ICCT: CO2-Ausstoß der Neuwagenflotte bei 107 Gramm
Im Jahr 2020 sind in Europa so viele E-Autos neu zugelassen worden, wie nie zuvor. Das zeigt ein Markt-Monitoring der europäischen Pkw-Neuzulassungen, das vom ICCT veröffentlicht wurde. Zudem sind laut Schätzungen der Forscher die CO2-Emissionen der Neuwagenflotte um rund 15 Gramm pro Kilometer gesunken.
Der Marktanteil von E-Fahrzeugen stieg von drei Prozent im Jahr 2019 auf elf Prozent in 2020, so die gemeinnützige Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT) in einer Mitteilung zur Veröffentlichung des Markt-Monitorings. Gleichzeitig sank der durchschnittliche CO2-Ausstoß der gesamten Neuwagenflotte von 122 Gramm CO2 pro Kilometer in 2019 auf geschätzt 107 Gramm CO2 im Jahr 2020.
Bei dieser Zahl von 107 g/km ist jedoch etwas Erklärung notwendig. Hierbei handelt es sich um den von dem ICCT errechneten NEFZ-Ausstoß der Neuwagen, der entsprechend errechnete WLTP-Wert lag hingegen schon bei 129 g/km. Oft wird aber auch erwähnt, dass die Hersteller mit 97 g/km in 2020 beinahe den durchschnittlichen Flottenzielwert von 96 Gramm erreicht hätten. Bei den 97 Gramm handelt es sich aber um den Wert, der nach Abzug der gesetzlich zugestandenen Mehrfachanrechung von E-Autos und anderer Vergünstigungen (u.a. werden die dreckigsten fünf Prozent gestrichen) ermittelt wurde.
Das Streichen der dreckigsten Autos, die sogenannte „phase-in provision“ wurde von allen Herstellern voll ausgenutzt, was zu drei Gramm Abzug führte. Wer umweltfreundliche Technologien entwickelt, kann „eco innovation“-Gutschriften erhalten – im Schnitt machte das aber nur -0,2 g aus, Daimler mit 0,7 Gramm Abzug und BMW mit 0,9 Gramm konnten hier etwas gut machen. Der größte Bonus waren aber die sogenannten „Supercredits“, bei denen Neuwagen mit weniger als 50 g/km doppelt angerechnet werden können. Die „Supercredits“ sind jedoch auf maximal 7,5 g/km begrenzt – mit Ausnahme von PSA-Opel (5,3 g/km), dem CO2-Pool von Toyota-Mazda (1,8 g/km) und Volvo-Ford (6,8 g/km) haben alle Hersteller hier den maximal zulässigen Abzug erreicht.
Ohne all diese Hilfen lagen nur Toyota-Mazda und PSA-Opel unter 100 Gramm. BMW konnte sich mit den Hilfen von 112 auf 101 Gramm verbessern, Daimler von 117 auf 105 Gramm. Und dass Renault mit 91 Gramm den eigenen Zielwert unterboten hat, lag ebenfalls nur an den Gutschriften – ohne waren es 101 Gramm.
Dennoch sieht das ICCT als wesentlichen Grund für die erreichten 97 Gramm CO2 pro Kilometer den „enormen Anstieg des Verkaufs von elektrischen Fahrzeugen im Verlauf des vergangenen Jahres“ bis auf einen Anteil von 23 Prozent an den Neuzulassungen im Dezember. Von den insgesamt neu zugelassenen elektrischen Fahrzeugen waren die Hälfte Batterie-elektrisch und die andere Hälfte Plug-in-Hybride.
Ein konkretes Beispiel hierfür: Laut Zahlen von Transport & Environment lag Daimler nach dem ersten Halbjahr noch neun Gramm über der Flottenvorgabe. Bereits damals spekulierte T&E, dass Daimler das noch mit hohen Zulassungen von BEV und PHEV ausgleichen werde. Wie die Zahlen des ICCT nun zeigen, waren im Dezember 46 Prozent aller Mercedes und Smart BEV oder PHEV – auch auf das Jahr gesehen kam Daimler mit 21 Prozent BEV und PHEV auf den höchsten Anteil aller Hersteller. Jedoch hatten alle Hersteller im Dezember höhere E-Zulassungen als im Jahresschnitt – wohl wegen der Auswirkungen des Umweltbonus und der Innovationsprämie, aber auch um die eigenen CO2-Ziele zu schaffen.
ICCT-Experte bemängelt hohe PHEV-Anteile
Der Automarkt wurde 2020 jedoch stark von der Corona-Pandemie geprägt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Deutschland etwa 19 Prozent weniger Pkw neu zugelassen als 2019. Europaweit waren es sogar minus 25 Prozent. Der Tiefpunkt wurde in Deutschland im April erreicht, als die Zahl der Neuzulassungen 61 Prozent unter der des Vorjahresmonats lag.
„Noch nie zuvor konnte der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Neuwagenflotte so stark gesenkt werden, wie im letzten Jahr“, sagt Peter Mock, EU-Direktor des ICCT. „Die europäische CO2-Regulierung für Pkw zeigt Wirkung und verhilft den europäischen Autoherstellern zu einer weltweiten Technologie-Spitzenposition. Für die anstehende Überarbeitung der europaweiten Pkw-Regulierung für die Zeit nach 2021 bedarf es ambitionierter CO2-Zielwerte, um den Technikfortschritt weiter anzureizen und die Klimaschutzziele im Verkehr erreichen zu können.“
Als Wermutstropfen sieht Mock aber den hohen Anteil der Plug-in-Hybride. Dabei verweist er auf die gemeinsam mit dem Fraunhofer ISI erstellte Langzeitstudie, wonach der reale Verbrauch der PHEV zwei bis vier Mal höher sei als in den Testzyklen. Diese werden aber bei der offiziellen CO2-Statistik zugrunde gelegt.
theicct.org (Zahlen für Deutschland), theicct.org (Zahlen für Europa)
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