Hyundai Ioniq 5: Hyundais Antwort auf den ID.4 sitzt
Mit dem Ioniq 5 hat Hyundai das erste Serienmodell auf Basis seiner E-GMP vorgestellt. Das E-SUV überzeugt auf dem Papier mit seinen technischen Daten – etwa der 800-Volt-Batterie. Das kantige Design wird hingegen wohl polarisieren. Los geht es zu Preisen ab 41.900 Euro vor Förderung.
Nach dem 2019 vorgestellten Concept 45 und den im Dezember 2020 veröffentlichten Informationen zu der neuen, modularen Elektro-Plattform, gibt es nun erste (halbwegs) konkrete Daten zu dem Serienmodell: Der Ioniq 5 soll mit zwei Batteriegrößen angeboten werden, die jeweils mit Heckantrieb und Allradantrieb erhältlich sein werden.
Die größere Batterie kommt auf einen Energiegehalt von 72,6 kWh, in der Heckantriebs-Version mit nur einem Elektromotor sollen Reichweiten von bis zu 500 Kilometern erreicht werden. Der kleinere Akku mit 58 kWh soll noch für rund 400 Kilometer Strom liefern. Offizielle WLTP-Werte gibt es hier noch nicht, da das Fahrzeug noch nicht homologiert ist.
Laut Hyundai ist die Entwicklung noch nicht abgeschlossen, vor allem an der Abstimmung des Fahrwerks wird wohl noch getüftelt. Daher sei die bisher angegebene Höhe vom 1,605 Metern noch nicht final, mit anders ausgelegten Federn und Dämpfern könnte sich die Fahrzeughöhe – und damit der Luftwiderstand und der Verbrauch – noch ändern.
Bereits fix sind aber die Leistungsdaten des Antriebs: Mit der kleinen Batterie leistet der RWD 125 kW, das Allrad-Modell kommt auf 173 kW. Mit dem großen Akku bietet die Version mit einem Motor eine Leistung von 160 kW, zusammen mit dem zweiten Motor an der Vorderachse kommt das Top-Modell der Baureihe auf 225 kW – also 306 PS in der alten Welt. Der Heckmotor bietet in allen Varianten 350 Nm Drehmoment, bei den Allradlern kommen nochmals 255 Nm hinzu, was 605 Nm System-Drehmoment ergibt. Das Top-Modell soll in 5,2 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen, beim Einstiegs-Modell sind es 8,5 Sekunden. Alle vier Versionen sind mit einer Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h angegeben.
Der Ioniq 5 wird auch eine Anhängerkupplung erhalten. Für die Allrad-Versionen peilt Hyundai nach eigenen Angaben eine Anhängelast von 1.600 Kilogramm an, die Stützlast wurde aber nicht genannt. Auch die Zuglast der RWD-Versionen ist noch nicht bekannt.
Hyundai nutzt Lithium-Polymer-Akkus
Die Batterien arbeiten unabhängig von ihrer Größe mit 800 Volt Spannung – wie bei der E-GMP üblich. Dabei handelt es sich um „klassische“ Lithium-Ionen-Zellen. (Anmerkung der Redaktion: Bei einer Vorab-Veranstaltung hatten Hyundai-Manager von einer „Lithium-Polymer-Batterie“ gesprochen. Entsprechend hatten wir diese Information in unserem Artikel erwähnt. Inzwischen hat das Unternehmen aber klar gestellt, dass es sich nicht um eine solche Batterie handelt.)
Die maximale DC-Ladeleistung des Ioniq 5 ist mit 220 kW angegeben – bei dem größeren Akku. Beide Varianten sollen aber in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen werden können. Bei dem großen Akku entspricht das einem Energiegehalt von 51,1 kWh und somit in diesem Ladebereich einer durchschnittlichen Ladeleistung von 170 kW – eine vielversprechende Ladekurve. Beim kleinen Akku werden in 18 Minuten 40,6 kWh geladen, was einer durchschnittlichen Ladeleistung von 135 kW entspricht.
Offen ist aber noch, mit welchem Lade-Angebot Hyundai in Deutschland den Ioniq 5 begleiten wird. Bei der Präsentation gab Hyundai Motor Europe an, dass über den von DCS betriebenen Ladedienst „Charge My Hyundai“ das Laden bei Ionity möglich sein wird – Hyundai-Kia ist bekanntlich dem Schnelllade-Joint-Venture beigetreten. Hyundai Motor Deutschland hat „Charge My Hyundai“ aber nicht eingeführt, da es hierzulande bereits eine Lade-Kooperation mit EnBW gibt. Und EnBW hat die Ionity-Ladesäulen nach der Preiserhöhung Anfang 2020 bekanntlich aus seinem Ladedienst entfernt.
