VW und Griechenland wollen Modellinsel für klimaneutrale Mobilität schaffen
Der VW-Konzern und die Regierung Griechenlands haben vereinbart, ein „wegweisendes Mobilitätssystem“ auf der Mittelmeerinsel Astypalea aufzubauen. Dazu soll das aktuelle Verkehrssystem der Insel auf E-Fahrzeuge und regenerative Energien umgestellt werden.
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Langfristig soll Astypalea so zu einer Modellinsel für klimaneutrale Mobilität werden, heißt es in einer Mitteilung. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde heute unterzeichnet.
Im Mittelpunkt des Projekts stehe ein Verkehrssystem mit smarten Mobilitätsdiensten wie einem ganzjährig arbeitenden elektrischen Ridesharing-Dienst, der den „heute noch sehr begrenzten Busverkehr“ attraktiver machen soll. Zusammen mit lokalen Partnern werde zudem ein Teil der konventionellen Fahrzeugvermietung in ein Carsharing umgewandelt, das neben E-Autos auch E-Roller der Konzernmarke Seat sowie E-Bikes anbieten soll.
Allein durch diese Vorhaben soll die Fahrzeugflotte auf der Insel deutlich reduziert werden. Insgesamt sollen rund 1.500 Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren durch rund 1.000 Elektrofahrzeuge ersetzt werden. Doch damit nicht genug der Elektrifizierung: Auch Nutzfahrzeuge der lokalen Wirtschaft sowie Behördenfahrzeuge – wie Polizei, Krankenwagen und der Fuhrpark des öffentlichen Sektors – sollen elektrifiziert werden. Volkswagen will zudem auf der gesamten Insel die Wallboxen von Elli installieren, „um eine umfassende Ladeinfrastruktur zu gewährleisten“.
Das Projekt diene als „Blaupause für die Dekarbonisierungsstrategie von Volkswagen“ und wird daher vom unabhängigen Nachhaltigkeitsbeirat des Konzerns nachdrücklich unterstützt“. Margo T. Oge, Mitglied des Nachhaltigkeitsbeirats und ehemalige Direktorin des Office of Transportation Air Quality der US-Umweltschutzbehörde EPA (Environmental Protection Agency): „Der Klimawandel stellt eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit dar. E-Mobilität in Verbindung mit erneuerbaren Energien wird dazu beitragen, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verringern. Es gibt ein Sprichwort von Aristoteles: ‚In unseren dunkelsten Momenten müssen wir uns konzentrieren, um das Licht zu sehen.‘ Das Projekt Astypalea ist ein Licht in der Dunkelheit und wird dazu beitragen, die saubere Mobilität der Zukunft aufzuzeigen.“
Astypalea ist eine Insel in der südlichen Ägäis mit einer Fläche von etwa 100 Quadratkilometern, etwa vergleichbar mit der Insel Sylt. Sie hat ca. 1.300 Einwohner und wird jährlich von etwa 72.000 Touristen besucht. Astypalea verfügt derzeit nur über ein sehr eingeschränktes öffentliches Verkehrsangebot mit zwei Bussen, die nur einen kleinen Teil der Insel bedienen. Gegenwärtig wird der Energiebedarf fast vollständig aus fossilen Energiequellen gedeckt. In Zukunft soll die Insel eine Vorreiterrolle für nachhaltigen Tourismus übernehmen. Ein wesentlicher Pfeiler sei dabei der Umstieg auf nachhaltige Mobilität. Die Republik Griechenland unterstützt diesen Wandel im Rahmen ihres Nationalen Energie- und Klimaplans.
Update 03.06.2021: Nachdem der Volkswagen-Konzern und die Regierung Griechenlands vereinbart hatten, die Mittelmeerinsel Astypalea zu einer Modellinsel für klimaneutrale Mobilität umwandeln zu wollen, wird es nun konkret: Es wurden die ersten Elektrofahrzeuge in Betrieb genommen, die sowohl bei der Polizei als auch am Flughafen und bei der Inselverwaltung zum Einsatz kommen. Gleichzeitig gingen die ersten privaten und öffentlichen Ladepunkte ans Netz.
