Ford E-Transit soll „elektrisches Arbeitspferd“ werden
Ford hat die Elektro-Version seines Transporter-Modells Transit präsentiert, die Ende 2021 in den Handel kommen soll. Angeboten werden acht Konfigurationen, darunter drei Höhen- und drei Längen-Varianten. Der Basispreis soll in den USA unter 45.000 Dollar liegen. In Europa soll er im Frühjahr 2022 auf den Markt kommen.
Ford gibt an, den E-Transit des Modelljahrgangs 2022 „mit Erkenntnissen aus 30 Millionen Meilen Kundentelematikdaten“ entwickelt zu haben und ist nach eigenen Angaben davon überzeugt, mit dem Serienmodell „die richtige Reichweite basierend auf den Flottenanforderungen bereitzustellen“. In der Mitteilung geben die Amerikaner für die Version mit niedrigem Dach eine Reichweite von bis zu 126 Meilen, also 203 Kilometer, an. Mit dem mittleren Dach (mehr Laderaum, aber aerodynamisch schlechter) sind es noch 116 Meilen (187 Kilometer), mit dem Hochdach noch 108 Meilen (174 Kilometer).
In der deutschen Mitteilung spricht Ford für Europa von voraussichtlich bis zu 350 Kilometern WLTP-Reichweite. Diese Angabe ist aber noch nicht final, da das Modell noch nicht homologiert ist. Zudem geben die strengeren EPA-Werte aus den USA meist einen besseren Eindruck davon, was in der Praxis möglich ist. Übrigens: Während in der US-Mitteilung Preise von weniger als 45.000 Dollar genannt werden, nennt Ford in der deutschen Mitteilung für Europa noch keinen Preis.
Der Laderaum fasst zwischen 246,7 (kurzer Radstand, niedriges Dach) und 487,3 Kubikfuß (langer Radstand, hohes Dach) oder umgerechnet zwischen sieben und 13,8 Kubikmeter. In der deutschen Mitteilung ist von bis zu 15,1 Kubikmetern die Rede. Insgesamt gibt es bei dem geschlossenen Transporter fünf Versionen: kurz/niedrig, mittel/niedrig, mittel/mittel, mittel/hoch und lang/hoch. Im Laderaum selbst soll der E-Transit die selben Befestigungspunkte und Nutzwert bieten wie die Verbrenner-Modelle.
Für die Transporter soll die maximale Nutzlast bei 3.800 Pfund, also über 1,7 Tonnen, liegen – das gilt nur für die Version kurz/niedrig. Beim größten Modell sind es nur noch 3.240 Pfund, also 1,47 Tonnen. Für die Fahrgestell-Version für Aufbauten gibt Ford bis zu 4.290 Pfund (1,945 Tonnen) an. Für Deutschland nennt Ford bei den Kastenwagen eine maximale Nutzlast von 1.616 Kilogramm und 1.967 Kilogramm für die Fahrgestelle.
Wenn der E-Tranist Ende 2021 auf den Markt kommen soll, wird eine 67 kWh netto große Batterie in dem Elektro-Transporter verbaut sein. Dabei wird der große Van über einen für das Segment ungewöhnlich starken Elektromotor verfügen: Die Leistung gibt Ford mit 198 kW und das Drehmoment mit umgerechnet 430 Nm an (Originalangabe: 317 lb.-ft.). Zum Vergleich: Ein Mercedes E-Sprinter leistet 85 kW, der VW e-Crafter 100 kW. Beim E-Transit ist der Elektromotor zudem an der Hinterachse verbaut.
An einer Gleichstrom-Ladesäule soll der E-Transit mit maximal 115 kW laden können, womit in zehn Minuten Strom für 30 Meilen/48 Kilometer und in 15 Minuten für 45 Meilen/72 Kilometer in den Akku fließen soll. Immerhin scheint das Batteriemanagement angesichts dieser Angaben in den ersten 15 Minuten nicht die Ladeleistung reduzieren zu müssen. Von 15 auf 80 Prozent soll es 34 Minuten dauern, das entspricht einer durchschnittlichen Ladeleistung von immerhin 77 kW.