Eine Entscheidung hierzu gibt es offenbar nur teilweise: Zwar hat Hyundai für den Ioniq 5 einen Ionity-Tarif angekündigt. Wie ein Sprecher von Hyundai Motor Deutschland gegenüber electrive.net betont, gilt dieser aber vorerst nur für das Sondermodell „Project 45“ (Details hierzu weiter unten). Kunden des Sondermodells können zwei Jahre lang für 0,29€/kWh bei Ionity laden – wer diese Konditionen über diesen Zeitraum hinaus nutzen will, muss 13 Euro pro Monat zahlen. Über das genaue Lade-Angebot für die regulären Versionen des Ioniq 5 sei noch nicht entschieden.
Kantige Karosserie mit aerodynamischen Details
Zurück zum Ioniq 5: Dieser hat – wie bereits durchgesickert war – viele Design-Merkmale des Concept Cars von 2019 übernommen. Die kantig gestaltete Karosserie wird wohl polarisieren. Hyundai-Designchef Luc Donckerwolke stellte aber klar, dass man in Zeiten „aufgeregter Flächen“ ein besonders ruhiges Design mit klaren Linien angestrebt habe. Eine Blaupause für andere Elektro-Hyundais wird der Ioniq 5 aber nicht sein. Man wolle jedem Fahrzeug einen eigenen Charakter geben und nicht dasselbe Design in verschiedenen Größen anbieten, ergänzte der europäische Design-Chef Thomas Bürkle.
Wie in anderen Elektro-Fahrzeugen ist die Front beinahe komplett geschlossen. Am unteren Lufteinlass verfügt der Ioniq 5 sogar über aktive Lüfterklappen – diese öffnen sich nur, wenn die Batterie kühle Luft benötigt. Ansonsten wird der Einlass für die bessere Umströmung geschlossen. Auch die Fronthaube wurde so gestaltet, dass sie sich seitlich bis an die Radläufe zieht. Das soll unnötige Fugen vermeiden, die den Luftfluss stören würden. Aus diesem Grund hat Hyundai auch bündig abschließende Türgriffe verbaut. Anders als die Studie kommt das Serienmodell aber vorerst mit konventionellen Außenspiegeln – es gilt aber als wahrscheinlich, dass später Kamera-Spiegel angeboten werden.
Der optisch angedeutete Kühlergrill zwischen den Scheinwerfern ist eine geschlossene Sensorfläche. Der Ioniq 5 soll die am weitesten entwickelte Version des „Highway Driving Assist“ erhalten, damit sollen angeblich sichere Spurwechsel auf der Autobahn möglich sein.
Neben einem klassischen Metalldach wird es den Ioniq 5 wohl mit zwei Optionen geben: Bei der Vorstellung wurden sowohl ein Panorama-Glasdach als auch ein Solardach gezeigt. Die integrierten Solarzellen können direkt die Batterie laden. Bei Tests in Südeuropa sollen sie Strom für fünf bis sechs Kilometer Reichweite am Tag erzeugt haben, weshalb Hyundai bis zu 2.000 Kilometer pro Jahr angibt. In Deutschland wird es aufgrund des Wetters im Jahresmittel wohl etwas weniger werden.
Volldigitales Cockpit mit zwei Displays
Offen ist aber noch, wie genau die Angebote für die Dach-Optionen aussehen werden: Bei Hyundai können die jeweiligen Landesgesellschaften die Ausstattungslinien und -Optionen selbst auswählen. Es kommt also auf Hyundai Motor Deutschland an, ob das Glas- oder Solardach zum Beispiel an eine gewisse Ausstattung oder Motorisierung geknüpft sind oder ob sie frei zu jeder Version als Einzeloption geordert werden können. In der Regel versuchen die Landesgesellschaften, die jeweils gefragtesten Ausstattungen zu bündeln, um die Produktion und Logistik einfacher zu halten.
Fest steht aber, dass der Ioniq 5 über ein volldigitales Cockpit verfügen wird. Ab Werk sind zwei jeweils 12,25 Zoll große Monitore verbaut – einer als Instrumenten-Display für den Fahrer hinter dem Lenkrad, ein zweiter als Infotainment-Zentrale rechts daneben. Einige Funktionen, wie etwa die Klimaanlage, werden aber noch über Tasten gesteuert, die unter dem Infotainment-Touchscreen angebracht sind. Zudem wird es ein 44 Zoll großes Head-up-Display mit Augmented-Reality-Funktionen geben – aber auch hier kommt es auf die Modellpolitik von Hyundai Motor Deutschland an, wie und in welchen Funktionen das HUD bestellt werden kann. Selbiges gilt übrigens auch für die Wärmepumpe.
