Audi und Jaguar zeigen Formel-E-Rennwagen für 2021
Mit Audi und Jaguar haben die ersten Hersteller ihre Formel-E-Rennwagen für die kommende Saison vorgestellt. Anstatt kalenderübergreifend wird die Saison 7 wegen der Corona-Pandemie erstmals nur 2021 ausgetragen. Audi startet dabei zum ersten Mal mit einem eigenen Antrieb.
Das kündigte Audi in dieser Woche bei der Vorstellung des e-tron FE07 an. Der eigene Antriebsstrang ist auch die Folge des im April angekündigten Rückzugs aus der DTM – dieser wurde unter anderem damit begründet, dass man sich auf den Werkseinsatz in der Formel E konzentrieren wolle. Die frei gewordene Kapazität im Motorsport-Zentrum in Neuburg an der Donau wurde unter anderem in den MGU05 genannten Antriebsstrang gesteckt.
Bisher bezog Audi, das seit 2017 als Werksteam in der Formel E vertreten ist, den Antriebsstrang von Kooperationspartner Schaeffler. Der Zulieferer aus Herzogenaurach hatte seit der ersten Saison mit Abt Sportsline zusammengearbeitet und auch nach der Audi-Übernahme den Antrieb entwickelt. Schaeffler bleibt aber in der Saison 7 als Partner und Sponsor an Bord. „Mit Blick auf die Entwicklung der Technologie hielten wir den Zeitpunkt jetzt für richtig, alles unter einem Dach zu machen“, sagte Audi-Teamchef Allan McNish. „Das wird sich kurz- und langfristig auszahlen.“
Die Leistung des E-Motors ist per Reglement begrenzt, daher mussten die Audi-Ingenieure andere Bereiche verbessern. Wie Audi jetzt mitteilt, soll der neue Antrieb deutlich leichter sein und mit der neuen Anordnung der Komponenten besser in das Auto integriert werden können – was auch Folgen für die Hinterradaufhängung hat. Die Gewichtseinsparung habe man „direkt zugunsten einer verbesserten Effizienz in die neue MGU reinvestieren“ können. Demnach wiegt die Einheit aus MGU (Motor Generator Unit) und dem Inverter unter 35 Kilogramm – bei über 250 kW Leistung.
Laut Audi habe derMGU05-Antriebsstrang eine Gesamteffizienz von mehr als 95 Prozent erreicht, wobei die MGU-Inverter-Einheit in allen relevanten Fahrzuständen gar 97 Prozent Effizienz erreiche. Die Effizienz des Antriebs hat in der Vergangenheit immer wieder die Formel-E-Rennen entschieden: Da die Energiemenge im Rennen begrenzt ist, geht es nicht darum, möglichst schnell zu fahren – da würde die Energiemenge nur für rund ein Drittel des Rennens reichen. Der Rest wird beim Bremsen rekuperiert und beim Segeln eingespart. Wer einen effizienteren Antrieb hat, kann mit der vorgegebenen Energiemenge länger auf dem Fahrpedal bleiben.
Als Fahrer bleibt der frühere Formel-E-Champion Lucas di Grassi bei Audi. Den zweiten e-tron 05 wird DTM-Champion René Rast fahren. Rast hatte nach dem Rauswurf des langjährigen Audi-Fahrers Daniel Abt bereits die sechs letzten Rennen der Saison 6 für Audi bestritten und dabei einen guten Eindruck hinterlassen.
Audi stellt den neuen Antriebsstrang auch dem Kundenteam Virgin Raving mit Robin Frijns und Nick Cassidy zur Verfügung. Im Zuge der Corona-Pandemie dürfen die Teams in der Formel E inklusive 2022 nur einen neuen Antrieb bringen. Audi hatte sich nach einer durchwachsenen Vorsaison – der ersten Saison ohne Rennsieg – früh dazu entschlossen, direkt zum Start einen neuen Antrieb zu entwickeln. Der MGU05 muss also unverändert in den kommenden beiden Saisons eingesetzt werden.
Auch Jaguar mit neuem Antrieb
50 Tage vor dem Saisonauftakt in Santiago de Chile hat auch Jaguar seinen neuen Rennwagen, den I-Type 5, vorgestellt. Auch die Briten haben sich dazu entschieden, mit einer neuen Antriebseinheit die kommenden beiden Jahre in Angriff zu nehmen. Neben einer Steigerung der Gesamteffizienz will Jaguar auch das Gewicht und den Schwerpunkt des Rennwagens gesenkt haben. In dem Wechselrichter kommen jetzt 24 Karat Gold zum Einsatz, damit die Einheit dank der hohen Leitfähigkeit des Materials schneller arbeitet.
Zudem soll eine neue Aufhängung – zum Teil ermöglicht durch den neuen Antrieb – je nach Streckenverhältnissen zusätzlichen Einstellmöglichkeiten am Fahrwerk bieten. In der Saison 6 war Jaguar-Fahrer Mitch Evans als Titelkandidat zu den sechs Rennen nach Berlin gekommen. Mit der Strecke auf dem Tempelhofer Feld kam der Jaguar aber nicht zurecht, weshalb Evans in der Meisterschaft zurückfiel.
Neben Evans wird 2021 Sam Bird fahren, der vom Audi-Kundenteam Virgin zu Jaguar gewechselt ist. Der Brite ist der einzige Fahrer in der Formel E, der bisher in jeder Saison mindestens ein Rennen gewonnen hat.
Meister-Team DS Techeetah bringt neuen Antrieb zum fünften Rennen
Zudem steht bereits fest, mit welchem Auto das derzeitige Meister-Team DS Techeetah in die Saison starten wird. Bei den Doppelrennen in Chile und Saudi-Arabien will das französisch-chinesische Team genau jenes Auto einsetzen, mit dem der Portugiese Antonio Felix da Costa in Berlin auch Fahrer-Champion der Saison 6 geworden ist. Zum fünften Rennen soll das Vorjahres-Auto dann durch das neue Fahrzeug mit dem einzig erlaubten Antriebs-Update ersetzt werden.
Das „alte“ Auto hat demnach noch ein Software-Update erhalten und ist somit nicht ganz auf dem Stand des Meister-Autos von 2020. Der DS Techeetah hat sich in der Vergangenheit durch eine hohe Effizienz und Zuverlässigkeit ausgezeichnet, das Auto war auf nahezu allen Strecken schnell. Somit wird es spannend zu sehen, wie sich der alte Antrieb in den ersten vier Rennen gegen die Neuentwicklungen von Audi und Jaguar schlagen wird.
Das Mercedes-EQ-Team hat sich wie Audi und Jaguar dazu entschieden, direkt zum ersten Rennen einen neuen Antrieb für die Saisons 7 und 8 zu entwickeln. Auch Porsche will die Erkenntnisse aus der Debüt-Saison 6 direkt in die Weiterentwicklung einfließen lassen. Noch haben die Rennteams der beiden Autobauer aus Stuttgart ihre Rennwagen aber noch nicht vorgestellt.
audi-mediacenter.com, jaguar.com, motorsport-magazin.com (DS Techeetah)
0 Kommentare