Unu: Sharing-Pläne offenbar gekippt, Fokus auf Fahrzeugkauf

Der Berliner Elektroroller-Hersteller Unu hat seine Ambitionen auf dem Sharing-Markt laut einem Medienbericht bis auf Weiteres komplett eingestellt und will sich nun doch wieder auf das reine Geschäft mit Fahrzeugen konzentrieren. Bei den Investoren kommt der Strategieschwenk zum Privatkunden-Geschäft offenbar gut an.

Das bestätigte Unu-Mitgründer Pascal Blum gegenüber dem Portal „Gründerszene“. „Wir haben uns ehrlich gesagt mit unserer Strategie verzettelt“, so Blum. „Wir sind in vier Märkte gegangen, haben einen neuen Roller gebaut und gleichzeitig eine Sharing-Lösung entwickelt.“ Die ersten Sharing-Anbieter hatten auch bereits Fahrzeuge erhalten, Privatkunden warten aber immer noch auf ihre vorbestellten E-Roller. Künftig sollen die Privatkunden aber wieder bevorzugt beliefert werden. Wie viele Kunden auf ihre Roller warten, möchte Blum nicht kommunizieren. „Wir werden dieses Jahr wohl nicht die 10.000 erreichen“, schränkt der Mitgründer etwas ein.

Der Schritt in das Sharing-Geschäft hatte sich seit Oktober 2018 abgezeichnet, damals hatten die Berliner im Rahmen einer Finanzierungsrunde angekündigt, den Fokus künftig vermehrt auf den Mobilitätsservice-Markt legen zu wollen. Die technische Grundlage hierfür bildet die im Mai 2019 vorgestellte zweite Scooter-Generation von Unu, die mit ihrer Vernetzungstechnologie auf die Sharing-Angebote vorbereitet ist.

Aber: Der für Ende 2019 geplante Auslieferungsstart der Fahrzeuge hatte sich immer weiter verzögert, dann kamen die Auswirkungen der Corona-Pandemie hinzu. „Einige unserer Zulieferer haben uns depriorisiert, weshalb wir die Roller nicht pünktlich fertigstellen und ausliefern konnten. Wir mussten um jedes einzelne Teil kämpfen“, so Blum. Deshalb habe die Produktion monatelang stillgestanden.

Den Strategie-Schwenk hin zu dem B2C-Geschäft begründet Blum wie folgt: „Im Sharing-Geschäft würden wir zum auswechselbaren Zulieferer, bei dem die Marke, das Design oder die Qualität wenig zählen. Hier geht es vor allem um den Preis und Kapazitäten, um zu skalieren. Das steht im starken Kontrast zum Privatkundengeschäft und wir hätten viele Kompromisse eingehen müssen.“ Die Nachfrage aus dem Sharing-Markt sei weiterhin stark, dennoch habe man sich dagegen entschieden.

In diesem Zuge wurden auch bereits mit niederländischen Partnern geschlossene Verträge gekündigt. Die hierfür vorgesehenen E-Roller sollen nun an Privatkunden ausgeliefert werden. Aus den Niederlanden will sich Unu komplett zurückziehen, also auch aus dem Privatkundengeschäft. In Frankreich soll der E-Roller nur noch in Paris vertrieben werden. „Experimenten und neuen Märkten widmen wir uns erst wieder, wenn wir die Auslieferung unseres neuen Roller-Modells im Griff haben“, sagt Blum.

Für die Bestandsinvestoren war das offenbar das richtige Signal: Sie legen im Rahmen einer neuen Finanzierungsrunde rund 18 Millionen Euro nach. Neu eingestiegen sei zudem ein strategischer Investor aus Singapur. Dieser Partner soll Unu auch dabei helfen, die Lieferkette besser aufzustellen. „Für das erste Halbjahr haben wir nun schon alle Teile zusammen, um die Roller fertigstellen und Mitte Februar ausliefern zu können“, so Blum.
businessinsider.de

1 Kommentar

zu „Unu: Sharing-Pläne offenbar gekippt, Fokus auf Fahrzeugkauf“
Dietmar Rückert
09.02.2021 um 10:28
Die Auslieferung war für September 2019 geplant und wurde nun mehrmals verschoben. Jetzt liest man, dass eine Menge Kapital für die Produktion benötigt wird. Da stellt sich bei den vielen kleinen Kunden, die Unu seit 2 Jahren 3.000 Euro vorgestreckt haben, die Frage, wie wichtig man genommen wurde. Den markigen Worten von Herrn Blum sollten endlich Taten, bzw. Auslieferungen folgen! Denn langsam werden seine Durchhalteparolen zu den Privatkunden nur noch als heiße Luft anerkannt! Taten statt Worte Herr Blum! Mal den Schlüssel in die Hand nehmen und arbeiten! Nicht nur Hinhalteparolen in die Luft ablassen!

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