Bayernwerk nimmt Speicher aus Audi-Batterien in Betrieb
Bayernwerk hat auf seinem Betriebsgelände in Regensburg einen Speichercontainer mit einer Kapazität von 480 kWh in Betrieb genommen, der aus gebrauchten Lithium-Ionen-Akkus von Audi-Testfahrzeugen besteht. Der in Zusammenarbeit mit der Innofas GmbH entwickelte Speichercontainer ist ein Prototyp und verfügt über drei Ladepunkte für Elektrofahrzeuge.
Der Speichercontainer, von den Unternehmen in Anlehnung an den Bayernwerk-Gründer Oskar von Miller „Oskar II“ genannt, wurde laut der Mitteilung nur einen Tag, nachdem er per Schwertransport angeliefert wurde, in Betrieb genommen worden. Der Container enthält neben den Audi-Akkus in Second-Life-Nutzung auch ein Energiemanagement-System, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und besagte drei Ladepunkte.
Derzeit wird der Speicher-Lade-Container aber nur in seiner Grundkonfiguration in einem Testbetrieb genutzt. Er verfügt über zwei AC-Ladepunkte mit 22 kW und einen DC-Ladepunkt mit bis zu 150 kW. „Im zweiten Schritt untersuchen wir, nach einigen baulichen Veränderungen, den Ausgleich der Lastspitzen“, sagt Bayernwerk-Technik-Vorstand Egon Westphal. Auch das will das Bayernwerk selbst testen: In der eigenen Tiefgarage befinden sich 50 Ladepunkte, die vor allem über die Mittagszeit genutzt werden. Ziel sei es, dass der Container die Anschlussleistung bei Bedarf erhöht, sodass auch Bedarfspeaks bewältigt werden können.
Hier kommt dann das Energiemanagement zum Tragen: Ist der Container ans Netz angeschlossen, soll er die gespeicherte und per PV-Anlage erzeugte Energie zurückhalten und erst bei Lastspitzen einsetzen können. Alternativ ist auch ein „Inselbetrieb“ möglich, wo kein Netz oder keine ausreichende Kapazität zur Verfügung steht – etwa bei Freiluft-Veranstaltungen. Die Funktion als Lastspitzen-Puffer soll der Container nicht nur auf Firmenparkplätzen, sondern zum Beispiel auch an Autobahnraststätten mit geringer Anschlussleistung erfüllen können.
„Mit dem Fortschreiten der Energiewende spielen Speichermöglichkeiten eine immer größere Rolle“, sagt Westphal. „Denn wir brauchen sie für die intelligente Steuerung der Netze ebenso wie für die Elektromobilität. Im Falle von ‚Oskar II.‘ greifen beide Sektoren ineinander.“
Da das System modular aufgebaut ist, könne es individuell angepasst werden, so das Bayernwerk. „Auf dem Weg in die Energiezukunft wird auch das bidirektionale Laden – also der Stromtransfer in zwei Richtungen – eine immer größere Rolle spielen“, sagt Westphal. „Wir brauchen ein intelligentes Zusammenspiel von Fahrzeugen, Ladeinfrastruktur und Stromnetzen.“ Über die bidirektionale Lade-Schnittstelle könne die Kapazität des Energiespeichers zukünftig temporär erhöht werden.
Einen Zeitrahmen für die Testphasen oder gar Details eines möglichen zukünftigen Vertriebs der gemeinsam mit Innofas entwickelten Lösung nennt das Bayernwerk in der Mitteilung aber nicht.
In der Branche arbeiten derzeit zahlreiche Unternehmen an der Second-Life-Nutzung von E-Auto-Batterien. Audi selbst hat seit 2019 einen 1,9 MWh-Speicher (stationär) am EUREF-Campus in Berlin in Betrieb, der ebenfalls Batterien ausgedienter Entwicklungsfahrzeuge nutzt. Zudem arbeitet Audi seit dem vergangenen Jahr mit EnBW an Second-Life-Speichern. Auch Renault ist in diesem Bereich sehr aktiv und hat 2020 mehrere Projekte vorgestellt – in Frankreich und England, in Kooperation mit The Mobility House aber auch im nordrhein-westfälischen Elverlingsen. Die Liste ließe sich weiter fortsetzen.
bayernwerk.de
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