Volkswagen reserviert 35 Milliarden Euro für E-Mobilität

Volkswagen will im Zuge seiner neuesten Investitions-Planungsrunde für 2021 bis 2025 rund 73 Milliarden Euro in die Zukunftsthemen E-Mobilität, Hybridisierung und Digitalisierung stecken. Für die Elektromobilität sind nun 35 Milliarden Euro veranschlagt – zwei Milliarden Euro mehr als bisher. Mit dem Geld soll ab 2023 in Emden auch ein Elektro-Viertürer namens ID. Aero gebaut werden.

Das gab der Konzern nach der jüngsten Sitzung des Aufsichtsrats bekannt. Allein in die E-Mobilität will der Autokonzern erwähnte 35 Milliarden Euro pumpen. Für die Hybridisierung des Modellportfolios sind weitere rund 11 Milliarden Euro eingeplant. Allen voran wird Volkswagen aber die Schlagzahl im Feld der Digitalisierung erhöhen. Das zeigt sich im Vergleich zur Planungsrunde im Vorjahr: Seinerzeit wurde für das Feld der E-Mobilität mit 33 Milliarden Euro eine ähnlich hohe Summe veranschlagt wie jetzt. In puncto Digitalisierung will Volkswagen nun jedoch bis Mitte des Jahrzehnts rund 27 Milliarden Euro pumpen – und damit etwa doppelt so viel wie noch im vorherigen Planungszeitraum.

Die rund 73 Milliarden Euro entsprechen den Wolfsburgern zufolge etwa 50 Prozent aller avisierter Investitionen in Sachanlagen und der gesamten Forschungs- und Entwicklungskosten im Planungszeitraum. Das bedeutet eine neuerliche Aufwertung der drei genannten Zukunftsfelder gegenüber den vorangegangenen Planungsrunden (2020 – 2024 knapp 60 Milliarden Euro, gut 40 Prozent der Gesamtausgaben / 2019 – 2023, 44 Milliarden Euro, 30 Prozent der Gesamtausgaben). Nicht in den Planungen enthalten sind die Joint-Venture-Gesellschaften in China, da diese Investitionen in Werke und Produkte aus eigenen Mitteln finanzieren.

„Wir haben bereits frühzeitig die Weichen für eine Batterie-elektrische Zukunft im Volkswagen Konzern gestellt und sind heute mit unseren E-Antriebsplattformen und unseren E-Modellen weltweit führend“, sagt Vorstandsvorsitzender Herbert Diess angesichts der präsentierten Planung. „In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, auch bei der Software im Fahrzeug eine Spitzenposition einzunehmen. Nur als digitaler Mobilitätskonzern können wir den Bedürfnissen der Menschen nach individueller, nachhaltiger und vollvernetzter Mobilität in Zukunft gerecht werden. Dafür haben wir jetzt die Investitionen in die Digitalisierung verdoppelt.“

Volkswagen nennt im Zuge der neuesten Investitions-Planungsrunde auch neue Standortentscheidungen für den Bau künftiger Elektrofahrzeuge. So sollen bei Volkswagen Nutzfahrzeuge am Standort Hannover künftig neben dem vollelektrischen ID. Buzz auch drei vollelektrische D-SUV-Modelle für andere Konzernmarken gebaut werden. Im VW-Werk in Emden strebt der Autokonzern neben der Fertigung des ID.4 ab 2023 den Bau des ID. Aero in Passat-Größe an – entsprechende Gerüchte über die Fertigung des E-Viertürers in Emden gab es bereits 2018. Jetzt erfolgt also die öffentliche Bestätigung, in der Mitteilung nennt der Konzern das Modell schlicht „Volkswagen Aero“, also ohne das bisher übliche ID.-Kürzel. Möglich ist, dass sich das Modell auch an den 2019 in LA gezeigten ID. Space Vizzion anlehnt. Gleichzeitig weicht der derzeit in Emden gefertigte Passat ab 2023 in das slowakische Bratislava aus. Für das Werk in Salzgitter bekräftigte der Konzern die Milliarden-Investition in den Aufbau einer Batteriezell-Fertigung gemeinsam mit Northvolt.

Volkswagen erneuert zudem das Ziel, bis 2030 rund 70 reine E-Modelle auf den Markt zu bringen. „Etwa 20 davon sind bereits angelaufen“, heißt es aktuell aus der Konzernzentrale. Zudem seien bis Ende des Jahrzehnts insgesamt rund 60 Hybridfahrzeuge geplant, von denen etwas mehr als die Hälfte bereits produziert werde. Weiter präzisieren die Wolfsburger, dass sie bei reinen Elektrofahrzeugen bis 2030 mit einer Stückzahl von 26 Millionen Einheiten rechnen, 19 Millionen davon auf Basis des Modularen E-Antriebsbaukastens (MEB) und ein Großteil der weiteren sieben Millionen Fahrzeuge auf Basis der PPE-Plattform. Bei den Hybridfahrzeugen rechnet der Konzern im selben Zeitraum mit rund sieben Millionen Einheiten.

Mit den geplanten Ausgaben im Digitalbereich will Volkswagen unter anderem die in diesem Jahr gestartete Car.Software-Organisation adressieren, die unter anderem ein standardisiertes Betriebssystem für die Fahrzeuge der Konzernmarken entwickelt. Zuerst sei dessen Einsatz im Audi-Projekt Artemis in 2024 geplant, teilen die Wolfsburger mit. Der Eigenanteil bei der Software solle von 10 auf 60 Prozent steigen. Darüber hinaus fließt im Bereich Digitalisierung ein großer Teil der Mittel in die Themen Künstliche Intelligenz, Autonomes Fahren sowie die Digitalisierung von Unternehmensprozessen. Deutlich wird: Software-Probleme wie beim Marktstart des ID.3 und nun angeblich auch beim ID.Charger will sich der Großkonzern künftig nicht mehr erlauben.

Der Planungsrunde zu Grunde legt Volkswagen freilich die Erwartung, dass die globale Wirtschaft über die nächsten fünf Jahre moderat wächst. Finanziell gestemmt werden soll die eingeleitete Transformation des Konzerns durch eine geschätzte Steigerung der Produktivität um 30 Prozent sowie Einsparungen in der Verwaltung und die Anpassung des Produktportfolios. So kündigen die Wolfsburger an, wenig nachgefragte Modellvarianten, Motor-Getriebe-Kombinationen und Ausstattungen zu streichen, „um die Komplexität zu reduzieren und die Portfolioeffizienz zu steigern“.
volkswagen-newsroom.com

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