatz, um die Bedürfnisse unserer Kunden in aller Welt abzudecken“, so Körber in der BMW-Mitteilung.

Die Aussagen von BMW passen zu früheren Gerüchten rund um die Elektro-Zukunft von Mini: Bereits im Juli 2019 gab es Berichte, wonach Mini das bereits 2011 gezeigte Showcar Rocketman als Elektroauto bringen wolle – produziert von dem China-Joint-Venture Spotlight Automotive gemeinsam mit Great Wall. In diesem Juni wurde dann spekuliert, dass Spotlight Automotive als erstes Mini-Modell ein fünftüriges SUV im Crossover-Stil mit ähnlichen Abmessungen wie beim BMW X1 bauen wolle – einem SUV wurden höhere Marktchancen zugerechnet. Heißt aber auch: Mit dem Fokus auf den Dreitürer hat der in der aktuellen Generation eingeführte Fünftürer künftig wohl ausgedient.

Übrigens: Bereits im Juli 2019 hatte Peter Schwarzenbauer, damals im BMW-Vorstand für Mini zuständig, in einem Interview angedeutet, dass Mini bis etwa 2030 zu einer reinen Elektromarke werden könne – eine Zielmarke, die Markenchef Körber nun wiederholt hat. „Für Mini war der Countryman als Plug-in-Hybrid der erste Schritt – er funktioniert viel besser als ursprünglich geplant und zeigt, dass die Elektrifizierung für Mini der richtige Weg ist“, erklärte der inzwischen aus dem Vorstand ausgeschiedene Schwarzenbauer damals.

Bestätigt haben sich die Gerüchte in einem weiteren Punkt: Die neuen E-Minis sollen nicht auf BMW-Technik aufbauen. Auf der Basis einer neuen, von Beginn an für reine E-Autos entwickelten Fahrzeugarchitektur sollen von 2023 an in China in einer Kooperation mit dem lokalen Hersteller Great Wall Motor batterieelektrische Fahrzeuge für die Weltmärkte produziert werden. Details hierzu nennt der Hersteller in der Mitteilung übrigens noch nicht.
wiwo.de, bmwgroup.com

