Xpeng: Entscheidung über Europa-Expansion in vier Monaten
Der chinesische E-Autobauer Xpeng will innerhalb der nächsten vier Monate entscheiden, in welche europäischen Länder man als nächstes eintreten will. In einem Interview zu den Expansionsplänen gab Xpeng-Präsident Brian Gu zudem an, dass auch eine Produktion von Elektroautos in Europa künftig denkbar sei.
Klar ist aber: Nach dem Start des elektrischen Kompakt-SUV G3 in Norwegen will Xpeng schon bald entscheiden, welche europäischen Länder als nächstes an der Reihe sind. Andeutungen machte Gu in dem Interview mit der „Automotive News“ keine. Europa habe viele etablierte Marken, deshalb nehme man sich Zeit und arbeite gründlich, so Gu.
Angst, deshalb zu spät zu kommen, hat der Xpeng-Präsident dabei nicht. „Wir möchten nicht zu spät kommen, aber gleichzeitig ist es viel wichtiger, Ihre Marke und Ihren Ruf als Neueinsteiger richtig zu etablieren“, so Gu. „Dazu müssen wir über die richtige Infrastruktur, den richtigen Vertrieb und Service sowie die richtige Markenbekanntheit verfügen. Es ist einfach, Hunderte von Fahrzeugen in einem Land auf den Markt zu werfen, aber so kann man kein Geschäft aufbauen.“
Auch ein Verkauf der E-Limousine P7 in Europa werde geprüft – eine Entscheidung gibt es hier aber noch nicht. Gu ergänzt hier einen Satz, der Interpretationsspielraum lässt: „In der Zukunft werden wir bei der Fahrzeugentwicklung mehr die europäischen Anforderungen berücksichtigen.“ Also gut möglich, dass der P7 in Gus Augen nicht geeignet ist – oder als Testballon genutzt wird, um den europäischen Geschmack und die Anforderungen besser kennen zu lernen.
Gu stellte zudem klar, dass sich Xpeng auf China und Europa konzentrieren wolle – Pläne für einen Start in den USA gebe es derzeit nicht. Stattdessen soll die Produktpalette mit Fokus China/Europa ausgebaut werden. Nachdem vor einigen Tagen als drittes Modell nach dem G3 und P7 eine weitere E-Limousine angekündigt wurde, die noch 2021 in Serienproduktion gehen soll, werde 2022 als viertes Modell ein größeres SUV auf Basis der P7-Plattform folgen, das im zweiten Werk des Herstellers produziert wird, dessen Bau vor einigen Monaten begann.
In diesem Zuge sei auch ein Werk in Europa denkbar. „Wenn Sie ein großes Volumen haben, erhöhen Sie nur die Handelsspannungen zwischen China und Europa [wenn Sie nur Modelle importieren], daher ist die lokale Produktionskapazität viel besser. Es ist auch logistisch besser“, sagt Gu. Dabei sei es in Europa vermutlich besser, ein bestehendes Werk zu übernehmen.
Und auch Volumen will Xpeng schnell kommen. Anders als Nio sei man keine Marke für Superreiche, sondern nehme das Segment von 30.000 bis 45.000 Dollar ins Visier, also rund 25.000 bis 37.000 Euro. Der Fokus auf dieses „attraktivste Marktsegment“ sei ein Unterscheidungsmerkmal zu anderen chinesischen OEM. Dazu käme die Stärke in der Software-Entwicklung. Während die meisten Konkurrenten hier mit Tier-1-Zulieferern zusammenarbeiten würden, sei Xpeng neben Tesla der einzige Hersteller, der über eine End-to-End-Software-Entwicklung verfüge. Allerdings gab es gerade mit Tesla in diesem Punkt Streitigkeiten. Wie berichtet hatte Tesla 2019 einen ehemaligen Mitarbeiter verklagt, der Software für autonomes Fahren mit zu Xpeng genommen habe.
Einer eigenen Batteriefertigung – derzeit kauft Xpeng die Zellen bei CATL ein – erteilte Gu eine Absage. „Es ist sehr kapitalintensiv, aber auch ein großes Technologierisiko, das wir nicht eingehen sollten“, so der Xpeng-Präsident. „Wir möchten mit führenden Lieferanten zusammenarbeiten, aber wir möchten auch einige der Schlüsseltechnologien steuern. Zum Beispiel machen wir unsere eigenen Batteriemanagementsysteme.“
autonews.com
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