Der Verkauf an Privatkunden startet Ende Juni. Zur Auswahl stehen dann die VW-Elektromodelle e-Up, ID.3 und ID.4 sowie der Seat Mó eScooter 125. Die griechische Regierung unterstützt den Umstieg auf die E-Mobilität zudem mit Kaufprämien. Im nächsten Schritt sollen dann auch die neuen Mobilitätsdienste starten: Sowohl das vollelektrische Carsharing als auch der Ridesharing-Dienst befinden sich bereits in Vorbereitung.
Wissenschaftler der Universität der Ägäis (Griechenland) und der Universität Strathclyde (Schottland) werden die Transformation auf Astypalea begleiten und systematisch auswerten. Im Fokus der Studie stehen die Menschen von Astypalea und ihre Einstellungen zur Transformation. Eine Reihe von Umfragen sollen die allgemeinen Ansichten zur E-Mobilität und die Bereitschaft zum Wechsel auf ein E-Fahrzeug untersuchen. So soll ein tieferes Verständnis der wichtigsten Treiber und Hürden für die Transformation gewonnen werden. Die Ergebnisse der Studie sollen anschließend auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden und könnten so anderen Regionen dabei helfen, den Übergang zur E-Mobilität zu beschleunigen.
In den kommenden fünf Jahren soll Astypalea zu einer smarten, nachhaltigen Insel umgebaut werden. Die Mobilität werde elektrisch, betrieben mit vor Ort produziertem Grünstrom. Neue Mobilitätsdienste wie Carsharing und Ridesharing sollen die bisherige, „rudimentäre“ Buslinie ersetzen. In Summe soll nicht nur die Mobilität verbessert werden, sondern auch die Zahl der Fahrzeuge auf der Insel um rund ein Drittel sinken.
Update 21.04.2022: Der Plan des Volkswagen-Konzerns und der Regierung Griechenlands, Astypalea zu einer Modellinsel für klimaneutrale Mobilität umzuwandeln, geht in nächste Runde: Volkswagen hat nun auf der griechischen Insel die ersten Elektrofahrzeuge an Privatkunden geliefert. Konkret handelte es sich dabei um die Modelle ID.3, ID.4, e-up sowie den Seat MÓ eScooter 125. Damit wächst die E-Flotte auf Astypalea weiter, nachdem die örtlichen Behörden bereits seit dem Vorjahr mit E-Fahrzeugen unterwegs sind.
Bei dem ersten Privatkunden-Fahrzeug handelt es sich um einen türkisfarbenen ID.3 Pure, also die Basisversion mit 45 kWh. Thanos Papagiannis, der erste ID.3-Kunde auf Astypalea, hat sich bewusst für diese Variante entschieden. „Für Astypalea ist die E-Mobilität perfekt geeignet. Die Strecken sind kurz, der Stromverbrauch niedrig und das Ladenetz inzwischen sehr gut ausgebaut“, sagt Papagiannis. „Ich hoffe, dass wir mit diesem Projekt auch andere Regionen für mehr Klimaschutz und die E-Mobilität begeistern können.“ Der ID.3 ersetzt einen alten Golf 3.
Maik Stephan, Head of Business Development des Volkswagen Konzerns und Projektleiter, betont: „Astypalea ist ein Zukunftslabor für die Mobilität von Morgen. Wir erleben hier den gleichen Wandel wie überall in Europa, nur in wesentlich kürzer Zeit. Wenn jetzt die ersten Privatkunden elektrisch unterwegs sind, dann wird sich schnell herumsprechen, wie faszinierend die E-Mobilität ist.“
Update 03.06.2022: Der Plan des Volkswagen-Konzerns und der Regierung Griechenlands, Astypalea zu einer Modellinsel für klimaneutrale Mobilität umzuwandeln, geht mit dem Start von zwei Mobilitätsdiensten in nächste Phase. Der nun in Betrieb genommene Ridesharing-Dienst Astybus und das Vehicle-Sharing Astygo arbeiten ausschließlich mit vollelektrischen Fahrzeugen. Bei Astybus werden fünf ID. Buzz zum Einsatz kommen, sobald er seinen Marktstart im Herbst 2022 hat. Bis dahin wird der Dienst mit dem ID.4 betrieben. Über Astygo können Kunden sowohl E-Autos von VW als auch E-Scooter von Seat MÓ und E-Bikes von Ducati ausleihen. Die Buchung erfolgt per Smartphone über die integrierte App Astymove.
