Rivian plant offenbar Europa-Werk – auch Deutschland im Rennen
Das unter anderem von Amazon und Ford unterstützte Elektroauto-Startup Rivian sucht informierten Kreisen zufolge nach europäischen Standorten für ein neues Werk. Im Gespräch seien unter anderem Deutschland, Großbritannien und Ungarn, hieß es.
Die Fabrik soll zuerst ein Lieferfahrzeug für Amazon herstellen und später auch Fahrzeuge für Privatkunden, wie unter anderem die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Laut den mit den Vorgängen vertrauten Personen werden derzeit noch mehrere Länder in Betracht gezogen – neben den drei genannten Ländern werden aber wohl auch noch mögliche Standorte „außerhalb der europäischen Union“ geprüft.
Dennoch scheint die Standort-Sondierung mehr als nur politisches Geplänkel zu sein. Dem Bericht zufolge hat Rivian den Immobilien-Dienstleister Jones Lang LaSalle (JLL) mit der Standortsuche beauftragt. Angeblich hofft Rivian, bereits 2022 mit der Produktion in Europa beginnen zu können.
Sowohl Rivian als auch JLL und Großkunde sowie -Investor Amazon lehnten gegenüber Bloomberg eine Stellungnahme ab.
Rivian verfügt in den USA über ein Werk in der Stadt Normal in Illinois, früher gehörte das Werk dem japanischen Autobauer Mitsubishi. In Normal sollen sowohl der Amazon-Lieferwagen als auch die eigenen Rivian-Modelle für Nordamerika gebaut werden, die auf einer eigens entwickelten Skateboad-Plattform basieren. Ende 2018 enthüllte Rivian den E-Pickup R1T und das E-SUV R1S – Ende 2020 waren die „Launch Editions“ beider Modelle innerhalb weniger Tage ausverkauft. Die Auslieferungen sollen im Juni 2021 beginnen – damit wäre Rivian trotz der Corona-bedingten Verschiebung immer noch als einer der Ersten mit einem E-Modell auf dem wichtigen US-Markt für große Pickups.
Obwohl Rivian noch keines seiner eigenen Modelle an Kunden ausgeliefert hat, scheint eine Finanzierung eines Europa-Werks gut möglich. Das Unternehmen hat – nicht nur dank der Kooperationen mit Amazon und Ford – einen guten Ruf. Im Januar hatte Rivian eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen, die dem Unternehmen 2,65 Milliarden Dollar (rund 2,2 Milliarden Euro) eingebracht hatte. Bei der Finanzierungsrunde wurde das Unternehmen mit 27,6 Milliarden Dollar (22,8 Milliarden Euro) bewertet.
2019 gab es zunächst Gerüchte, wonach General Motors bei Rivian einsteigen könnte. Später im Jahr war eine GM-Beteiligung aber vom Tisch, stattdessen stieg Ford bei dem Startup ein. Die zunächst angekündigte technische Kooperation mit der Ford-Marke Lincoln wurde aber später wieder auf Eis gelegt. Über die Jahre 2019 und 2020 kamen in mehreren Finanzierungsrunden Finanzinvestoren an Bord, die sich auch an der aktuellen Finanzierungsrunde im Januar beteiligt haben.
Zudem gibt es seit dieser Woche Berichte, wonach Rivian einen Börsengang plant. Nach Informationen von Bloomberg könnte dieser bereits im September erfolgen und würde einem Wert von mehr als 50 Milliarden US-Dollar (41,3 Milliarden Euro) entsprechen. Anderen Quellen zufolge wurde als mögliche Zeitspanne Ende des Jahres oder womöglich auch erst 2022 genannt.
Offen ist aber, wie konkret die Pläne bereits sind. In dem Bericht heißt es, dass Rivian bereits mit Bankern gesprochen hätte. Angesichts der sonst üblichen Dauer eines normalen Börsengangs in den USA scheint bei den genannten Zeiträumen allerdings wiederum eine Fusion wahrscheinlich. Der Zusammenschluss mit einem bereits börsennotierten Unternehmen ist in den vergangenen Monaten zu einem beliebten Weg in der eMobility-Branche geworden. Mit welchen Unternehmen sich Rivian zusammenschließen könnte, wird aber noch nicht genannt.
yahoo.com (Europa-Standort), yahoo.com (Börsengang-Gerüchte)
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