ElectReon baut weitere Pilot-Strecke auf italienischer Autobahn
Die auf die induktive Ladung von E-Fahrzeugen spezialisierte israelische Firma ElectReon Wireless hat mit dem italienischen Infrastruktur-Unternehmen Societa’ di Progetto Brebemi eine Absichtserklärung unterzeichnet. Im ersten Schritt ist ein Kilometer Teststrecke geplant, es könnten aber bis zu 62 Kilometer werden.
Laut der Absichtserklärung soll zunächst im Rahmen eines Pilotprojekts ein ein Kilometer langer Testabschnitt der Autobahn A35 zwischen Brescia und Mailand mit der Technik von ElectReon ausgestattet werden. Verläuft das Pilotprojekt erfolgreich, könnte später die gesamte Länge der A35 von 62 Kilometern folgen.
Wie ElectReon am Sonntag mitteilte, wurde die Vereinbarung mit Brebemi bereits im Januar unterzeichnet und trat am 30. Oktober in Kraft. Das Pilotprojekt ist auf 36 Monate angesetzt. „Ziel des Piloten ist es, die Anwendbarkeit der Technologie im Zusammenhang mit mautpflichtigen Straßen zu testen“, heißt es in der Mitteilung. „Brebemi wird die Kosten des Piloten tragen, und das Unternehmen [ElectReon Wireless, Anm. d. Red.] wird das drahtlose elektrische Straßensystem bereitstellen sowie bei der Installation behilflich sein und Analyse- und technische Testservices bereitstellen.“
Einem israelischen Medienbericht zufolge wird der Wert des gesamten Projekts auf potenziell bis zu 97,5 Millionen Dollar geschätzt, derzeit also rund 82 Millionen Euro. Mit einer Streckenlänge von 62 Kilometern könnte sich insgesamt – beide Fahrtrichtungen und einige angrenzende Abschnitte mit eingerechnet – eine verbaute Strecke von 150 Kilometern ergeben.
Aber: Damit Elektrofahrzeuge die Ladespulen nutzen können, müssen sie mit einem induktiven Lade-Pad – von ElectReon Rezeptor genannt – ausgestattet sein. Dazu kommt, dass es sich bei den bisherigen Teststrecken nicht um Autobahnen gehandelt hat. Die Fahrzeuge sind dort deutlich langsamer unterwegs.
„Dies ist unser erstes Projekt mit einem Mautunternehmen und dies stellt einen neuen Markt für uns dar“, sagte Oren Ezer, Mitbegründer und CEO von ElectReon. „Die Vereinbarung mit Brebemi ist eine Fortsetzung der Strategie des Unternehmens, Partnerschaften mit führenden Organisationen auf der ganzen Welt aufzubauen.“
In Israel hat ElectReon aktuell zwei Straßenabschnitte mit seiner Technologie präpariert: Ein 20 Meter langes Stück in der israelischen Siedlung Beit Yanai am Mittelmeer, auf dem 2019 Tests mit einem Renault Zoe absolviert wurden. Und eine 600 Meter lange Strecke in Tel Aviv, die das Herzstück eines Pilotprojekts mit der Dan Bus Company ist. Technische Daten zu der induktiven Ladelösung in Tel Aviv gehen aus den israelischen Medienberichten zum Projektstart übrigens nicht hervor. Es ist also nicht bekannt, wie viel Energie die E-Busse während der 600 Meter über den Induktionsspulen aufnehmen.
In Europa ist die Technologie von ElectReon ansonsten bereits in Schweden in der Erprobung. 2019 wurde im Zuge eines öffentlich-privaten Projekts der Bau einer 1,6 Kilometer langen Teststrecke zwischen dem Flughafen und dem Zentrum der Stadt Visby an der Westküste der schwedischen Ostseeinsel Gotland begonnen. Diesen Herbst läuten die Partner nun bereits die nächste Projektphase ein. Demnach wollen sie nun eine 4,1 km lange Strecke mit Spulen ausstatten. Die Spulen selbst messen bis zu 1,6 Kilometer. Statt eines bis dato erprobten 40-Tonners soll in der nächsten Phase ein elektrischer Shuttlebus unterwegs geladen werden, der zwischen Innenstadt und Flughafen verkehrt.
Erst Anfang Oktober hatte ElectReon mit dem Straßenbauunternehmen Eurovia eine Vereinbarung zum Bau von drahtlosen elektrischen Straßensystemen in Deutschland, Frankreich und Belgien unterzeichnet.
calcalistech.com, electreon.com (PDF)
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