9 Kommentare

zu „Mini soll bis 2024 komplett elektrifiziert sein“
BEV
28.10.2020 um 10:32
Die Überschrift ist etwas verwirrend, ab 2023 NEUE Modelle nur noch elektrisch oder soll "elektrifiziert" heißen, dass irgend ein E-Motor (auch 48V) im Auto sein wird? Die alten Modelle werden weiterhin noch mit Verbrenner gebaut. Und dann wird nur noch in China gebaut und nicht mehr auf der Insel bzw. in Europa?
Wolfbrecht Gösebert
28.10.2020 um 22:18
BEV schrieb u.a.: [...] Und dann wird nur noch in China gebaut und nicht mehr auf der Insel bzw. in Europa?Da Boris Johnson seinen "Egotrip" durchziehen (also am EU-Austritt festhalten) wird, halte ich *in GB* gebaute MINIS für preislich innerhalb der EU für nicht konkurrenzfähig.
John
29.10.2020 um 09:13
Vielleicht gibt es Steuergeschanke in GB? Langfristig sieht es so aus als ob das Thema BEV Produktion in Europa durch ist. BMW Mini, VW, Daimler machen es vor. Das Kapital ist flexibel und fließt dort hin wo die Wertschöpfung am kosteneffizientesten ist. Das Gebot heißt "Wir produzieren im Markt" und der ist für BEVs und zukünftig FCEVs in China. Die EU und insbesondere Deutschland handelt nicht im Sinne Ihrer Arbeitnehmer und Steuerzahler!
Peter Schwierz
29.10.2020 um 09:53
Also VW produziert die MEB-Modelle ziemlich munter in Zwickau. Und bald auch in den anderen Werken. BMW mit dem i3 schon immer in Leipzig. Audi mit dem e-tron in Brüssel und Porsche ist mit dem Taycan im Stammwerk in Zuffenhausen.
ShullBit
28.10.2020 um 13:13
Diesen irreführenden Marketingsprech benutzen alle rückständigen Anbieter. Auch Mercedes erklärte im Rahmen seiner vor 2 Wochen vorgestellten neuen Strategie, dass ab 2030 mehr als 50% der verkauften Fahrzeugen einen elektrischen Antrieb haben werden. Otto-Normalverbraucher denkt dann, dass das reine Elektroautos sind. Tatsächlich sind damit auch Hybride gemeint, weil die eben auch einen Elektromotor haben. Tatsächlich glaubt Mercedes also, auch 2030 noch mehrheitlich Verbrenner verkaufen zu können. Großes Aua.
Sebastian Schaal
28.10.2020 um 11:31
Hallo BEV,die Überschrift sagt genau das aus: "elektrifiziert". Also für alle ab 2024 verkauften Minis, nicht für alle ab 2024 eingeführten neuen Modelle.48-Volt-Hybride erwähnt BMW aber nicht, sondern vor allem Plug-in-Hybride. Möglich ist es aber dennoch. Modelle wie der Kleinwagen-Crossover sollen ab dem Start nur noch als reines Elektroauto angeboten werden, andere Modelle (also der Dreitürer und der Countryman-Nachfolger) mit verschiedenen Antrieben. Wie der Aussage von Herrn Körber zu entnehmen ist, "könnte" Mini ab 2030 nur noch rein elektrisch sein.Zur Zukunft der Mini-Produktion in Oxford gibt es keine konkrete Aussage. Die reinen Elektro-Modelle auf der neuen Plattform sollen in China gebaut werden, um "den wachsenden chinesischen Automobilmarkt zu bedienen und gleichzeitig die Produktion an anderen Standorten stabil zu halten". Aussagen dazu, was nach dem Auslaufen der letzten Verbrenner-/PHEV-Modelle mit der Mini-Produktion in Europa passiert, gibt es aktuell noch nicht.Viele Grüße Sebastian Schaal
BEV
28.10.2020 um 12:32
die Aussage mit "elektrifiziert" halte ich für irreführend, aber das kann auch gewollt sein. Gerade den kleinen 3Türer (mich wundert es, dass der wirklich noch dem Kundenwunsch entspricht wo doch sonst alles fast nur noch 5 Türer sind) sehe ich als PHEV eher schwierig bis unmöglich
Wolfbrecht Gösebert
28.10.2020 um 21:06
Mal abgesehen von der semantischen Frage, was ein "normaler Verbraucher" wohl unter der Artikelüberschrift »Mini [...] komplett[!] elektrifiziert« verstehen wird ... sehe ich da einen anderen Punkt:Ich fürchte ja, solange der MINI keine dezidierte E-Plattform bekommt, wird er WEDER eine attraktive Reichweite NOCH einen gut nutzbaren Innenraum UND insgesamt keine wirklich günstige Kostenstruktur bekommen. „Power of Choice“ scheint mir da nur ein vernebelnder Marketing-Ausdruck für „… wir sind technisch noch nicht soweit …“.
Karlheinz Schollgeber
29.10.2020 um 10:35
„Ich glaube, es wird passieren, dass wir mit unseren Volumen-Prognosen total daneben liegen“, erklärte dieser Tage Silke Bagschik von VW zum Thema BEV-Verbreitung. Die Aussage lässt freilich Interpretationsspielraum in sehr unterschiedliche Richtungen ;) D. h. Frau Bagschik wird mit hoher Wahrscheinlichkeit immer „richtig“ liegen damit ;) Das ist doch schon mal was. Ich will damit nur sagen, egal welche Marke, wie sich das Reinelektrische am Markt ausbreitet und wie schnell, weiß keiner über mehrere Jahre wirklich zu prognostizieren. Ein Unternehmen sollte sich am Markt und den Erfordernissen ausrichten und nicht zuvorderst missionarisch auf den Kunden versuchen einzuwirken.

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