Der Innenraum selbst wurde laut Donckerwolke eher wie ein Wohnzimmer gestaltet. Die E-GMP bietet den Designern einen vollkommen ebenen Innenraum-Boden ohne Getriebetunnel. Zwischen dem Fußraum des Fahrers und Beifahrers gibt es keine Mittelkonsole. Die zwischen den Sitzen verbaute Ablage ist aber recht flexibel und kann auf unterschiedliche Art und Weise geöffnet und aufgeklappt werden, womit etwa aus der gepolsterten Armablage ein kleiner Tisch werden kann.
Liege-Sitze an der Ladestation
Die Vordersitze werden von Hyundai als „Zero Gravity“-Sitze bezeichnet – sie sollen sich bei Ladepausen in eine besonders komfortable Stellung bringen lassen. An den Sitzen fällt zudem die relativ dünne Rückenlehne auf, das soll die Beinfreiheit für Passagiere auf der Rückbank erhöhen. Die Rückbank selbst kann um bis zu 13,5 Zentimeter verschoben werden – je nach dem, ob gerade mehr Beinfreiheit oder Kofferraumvolumen gewünscht ist.
Mit einem Radstand von exakt drei Metern liegt der Ioniq 5 aber auf dem Niveau mancher Oberklasse-Limousinen und dürfte im Innenraum recht üppige Platzverhältnisse bieten. Die Gesamtlänge des Fahrzeugs liegt bei 4,63 Metern, die Überhänge vorne und hinten fallen extrem kurz aus.
Vergleichbarer Kofferraum zum VW ID.4
Der Kofferraum fasst in der Standard-Konfiguration 531 Liter, mit umgeklappten Rücksitz-Lehnen (im Verhältnis 60:40 möglich) steigt das Laderaumvolumen auf bis zu 1.591 Liter. Damit liegt der Ioniq 5 exakt auf dem Niveau des VW ID.4 – dieser kann zwischen 543 und 1.575 Liter fassen. Mit 4,58 Metern ist das E-SUV von VW allerdings etwas kürzer. Im Gegensatz zum ID.4 bietet der Ioniq 5 jedoch einen 57 Liter großen Frunk unter der Fronthaube (Allrad-Modelle: 24 Liter) – dort kann etwa das Ladekabel untergebracht werden.
Wie bereits bei der Vorstellung der E-GMP im Dezember beschrieben, verfügt die Plattform über eine sogenannte Vehicle2Load-Funktion. Die bidirektionale Integrated Charging Control Unit ersetzt den konventionellen AC-Onboard-Charger. Damit soll über den Ladeport des Ioniq 5 (der übrigens hinten rechts angebracht ist) zum Beispiel ein anderes Elektroauto geladen werden können. Über einen Adapter, der in den Ladeport gesteckt wird, sollen auch 220-Volt-Geräte mit bis zu 3,6 kW versorgt werden können – zum Beispiel Werkzeuge, aber auch beim Camping oder Picknick ein Elektro-Grill. Im Innenraum ist unter der Rückbank ebenfalls eine 220-Volt-Steckdose verbaut.
In Anlehnung an die Studie „Concept 45“ soll es zur Markteinführung eine limitierte Sonderedition namens „Project 45“ geben, die in ausgewählten Märkten – darunter Deutschland – angeboten werden soll. Das Sondermodell wird ausschließlich mit dem Long-Range-Akku und Allradantrieb gebaut. Der Preis hierfür beträgt 59.550 Euro vor und 49.980 Euro nach Förderung. Das Sondermodell kann ab sofort reserviert werden. Interessenten müssen aber schnell sein, das „Project 45“ ist auf 3.000 Fahrzeuge weltweit limitiert.
Basispreis für den Ioniq 5 liegt bei 41.900 Euro
Bekannt ist aber bereits der Einstiegspreis für das Modell: Das Heckantriebs-Modell mit kleiner Batterie soll 41.900 Euro vor Förderung kosten. Nach Förderung – da das Modell noch nicht angeboten wird, ist es noch nicht auf der BAFA-Liste der förderfähigen Fahrzeuge geführt – soll der Preis auf 32.330 Euro sinken. In Deutschland gehören zu dieser Basisausstattung der dreiphasige 11-kW-Lader, 19-Zoll-Felgen, das digitale Cockpit mit dem Hyundai-eigenen Navigationssystem und Apple CarPlay sowie Android Auto, Voll-LED-Scheinwerfer, eine Rückfahrkamera und bereits zahlreiche Assistenten, etwa eine Verkehrszeichen-Erkennung, ein Autobahnassistent sowie ein adaptiver Tempomat.
Die Produktion in Südkorea soll noch im ersten Quartal anlaufen. Die ersten Fahrzeuge des Sondermodells werden dann im Frühsommer in den Märkten erwartet.
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