„Connect“-Ladenetztest: EnBW ist der beste EMP, Ionity der beste CPO
Die Zeitschrift „Connect“ hat zusammen mit der Unternehmensberatung Umlaut auf Basis von zahlreichen Testfahrten mit häufigen Ladestopps die zweite Ausgabe des „Ladenetztests“ durchgeführt. Neben Deutschland wurden dabei sowohl EMP und CPO in Österreich und der Schweiz untersucht.
Letztere wurden laut der „Connect“-Mitteilung ausgewählt, da sie als Urlaubs- und Transitgebiete häufig das Ziel deutscher Elektroautofahrer seien. Umgekehrt habe eine Untersuchung von Hubject ergeben, dass 66 Prozent aller Ladevorgänge in Österreich und sogar 84 Prozent in der Schweiz über ausländische E-Mobility-Provider (EMP) gestartet und abgerechnet werden.
Im Vergleich zur ersten Ausgabe aus dem Juni, als ausschließlich in Deutschland HPC-Lader mit mindestens 150 kW untersucht wurden, hat sich also das Gebiet der Untersuchung geändert – nicht aber die Testsieger in Deutschland: Bester EMP ist demnach EnBW mobility+, bester Ladepunkt-Betreiber (Charge Point Operator, CPO) ist Ionity.
Kern der Untersuchung waren Faktoren wie die Zuverlässigkeit, das Handling bzw. Nutzererlebnis sowie der Kundenservice. Dafür haben die Tester von Umlaut mit einem Porsche Taycan 4S und einem Audi e-tron 55 quattro drei bis fünf Standorte eines Ladepunktbetreibers aufgesucht. Anmeldung und Abrechnung fanden soweit möglich über die getesteten EMP statt. Während des Ladens füllten die Tester Protokolle zu den Gegebenheiten vor Ort, zum Ablauf des Tankvorgangs sowie den aufgetretenen Fehlern aus. Zudem nahmen sie während des Ladens Kontakt zu den Hotlines auf, um die Servicequalität zu prüfen. Aber: Wie bei etwa bei den Mobilfunk-Netztests von „Connect“ waren die Tarife – sowohl der EMP als auch beim Ad-hoc-Laden über den CPO) nicht Gegenstand der Bewertung.
Für EnBW mobility+ sprach demnach, dass die „durchdachte App“ bei Bedienung und Funktionsumfang überzeugen konnte – so sei etwa die im Juni als hakelig kritisierte Einrichtung des App-Benutzerkontos deutlich verbessert wurden. Die Ladevorgänge konnten zuverlässig gestartet werden, zudem sei die Preisgestaltung „übersichtlich und transparent“ – um deren Höhe ging es aber nicht. Einzig die fehlende Integration von Lade-Zwischenstopps in die Routenführung bemängelte „Connect“. Dennoch: „sehr gut“ mit 851 von 1.000 möglichen Punkten.
Das zweitplatzierte Maingau Energie konnte zwar mit einer übersichtlichen App und hohen Anzahl an Ladestationen punkten, Ladestopps können aber nicht in die Routenführung integriert werden – mit 794 Punkten ergibt das ein „gut“. In anderen Vergleichen ist Maingaus „EinfachStromLaden“ wegen der letzten Änderung des Tarifmodells zurückgefallen, sogar die Verbraucherzentrale Bund hat Maingau deshalb abgemahnt.
Bei dem drittplatzierten Shell Recharge (776 Punkte und „gut“) sieht „Connect“ die fehlende Routenführung zu den Ladepunkten sowie die fehlende Bezahlmöglichkeit mit Kreditkarte. Beim viertplatzierten Alpiq (571 Punkte und „ausreichend“) kam es offenbar zu App-Abstürzen und die Preisanzeige funktionierte nicht.
Smatrics in Österreich ohne Konkurrenz
Der beste EMP in Österreich ist laut „Connect“ Smatrics. Was allerdings nicht verwundert, denn Smatrics ist der einzige österreichische EMP – Wien Energie musste offenbar aus der Wertung genommen werden. Mit 701 Punkten fällt das Urteil aber nur „befriedigend“ aus, da an den Standorten teilweise die Nummerierung der Ladepunkte nicht eindeutig sei under freie Ladesäulen als besetzt angezeigt wurden.
In der Schweiz liegt der Anbieter Move, ein Gemeinschaftsunternehmen der Energiedienstleister Alpiq, ewb, Groupe E und Primeo Energie vorne – 777 Punkte ergeben ein „gut“. Der zweitplatzierte Anbieter Swisscharge liegt mit 773 Punkten jedoch nur knapp dahinter.
Als besten CPO haben die Tester in allen drei Ländern Ionity gekürt. Die Säulen hätten durch ein „ein überzeugendes Ladeerlebnis und eine hohe Zuverlässigkeit“ gepunktet. Potenzial für Verbesserungen gebe es bei Ausschilderung, Wetterschutz und Bezahlmöglichkeiten. Mit 855 Punkten schneidet Ionity in Deutschland aber besser ab als in Österreich (830 Punkte) oder der Schweiz (812 Punkte). In Österreich monierten die Tester, dass die Säulen zu wenig Informationen anzeigen (z.B. die Ladeleistung). In der Schweiz gab es zum Teil Abzüge, weil an einigen Standorten kein WC zur Verfügung stand.
In Deutschland folgten EnBW als CPO und Fastned auf den Plätzen zwei und drei, jeweils mit „guter“ Bewertung. Die Anbieter auf den Plätzen vier bis sieben (Allego, E.On, E-Wald und Comfortcharge) erhielten jeweils ein „befriedigend“, oft wegen technischer Probleme oder nicht funktionsfähiger Säulen.
Ergebnisse „insgesamt erfreulich“
In Österreich folgte nur zwei Punkte hinter Ionity der vor allem auf Westösterreich fokussierte Anbieter Da emobil. Kelag auf Platz 3 erzielte noch ein „gut“, die Ladepunkte von Smatrics – wie EnBW sowohl als EMP als auch als CPO unterwegs – konnten „nicht ganz überzeugen“. So waren etwa QR-Codes und Nummerierungen falsch angebracht, was nur ein „befriedigend“ ergab.
In der Schweiz folgte auf Ionity das Zürcher Unternehmen GoFast, hier bemängelten die Tester unterschiedliche Preise je nach Standort. Auf Platz 3 kommt Move (Platz 1 bei den EMP), bei den selbst betriebenen Ladepunkte waren teilweise die Kabel zu kurz und die Beschilderung sei „verbesserungswürdig“.
Insgesamt bezeichnet „Connect“ die Ergebnisse des zweiten Ladenetztests als „insgesamt erfreulich“. „Elektromobilität wird ohne vernünftiges Ladenetz und ohne Konnektivität kein Erfolg“, sagt Dirk Waasen, Herausgeber und Verlagsleiter bei „Connect“. „‚Connect‘ möchte in der Kooperation mit Umlaut durch hochqualitative Tests zu einer Verbesserung dieser Ladenetzinfrastruktur beitragen – so wie seit Jahrzehnten im Mobilfunk- und Festnetzbereich.“
connect.de
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