Volvo Cars und Geely verzichten auf Fusion

Der Volvo-Eigentümer Geely und Volvo Cars haben angekündigt, auf ihre angedachte Fusion zu verzichten und wollen stattdessen die bestehende Zusammenarbeit als zwei getrennte Unternehmen deutlich vertiefen. Dies beinhaltet u.a. eine erweiterte gemeinsame Verwendung modularer Architekturen für E-Autos.

Zudem soll eine gemeinsame Beschaffung die Einkaufskosten senken – was bei einem höheren Anteil von Gleichteilen bei der gemeinsamen Plattform-Nutzung Sinn ergibt. So gaben die Unternehmen bei der online abgehaltenen Pressekonferenz ebenfalls bekannt, die neuen E-Auto-Architekturen SEA und SPA2 unter ihren Marken zu teilen.

Volvo Cars und Geely Auto bestätigen ihren Plan, die Entwicklung und Produktion von Verbrennungsmotoren und Hybridantrieben in einem eigenständigen Unternehmen zusammenführen. Dieses Vorhaben wurde bereits 2019 angekündigt. Im Dezember 2020 gab Volvo zudem bekannt, in seinem schwedischen Motorenwerk künftig Elektromotoren fertigen zu wollen. Die Herstellung von Verbrennungsmotoren im Werk Skövde wird an eine separate Tochtergesellschaft von Volvo Cars mit dem Namen Powertrain Engineering Sweden (PES) übertragen, die mit dem Verbrennungsmotor-Geschäft von Geely zusammengeführt werden soll, so Volvo im Dezember.

Unternehmen werden oft von Anlegern in Fusionen gedrängt – hier war es aber anders herum: Ein Zusammenschluss von Geely und Volvo Cars wurde am Kapitalmarkt eher skeptisch gesehen, da eine Fusion von Unternehmen mit vielen Parallel-Strukturen Zeit benötigt und Kapazitäten bindet. Die Reibung, die dieser Prozess verursacht, wäre wohl größer als der positive Effekt.

„Nach einer detaillierten Prüfung der Kombinationsoptionen sind Volvo Cars und Geely Auto zu dem Schluss gekommen, dass sie durch engere Zusammenarbeit neue Wachstumschancen in ihren jeweiligen Märkten sichern und sich den sich verändernden Herausforderungen der Branche begegnen können, während ihre bestehenden separaten Unternehmensstrukturen erhalten bleiben“, heißt es etwas sperrig in der Mitteilung.

Auch Volvo-Car-Chef Hakan Samuelsson gab an, dass die vertiefte Zusammenarbeit „der beste Weg nach vorne“ sei. „Wir werden alle Vorteile einer Fusion haben, ohne deren Nachteile in Kauf nehmen zu müssen“, so Samuelsson bei der Pressekonferenz. Zu einem möglichen Börsengang von Volvo Cars sagte der Schwede, dass man keine solche Entscheidung getroffen habe – es sei aber eine Option, so Samuelsson wörtlich.

„Geely Auto freut sich auf eine engere Partnerschaft mit Volvo Cars, um signifikante Synergien für unsere jeweiligen Geschäftsbereiche zu erzielen“, sagt An Conghui, Präsident und CEO von Geely Auto. „Dadurch kann Geely Auto seine globale Expansion beschleunigen.“

Die Unternehmen wollen die Plattformen SEA und SPA2 nicht nur gemeinsam nutzen, sondern auch gemeinsam weiterentwickeln. Aber auch beim Vertrieb soll es eine bessere Zusammenarbeit geben, wenn auch nur Marken-spezifisch: Um die gemeinsame Marke Lynk & Co global auszubauen, soll nun doch das bestehende Vertriebs- und Servicenetz von Volvo genutzt werden.
automobilwoche.de, geely.com, volvocars.com

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