Freyr strebt mittels Fusion an die US-Börse

Das norwegische Unternehmen Freyr will für die Finanzierung seiner geplanten Batteriezellen-Fertigung den Gang an die US-Börse wagen. Möglich macht dies – wie in letzter Zeit häufig gesehen – der Zusammenschluss mit einer bereits an der Börse notierten Investmentfirma, in diesem Fall mit der Alussa Energy Acquisition Corporation.

Nach dem Abschluss der Transaktion, der für das zweite Quartal 2021 avisiert ist, soll das kombinierte Unternehmen in Freyr Battery umbenannt und an der New Yorker Börse unter dem neuen Tickersymbol „FREY“ gehandelt werden. Mit dem Börsengang geht eine Kapitalerhöhung in Form einer PIPE („Private Investment in Public Equity“) einher, in deren Zuge ausgewählte Investoren 600 Millionen Dollar zuschießen. Zu den Geldgebern zählen unter anderem Koch Strategic Platforms und Glencore.

Freyr teilt mit, im Rahmen der Fusion einen Eigenkapitalwert von etwa 1,4 Milliarden US-Dollar zu erwarten und Eigenkapitalerlöse in Höhe von circa 850 Millionen US-Dollar (inklusive der PIPE) erhalten zu können. Durch das frische Kapital könne man die Entwicklung von bis zu 43 GWh Produktionskapazität für saubere Batteriezellen in Norwegen bis 2025 beschleunigen, teilt das Unternehmen mit.

Bei Freyr handelt es sich neben Northvolt um ein weiteres skandinavisches Startup, das den Aufbau von Batteriezellfabriken im Gigawatt-Bereich anstrebt. Geplant ist die Errichtung einer Zellfabrik im norwegischen Rana – während anfangs von einer Kapazität von 32 GWh pro Jahr die Rede war, kündigt Freyr in der aktuellen Mitteilung bis zu 43 GWh pro Jahr bis 2025 an. Zum Betrieb der Anlagen soll unter anderem lokale Wasser- und Windkraft zum Einsatz kommen. Bereits vor Eröffnung der Hauptfabrik will Freyr mit seinem lokalen Standortpartner Mo Industrial Park sogenannte „Fast-Track-Fertigungsanlagen“ mit einer Kapazität von 2 GWh pro Jahr aufbauen. Dazu äußert sich das Unternehmen in seinen jüngsten Mitteilungen allerdings nicht mehr.

Stattdessen legt Freyr noch mal beim Thema Nachhaltigkeit nach: Man strebe an, „der Batteriezellenhersteller mit dem niedrigsten CO2-Fußabdruck im Lebenszyklus weltweit zu werden“ und werde dazu die inhärenten Vorteile Norwegens nutzen, darunter den Zugang zu erneuerbaren Energien, einige der niedrigsten Strompreise Europas und kürzere Lieferentfernungen zu den Hauptmärkten in Europa und den USA im Vergleich zu Wettbewerbern aus Asien. Freyr sieht sich als Katalysator für die europäische Batteriezellenproduktion und das nordische Batterieökosystem.

„Wir glauben, dass die Kombination von Grundkapital von engagierten Investoren mit kommerziell erhältlichen, fortschrittlichen Batterielösungen der schnellste Weg ist, um die Energiewende zu beschleunigen“, äußert CEO Tom Jensen mit Blick auf die Kapitalerhöhung und den Börsengang. Freyr habe es sich zur Aufgabe gemacht, eine der nachhaltigsten und kostengünstigsten Batteriezellen herzustellen. Sie basierten auf 100 Prozent erneuerbarer Energie und ethisch einwandfreien Rohstoffen.

Dabei will Freyr die „halbfeste“ Batteriezellentechnologie des Zellspezialisten 24M Technologies verwenden. Das US-amerikanische Unternehmen, das 2010 aus dem Batteriehersteller A123 hervorgegangenen ist, arbeitet an Zellen mit einem einfachen Aufbau und einem halbfesten Elektrolyt („Semi-Solid“). Freyr gab vor einem Monat bekannt, eine Lizenzvereinbarung mit 24M Technologies geschlossen zu haben, die den Norwegern Rechte zur unbegrenzten Produktion von Batteriezellen auf der Grundlage der aktuellen und aller zukünftigen Technologien von 24M gewährt.

Noch druckfrisch ist zudem die Nachricht, dass Freyr mit einem seiner oben genannten Investoren, Glencore, eine Grundsatzvereinbarung über die Lieferung von bis zu 3.700 Tonnen Kathodenmaterial auf Basis von Kobalt unterschrieben hat. Der Rohstoff müsse nachhaltig nach noch zu präzisierenden Standards beschafft werden und soll in Nikkleverk, dem norwegischen Betrieb von Glencore in der Stadt Kristiansand, zu besagten Komponenten weiterverarbeitet werden. „Wir freuen uns darauf, Freyr dabei zu unterstützen, sein Ziel zu erreichen, Batterien mit dem weltweit niedrigsten Lebenszyklus-CO2-Fußabdruck zu produzieren – und zu unserem Ziel beizutragen, die Gesamtemissionen bis 2050 auf null zu reduzieren“, äußert Nico Paraskevas, Marketingmanager bei Glencore.

Im Oktober hatte Freyr bekanntlich bereits Siemens Energy und Elkem als interessierte Kunden vorgestellt. Mit beiden Konzernen hat das Unternehmen jüngst ein Memorandum of Understanding unterschrieben, in dem es um die Auslieferung von Zellen und den Nachschub an Anoden-Aktivmaterialien geht. Freyr verpflichtet sich im Rahmen der Vereinbarung, Batteriezellen zu wettbewerbsfähigeren Preisen zu liefern als andere Anbieter. Grundsätzlich sollen sich die in Rana gefertigten Lithium-Ionen-Zellen für den Automotive-Markt, maritime und stationäre Anwendungen gleichermaßen eignen.
onvista.de, news.cision.com (Glencore)

1 Kommentar

zu „Freyr strebt mittels Fusion an die US-Börse“
Fragensteller
11.02.2021 um 01:47
Das klingt alles sehr vielversprechend. Die Frage ist jedoch wie viel % an CO2 können eingespart werden in Relation zu einer herkömmlichen Batterie. Glaubt man dieser Formulierung so würde schon 1% weniger co2 ausreichen um die sauberste Batterie am Markt zu sein... Wie viel sind es denn nun?

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