Probleme bei Daimlers Zelllieferanten Farasis?
Die Partnerschaft von Daimler mit dem chinesischen Batteriezellenhersteller Farasis Energy droht laut einem Medienbericht zu scheitern. Da Farasis als Lieferant fest in die E-Offensive des Herstellers eingeplant war, könnte das die Pläne der Stuttgarter empfindlich treffen.
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Der Stuttgarter Konzern hatte zunächst 2019 eine Nachhaltigkeitspartnerschaft mit Farasis Energy geschlossen, im Juli 2020 beteiligte sich Daimler auch finanziell an dem chinesischen Batteriezellenhersteller. Wie nun das „Manager Magazin“ berichtet, schrillen in Stuttgart offenbar die Alarmglocken hinsichtlich des chinesischen Partners.
Wie das Magazin ohne Nennung von Quellen berichtet, soll Farasis immer noch keine Baugenehmigung für ihr geplantes Werk in Bitterfeld haben. Zudem seien die ersten Zellmuster „katastrophal“ gewesen. Bei Daimler sei von „erheblichen Problemen“ die Rede, selbst ein komplettes Scheitern der Kooperation wird nicht ausgeschlossen. Farasis soll in den Gesprächen angeblich Zellersatz aus China versprochen haben. Wie Daimler zu diesem Vorschlag steht, geht aus dem Bericht nicht hervor. Die Stuttgarter haben bisher immer betont, dass die lokale Batterieproduktion ein wichtiger Erfolgsfaktor sei.
Da Farasis mittelfristig etwa die Hälfte der von Mercedes in Europa benötigten Zellen zuliefern sollte, würde das die geplante Beschaffung der Stuttgarter erheblich beeinflussen. Erst in der vergangenen Woche gab es Berichte, wonach Daimler-CEO Ola Källenius Szenarien durchspielen lasse, die ein Verbrenner-Aus bei dem Hersteller deutlich vor dem bisher kommunizierten Ziel 2039 vorsehen. Doch dafür benötigt Daimler selbstverständlich eine sichere Batterie-Versorgung, Farasis war hier als Eckpfeiler eingeplant.
Eine Stellungnahme von Daimler zu den vom „Manager Magazin“ verbreiteten Informationen enthält der Bericht nicht. Sobald Daimler auf eine entsprechende Anfrage von electrive.net antwortet, werden wir die Stellungnahme an dieser Stelle nachreichen.
Sollten die Zellmuster Ende 2020 oder Anfang 2021 tatsächlich „katastrophal“ sein, dürfte der Zeitplan nicht zu halten sein. Laut dem Bericht vergehen zwischen der Lieferung der ersten Muster und dem Produktionsstart „in der Regel drei Jahre“. Farasis wollte ab 2022 in Bitterfeld Batterien bauen – zunächst mit einer Kapazität von 6 GWh, später sollte auf 10 GWh ausgebaut werden.
Die Arbeitnehmer-Vertreter bei Daimler fordern bereits länger eine eigene Zellfertigung, um von Lieferanten bei der wichtigen Komponente unabhängiger zu sein. Sowohl der frühere Daimler-Chef Dieter Zetsche als auch sein Nachfolger Ola Källenius haben diese Idee aber stets abgelehnt und setzen auf Zulieferer.
Update 26.02.2021: Daimler und Farasis haben sich inzwischen gegen die Kritik gewehrt. „Spekulationen zur Qualität von Zellmustern können wir nicht bestätigen“, so eine Daimler-Sprecherin gegenüber electrive.net. Das „Manager Magazin“ hatte wie oben beschrieben berichtet, dass die ersten von Farasis an Daimler gelieferten Zellmuster „katastrophal“ gewesen seien. Da Farasis mittelfristig etwa die Hälfte der von Mercedes in Europa benötigten Zellen zuliefern sollte, hätte eine schlechte oder nicht akzeptable Qualität die anstehende E-Offensive der Stuttgarter massiv beeinflusst.
Dem widerspricht der Konzern nun. „Die Versorgung unserer Mercedes-EQ Elektrooffensive ist sichergestellt“, so die Sprecherin. „Dafür hat Mercedes-Benz ein gut funktionierendes und sehr stabiles Lieferantenset für Batteriezellen aufgebaut.“ Die Partner würden innovative und leistungsfähige Batteriezellen nach den Daimler-Vorgaben fertigen. „Voraussetzung dafür ist auch immer die Mercedes-Benz Spitzenqualität weltweit mit gleichem Maßstab.“ Darüber hinaus äußere man sich nicht zu den weiteren Spekulationen des „Manager Magazins“.
Das hat dafür Zell-Partner Farasis gemacht. „Das ist schlicht und einfach nicht korrekt“, sagte Farasis-EU-Geschäftsleiter Sebastian Wolf gegenüber der „Mitteldeutschen Zeitung“. Die technischen Eigenschaften der bisher ausgelieferten Batteriezellen seien bereits geprüft worden, „negative Rückmeldungen aus Qualitätssicht“ seien nicht bekannt.
Laut Wolf sei der Bau des Batteriewerks in Bitterfeld-Wolfen nach wie vor geplant. Zur Erinnerung: Laut dem „Manager Magazin“ liegt noch keine Baugenehmigung vor, obwohl ab 2022 dort Zellen gebaut werden sollen. Laut Recherchen der „Mitteldeutschen Zeitung“ trifft das zu. Die Stadt Bitterfeld habe dem Fabrikplan bereits grünes Licht gegeben, derzeit werde der Antrag auf Baugenehmigung laut Landkreis Anhalt-Bitterfeld noch bearbeitet, so die „MZ“.
manager-magazin.de, Info per E-Mail, mz-web.de (beide Update)
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