Tesla Model S/X: Kleiner Refresh außen, großes Update innen
Tesla hat bei der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für 2020 auch die überarbeiteten Versionen des Model S und X vorgestellt. Von außen fällt das Update kaum auf, unter dem Blech und im Innenraum sind die Änderungen ungleich größer. In Deutschland soll voraussichtlich ab September ausgeliefert werden.
Zunächst der weniger offensichtliche Teil: die neue Technik. Hier geht es nicht nur um den im September 2020 angekündigten Plaid-Antrieb. Sowohl das Model S als auch das Model X Modelle haben neue Motoren erhalten, deren Technologie aus dem Model 3/Y stammt. Zudem sollen sie über komplett neu konstruierte Batteriemodule und Batteriepacks verfügen. In der Telefon-Konferenz zu den Tesla-Zahlen sagte CEO Elon Musk, Model S und Model X würden vorerst beim alten Zell-Format 18650 bleiben, das aber verbessert worden sei.
Model S startet bei 86.990 Euro, Model X bei 95.990 Euro
Mit den neuen Antrieben wurde auch die Bezeichnung angepasst: Das Performance-Modell entfällt jeweils. Sowohl beim Model S als auch beim Model X gibt es nun das Basis-Modell „Maximale Reichweite“ (USA: „Long Range“) mit neuem Batteriepack und neuen Motoren. Im Falle des Model S kostet diese 86.990 Euro und kommt auf eine geschätzte Reichweite von 663 Kilometer. Das Model X „Maximale Reichweite“ ist mit geschätzten 580 Kilometern angegeben und kostet 95.990 Euro.
Statt des Performance-Modells gibt es bei beiden Modellen nun eine Version namens „Plaid“, die bereits über drei Motoren verfügt, aber das selbe Akku-Paket wie das Long-Range-Modell nutzt. Das Model S Plaid kommt auf 628 Kilometer Reichweite, 320 km/h Höchstgeschwindigkeit, 2,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und kostet 116.990 Euro. Die Leistung gibt Tesla mit 761 kW an. Das Model X Plaid (ebenfalls 116.990 Euro) kommt auf 547 km Reichweite, 262 km/h Topspeed und 2,6 Sekunden auf 100 km/h. Auf der Tesla-Website ist die Ladeleistung mit 250 kW in der Spitze angegeben.
Das im September 2020 vorgestellte Plaid-Modell des Model S mit über 840 Kilometern Reichweite heißt nun „Plaid+“. In weniger als 2,1 Sekunden sollen hier 100 km/h anliegen, die Viertelmeile soll in weniger als neun Sekunden zurückgelegt sein. Mehr als 820 kW von den drei Motoren erzeugt werden. Dieses Modell kostet nach wie vor 139.990 Euro und soll ab Ende 2021 ausgeliefert werden. Im Model X ist der Plaid+ nicht erhältlich. Auch wenn Elon Musk angibt, dass das Model S weiter auf überarbeitete 18650-Zellen setzt, liegt der Verdacht nahe, dass das Top-Modell Plaid+ als erster Tesla über die neuen 4680-Zellen verfügen wird – zu groß ist der Unterschied in der Reichweite zum Plaid-Modell ohne „+“.
Beim Model S sind neue 19-Zoll-Felgen Standard, 21-Zöller sind gegen Aufpreis erhältlich. Beim Model X sind ab Werk 20-Zöller montiert, hier gibt es 22 Zoll gegen Aufpreis. Die Lack-Optionen sind gleich geblieben, das Model X hat auch sein Panorama-Glasdach erhalten. Zudem ist das große SUV weiterhin neben dem Fünfsitzer-Innenraum auch mit sieben oder sechs Sitzen (letztere sind dann komfortablere Einzelsitze anstelle der Rückbank) bestellbar. Zur Anhängerkupplung macht Tesla keine Angaben. Bisher war diese (bis zu 2.250 Kilogram Anhängelast) beim Model X Serie.
Der Autopilot ist weiterhin inklusive, das „volle Potenzial für autonomes Fahren“ kostet 7.500 Euro Aufpreis. Die Option kann auch später erworben und freigeschaltet werden. Tesla weist aber wie bisher darauf hin, dass der Preis wegen womöglich erweiterter Funktionsumfänge höher sein kann.