Die maximale AC-Ladeleistung liegt bei 10,5 kW, damit soll der E-Transit an einer „Ford Connected Charge“-Wallbox in acht Stunden vollständig geladen sein. In den USA wird das Fahrzeug ab Werk mit einem „Ford Mobile Charger“ ausgeliefert werden, damit das Fahrzeug an den dort üblichen Steckdosen mit 120 oder 240 Volt geladen werden kann. Hier liegt die Ladegeschwindigkeit bei 16 bzw. 24 Kilometern pro Stunde.
Der Strom aus dem HV-Speicher soll aber nicht nur für den Antrieb eingesetzt werden können. Optional soll es für nordamerikansiche Kunden eine „Pro Power Onboard“-Steckdose geben. Diese soll bis zu 2,4 kW Leistung abgeben können, was für Werkzeuge und Geräte auf Baustellen ausreichen soll. Als Beispiele nennt Ford einen Bandschleifer oder eine Kreissäge. In der deutschen Mitteilung ist die Leistung des Onboard-Generators mit 2,3 kW angegeben.
Über ein LTE-Modul wollen die Amerikaner einige Connectivity-Services ermöglichen. Ford Commercial Solutions bietet etwa einen auf Elektrofahrzeuge optimierten Telematikdienst oder ein Flotten-Tool, mit dem der Einsatz der Fahrzeuge optimiert werden soll. Dazu kommen Elektro-spezifische Dienste für den Fahrer, wie etwa die Vorkonditionierung des Fahrzeugs per App, das Kontrollieren des Ladevorgangs, aber auch das Übersenden von Ladeberichten an den Flottenmanager.
Im Innenraum soll der E-Transporter über einen zwölf Zoll großen Touchscreen mit Fords eigenem Sync-4-System verfügen. Das Navigationssystem ist dauerhaft mit der Cloud verbunden, etwa für genauere Verkehrsdaten. Von der Internetanbindung soll auch die Sprachsteuerung profitieren. Zudem soll das Sync-System „over the air“ updatefähig sein und so immer aktuell bleiben.
Als Sicherheitsausstattung verfügt der E-Transit über eine Totwinkel-Überwachung, eine 360-Grad-Kamera (um Rangierunfälle zu vermeiden) sowie einen Reverse-Brake-Assist. Zudem sind ein Spurhaltesystem und ein Kollisionswarner verbaut, der im Zweifel auch Notbremsungen einleitet. Was einigen Transporter-Fahrern weniger gefallen könnte: Mit dem optionalen „intelligenten Geschwindigkeitsassistenten“ kann der E-Transit nicht nur die aktuell erlaubte Geschwindigkeit erkennen, sondern die eigene Geschwindigkeit auch entsprechend anpassen. Aktiviert (und deaktiviert) wird diese Funktion wohl vom Flottenmanager, nicht vom Fahrer.
US-Preise sollen unter 45.000 Dollar starten
Gebaut wird der E-Transit für Nordamerika in Kansas City, dort investiert Ford 100 Millionen Euro in den Umbau der Fertigungsanlagen. Die Lage des Werks ist wichtig, denn Ford gibt an, dass sich in einem Umkreis von 45 Kilometern um das Werk 13 spezialisierte Ausrüster befinden, welche die Fahrzeuge mit den kundenspezifischen Aufbauten im Laderaum versehen sollen. Die Mehrheit der im vergangenen Jahr verkauften US-Transits sei an einen solchen Ausrüster gegangen, bevor der Kunde die Fahrzeuge übernommen hat – auch bei Leasing-Fahrzeugen.
Für Europa soll der E-Transit im Ford Otosan-Werk Kocaeli (Türkei) gebaut werden. Laut Ford soll die Montage auf einer eigenen Linie erfolgen. Im gleichen Werk wird auch der bereits erhältliche Transit Custom Plug-in-Hybrid gebaut.
„Ford ist Nordamerikas und Europas führender Anbieter von Nutzfahrzeugen und Lieferwagen. Daher ist der Übergang von Flottenfahrzeugen zu emissionsfreien Fahrzeugen, insbesondere für das schnell wachsende Last-Mile-Liefersegment, entscheidend, um unser Ziel der CO2-Neutralität bis 2050 zu erreichen“, sagt Ford-CEO Jim Farley. „Ford ist bereit, diesen Wandel anzuführen, angefangen mit dem vollelektrischen Transit und dem vollelektrischen F-150, der auf dem Weg ist.“
ford.com, presseportal.de
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