Volkswagen kündigt Elektro-Kombi für 2023 an
Nachdem VW vergangene Woche im Zuge seiner neuesten Investitions-Planungsrunde angekündigt hatte, dass ab 2023 in Emden auch das Elektro-Modell Aero gebaut werden wird, hat Markenchef Ralf Brandstätter nähere Details genannt: Das Modell kommt demnach als Aero B sowie als Aero B Shooting Brake auf den Markt – zwei Jahre später als zunächst geplant.
Bei dem Aero B Shooting Brake handelt es sich laut dem Markenchef um den ersten elektrischen Variant im Markt. „Edel und geräumig wie ein Phaeton, dazu riesiges Kofferraumvolumen. Und mit 700 Kilometern ist er ein echter Reichweiten-Hero“, so Brandstätter auf LinkedIn. Besonders der nun gezeigte Aero B Shooting Brake erinnert sehr stark an die Studie ID. Space Vizzion, die VW im November 2019 im Vorfeld der LA Auto Show enthüllt hatte. Was Brandstätter in seinem Post aber nicht erwähnte: Damals war noch von 2021 die Rede, nun hat Volkswagen den Aero B für 2023 angekündigt – es gibt also mindestens zwei Jahre Verzögerung.
Aber: Im Gegenzug hat Volkswagen bei der Normreichweite nachgelegt. Während für den ID. Space Vizzion eine WLTP-Reichweite von 590 Kilometern in Aussicht gestellt wurde (mit der MEB-Batterievariante 82 kWh brutto/77 kWh netto), nennt Brandstätter nun 700 Kilometer. Weitere technische Daten zu dem Modell nennt der VW-Markenchef aber nicht. Somit ist unklar, ob Volkswagen schlichtweg eine größere Batterie verbaut oder die Reichweitensteigerung über andere Maßnahmen (Brandstätter erwähnt einen „top cW-Wert“) erreichen will.
Der VW-Markenchef deutet aber an, dass es eine Kombination verschiedener Faktoren ist: „Der Aero B ist unsere Interpretation von nachhaltig Premium“, so Brandstätter. „Er punktet in allen Dimensionen elektrischer Performance: Dank unseres kontinuierlich verbesserten MEBs lässt er sich superschnell laden und bietet von allem ein bisschen mehr: mehr Platz, mehr Reichweite, mehr Beschleunigung und mehr Höchstgeschwindigkeit.“ Eine Definition von „superschnell laden“ lieferte Brandstätter aber nicht. Bisher laden die MEB-Modelle mit maximal 125 kW mit der 77-kWh-Batterie.
Bleiben also nur die Daten der Studie von 2019, damals nannten die Wolfsburger einen cW-Wert von 0,24. Mit 4,96 Metern sprengt der Kombi die Grenze der Mittelklasse (eine Mercedes E-Klasse ist in etwa genauso lang) und überragt den aktuellen Passat um ganze 19 Zentimeter. Das Ladevolumen der Studie lag mit 596 Litern aber unter den 650 Litern des Passat Variant.
In Emden, dem aktuellen Produktionsort des Passats, soll bald der ID.4 gebaut werden. Der Aero B als Limousine und der Shooting Brake sollen 2023 wie vergangene Woche bei der Verkündung der Investitionsplanung angekündigt folgen. „Damit geben wir ein klares Commitment zur Bedeutung des Standorts und für zukunftssichere Beschäftigung“, so Brandstätter. Die Produktion des Passats muss im Gegenzug in das slowakische Werk in Bratislava weichen. Dort wird er künftig gemeinsam mit dem Skoda Superb gebaut – auch das große Skoda-Modell wird in die Slowakei verlegt, weil das Unternehmen die tschechischen Werke für andere Modelle benötigt.
Auch zum ID.4 gibt es eine neue Aussage von Volkswagen. Das E-SUV soll das vorerst einzige „Weltauto“ der Wolfsburger bleiben. Die 2021 geplante Coupé-Variante ID.5 wird VW vorerst nicht weltweit ausrollen. „Dafür wäre es noch zu früh. Und aktuell ist das auch nicht geplant“, sagte VW-E-Mobilitäts-Vorstand Thomas Ulbrich gegenüber der „Automobilwoche“. „Weltweit kommt erst einmal das Grundmodell, und das ist der ID.4.“
Der ID.5 hingegen solle zunächst nur in Europa gebaut und auch nur hier verkauft werden. Wie die „Automobilwoche“ spekuliert, könnte das SUV-Coupé parallel zum ID.3 und ID.4 in Zwickau gebaut werden. Der ID.4 wird bekanntlich neben Zwickau künftig auch in Emden gefertigt. Zudem ist in China die Produktion zweier ID.4-Versionen angelaufen (je eine von SAIC-VW und eine von FAW-VW), ab 2022 soll der ID.4 auch in den USA im Werk Chattanooga gebaut werden.
Für die Produktion der beiden China-Versionen des ID.4 hat die Volkswagen Group Components die Produktion von E-Antrieben in China gestartet. Ab sofort wird im Komponentenwerk Tianjin der auf dem Modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) basierende Antrieb APP 310 gefertigt. Er kommt in den Modellvarianten des Volkswagen ID.4 der Partner FAW (ID.4 Crozz) und SAIC (ID.4 X) zum Einsatz. Künftige MEB-Modelle des Konzerns für China werden ebenfalls lokal beliefert. Den APP 310-Motor für die aktuellen und künftigen MEB-Modelle in Europa und Nordamerika fertigt das Leitwerk für elektrische Antriebe der Komponente in Kassel.
linkedin.com (Aero B), automobilwoche.de (Ulbrich/ID.5), volkswagen-newsroom.com (Komponentenfertigung China)
5 Kommentare