Die Karosserien der beiden großen Tesla-Modelle bleiben bei dem Refresh nahezu unverändert. Neu sind Details wie ein geänderter Lufteinlass an der Front, neue Felgen und das bei Tesla inzwischen übliche „Chrome delete“ mit schwarzen Akzenten. Die bekannten Grundformen an Front, Heck und den Scheinwerfern bleiben erhalten.
Das auf den Bildern wohl auffälligste Merkmal ist im Innenraum das neue Lenkrad, von Tesla „Yoke“-Lenkrad genannt. Den oberen Lenkradkranz hat Tesla entfernt, das nun rechteckige Volant erinnert eher an einen Rennwagen oder Flugzeuge. Online sind aber bereits Bilder aufgetaucht, in denen ein konventionelleres Lenkrad zu sehen ist – es ist also möglich, dass Tesla in einigen Märkten ein anderes Lenkrad anbieten wird, falls das „Yoke“-Design nicht zulassungsfähig ist. Im deutschen Konfigurator ist derzeit das neuartige Lenkrad abgebildet.
Neu – und unabhängig vom Lenkradkranz – ist auch, dass Tesla keine Lenkstockhebel für Blinker, Fernlicht, Autopilot und Fahrstufe mehr verbaut. Die aus dem Model 3/Y bekannten Scroll-Räder am Lenkrad sind von kleinen Touch-Feldern umgeben, über die nun Funktionen wie die Blinker oder das Fernlicht gesteuert werden.
Tesla ist dabei nicht der erste Autobauer, der auf Lenkstockhebel verzichtet. So hat zum Beispiel Ferrari bei einigen seiner Sportwagen ebenfalls alle Funktionen über Tasten am Lenkrad abgedeckt – hier aber mit dem Hintergrund, dass der Fahrer bei schnellen Richtungswechseln (etwa auf der Rennstrecke) nicht aus Versehen das Fernlicht betätigt, obwohl er eigentlich nur mit dem Schaltpaddel einen höheren Gang wählen wollte. Die Motivation bei Tesla ist freilich eine andere, wie gleich erklärt wird.
KI soll mehr und mehr Aufgaben übernehmen
Die Wahl der Fahrstufe erfolgt nun über Touch-Flächen in der Mittelkonsole nahe der Smartphone-Ablage. Dass Tesla den Wählhebel vom Lenkrad an eine entferntere Position verlegt hat, hat einen einfachen Hintergrund: Der Fahrer soll die Fahrstufe eigentlich gar nicht mehr selbst wählen – sondern das Auto übernimmt das. Gepaart mit den Infos aus den Sensoren soll künstliche Intelligenz entscheiden, ob der Fahrer nun eher vorwärts oder rückwärts fahren wird. Tesla nennt ein Beispiel: Erkennt das Fahrzeug direkt vor der Front das Garagentor, wird es beim Tritt auf die Bremse automatisch den Rückwärtsgang einlegen.
Die KI soll zusammen mit dem Autopilot dem Fahrer immer mehr Aufgaben abnehmen, wohl auch das Blinken. Dafür dann extra Hardware-Schalter am Lenkrad zu verbauen – wie Ferrari – wäre unnötig, die hinterleuchteten Touch-Flächen fügen sich deutlich unauffälliger in das Design ein. Ein Unterschied zu Ferrari: Während die Italiener die Blinker-Tasten so platziert haben, dass sie jeweils mit dem rechten oder linken Daumen bedient werden, hat Tesla die Blinker für beide Richtungen nahe des linken Daumens platziert.
Ebenfalls neu ist im Innenraum das Zentraldisplay: Wie im Model 3 und Y ist der 17-Zoll-Touchscreen nun auch im Model S und X quer verbaut. Ein kleines Fahrerdisplay für den Tacho und weitere Fahr-Funktionen bleibt in den großen Modellen aber erhalten – das Zentraldisplay ist somit ausschließlich für die Infotainment- und Klima-Funktionen zuständig. Zudem gibt es ein weiters acht Zoll großes Display für die Insassen in der zweiten Reihe. Im Zuge des ausführlichen Innenraum-Updates hat Tesla auch die Mittelkonsole und Dekor-Elemente überarbeitet, zudem sollen neue Materialien verbaut werden. Neben Schwarz und Weiß gibt es den Innenraum im S/X nun auch in Beige. Außerdem wurde eine neue Drei-Zonen-Klimaanlage und ein Soundsystem mit 22 Lautsprechern verbaut. Beide Modelle verfügen mit dem Update auch über eine Wärmepumpe.
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