Bis 2026 soll die Insel schrittweise auf smarte, nachhaltige Mobilität umgestellt und das Energiesystem vollständig erneuert werden. Dafür wurde kürzlich auch ein zweiter Solarpark in Betrieb genommen, der grünen Strom für die Sharing-Fahrzeuge und die privaten E-Autos (siehe Update vom 21.04.2022) erzeugen soll. Gleichzeitig hat die europaweite Ausschreibung für die weitere Transformation des Energiesystems begonnen. Bis 2023 soll ein großer Solarpark entstehen, der rund drei Megawatt Grünstrom liefert. Damit werden dann 100 Prozent des Energiebedarfs für die E-Mobilität und mehr als 50 Prozent des allgemeinen Energiebedarfs der Inseln abgedeckt.
„Hier auf Astypalea führen wir neue Mobilitätsdienste als nächsten Schritt hin zum Transportsystem der Zukunft ein“, sagt VW-Chef Herbert Diess bei einem Besuch der Insel. „Es ist schön zu sehen, wie das Projekt wächst und die Menschen bereit sind, ihr Verhalten zu ändern. Es zeigt, dass eine schnelle Transformation hin zu grüner Mobilität und Energie machbar ist, wenn Unternehmen und Regierungen Hand in Hand arbeiten.“
Update 14.06.2023: Die Maßnahmen zur Transformation der griechischen Mittelmeerinsel Astypalea zu einer Modellinsel für klimaneutrale Mobilität sind inzwischen nahezu vollständig umgesetzt. Dazu zählen insbesondere der Aufbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur, das Förderprogramm für Privatkunden und Unternehmen, die Elektrifizierung der Behörden-Fahrzeuge u.a. von Polizei und Flughafen-Verwaltung sowie die Mobilitätsdienste ASTYBUS und astyGO. Die Zahl der E-Fahrzeuge auf der kleinen Insel ist innerhalb kurzer Zeit von null auf 84 gestiegen. Praktisch alle Neuwagen, die auf Astypalea zugelassen werden, sind inzwischen reine E-Autos.
Der nächste Schritt ist die Erneuerung des Energiesystems, das schrittweise auf lokal erzeugten, regenerativen Strom umgestellt werden soll. Bislang gibt es zwei kleinere Solaranlagen, die unter anderem den Grünstrom für die aktuelle E-Flotte liefern. Der nächste Meilenstein ist der Aufbau eines hybriden Energiesystems, das 2024 ans Netz gehen soll und aus einem Solarpark mit 3,5 Megawatt Leistung pro Jahr und einem Batteriespeicher bestehen wird. Der Solarpark wird künftig 100 Prozent des Energiebedarfs für die E-Mobilität und bis zu 60 Prozent des allgemeinen Energiebedarfs der Insel abdecken. Die europaweite Ausschreibung für das Energieprojekt wurde vor kurzem abgeschlossen.
Bis 2026 soll das Energiesystem weiter ausgebaut werden und in der finalen Stufe mindestens 80 Prozent des gesamten Energiebedarfs decken. Bislang wird die Insel vorwiegend mit Strom aus Dieselgeneratoren versorgt, die bis zu 5.000 Tonnen CO2 pro Jahr emittieren.
Die wissenschaftliche Begleitstudie zeigt eine hohe Zustimmung zur Transformation: 80 Prozent der Menschen auf Astypalea sehen E-Mobilität und Mobilitätsdienste positiv. Das sei eine signifikante Verbesserung gegenüber der ersten Umfrage zu Beginn des Projekts 2021 und zeige, wie wichtig die fundierte Aufklärung über neue Technologien und Dienstleistungen ist, so Volkswagen in einer Mitteilung.
Maik Stephan, Head of Business Development des Volkswagen Konzerns, sagt: “Viele Veränderungen auf Astypalea werden wir in den kommenden zwei Jahrzehnten auch in anderen Regionen Europas erleben. Besonders eindrucksvoll ist der Stimmungsumschwung der Menschen von anfänglicher Skepsis hin zu großer Zustimmung innerhalb von nur zwei Jahren. Das zeigt: Eine schnelle Transformation ist möglich, wenn Unternehmen, Politik und Gesellschaft an einem Strang ziehen.“
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