BMVI aktualisiert Elektrifizierungs-Pläne für die Schiene

Das Bundesverkehrsministerium hat sein 2019 aufgelegtes Elektrifizierungsprogramm für die Schiene fortentwickelt. Es enthalte nun alle Maßnahmen, mit denen das Ziel des Koalitionsvertrages, 70 Prozent des Schienennetzes mit Oberleitungen auszurüsten, erreicht werden soll.

Das Programm umfasst laut der Mitteilung des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) vier Investitionsschwerpunkte. Zum einen sollen alternative Antriebe in Fahrzeugen und Zügen gefördert werden. Dazu dient auch eine neue Förderrichtlinie des BMVI für Schienenfahrzeuge mit alternativem Antrieb. Hier betont das BMVI die Technologieoffenheit, da sowohl Batterien als auch Brennstoffzellen und im Güterverkehr auch die Umstellung auf CO2-freie synthetische Kraftstoffe gefördert werde.

Zum anderen soll der „Bundesverkehrswegeplan/Bedarfsplan Schiene“ umgesetzt werden. Dieser sieht vor, dass wichtige Strecken im „überregionalen Personenfern- und Güterverkehr“ mit Oberleitungen versehen werden sollen. Hier ist der Hebel aber nur überschaubar: Laut dem „Fahrplan 2019“ der Deutschen Bahn sind im Fernverkehr lediglich 2,5 Prozent nicht elektrifiziert, im Güterverkehr sind es 10,7 Prozent.

Der dritte Punkt sind Maßnahmen im regionalen Schienenpersonennahverkehr – hier sind laut den Zahlen der Bahn 36,5 Prozent nicht elektrifiziert, nur 63,5 Prozent der „erbrachten Betriebsleistung ist auf Stecken mit Oberleitung erfolgt“. Hier weist das BMVI darauf hin, dass Länder Maßnahmen zur Elektrifizierung mit bis zu 90 Prozent aus Bundesmitteln nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) finanzieren können – die Mittel hierfür seien kürzlich von 333 Millionen Euro jährlich auf eine Milliarde Euro pro Jahr aufgestockt worden. Im vierten Punkt sollen auch Ausweich- und Anschlussstrecken elektrifiziert werden.

Weiteres Ziel: Bis 2050 sollen 100 Prozent aller gefahrenen Zugkilometer elektrisch bzw. klimaneutral zurückgelegt werden. Dafür sollen wie oben beschrieben die Oberleitungs-Strecken ausgebaut werden und die nicht elektrifizierten Strecken nicht mehr mit Diesel, sondern mit alternativen Antrieben bedient werden – wofür unter anderem die aktuelle Förderrichtlinie sorgen soll.

„Um noch umweltfreundlicher unterwegs zu sein, setzen wir die Schiene weiter unter Strom, mit einem Mix aus Fahrdraht und sauberen Fahrzeugen“, sagt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer laut der Mitteilung seines Hauses. „Weniger Dieselloks heißt weniger Schadstoffe, weniger Lärm.“

Die Branche selbst scheint bei einigen Investitionen derzeit aber eher abzuwarten. Grund ist auch eine Art Gutachter-Streit: In zwei Studien wird die Wirtschaftlichkeit von Wasserstoffzügen sehr unterschiedlich bewertet. Im vergangenen Sommer hatte der VDE in einer Studie festgestellt, dass am Beispiel des „Netzes Düren“ der Batteriezug auf 30 Jahre Nutzung „wesentlich wirtschaftlicher“ als der Brennstoffzellenzug sei. Eine neue Studie des Instituts für Bahntechnik (IFB), die unter anderem von dem auf die Brennstoffzelle setzenden Zughersteller Alstom finanziert wurde, sieht die beiden Technologien jedoch als „nahezu gleichwertig“. Die Wirtschaftlichkeit ist für die ÖPNV-Betreiber jedoch ein sehr wichtiger Faktor, wenn Ersatz für bisherige Diesel-Loks beschafft werden soll.
bmvi.de (Mitteilung), bmvi.de (Elektrifizierungsprogramm), handelsblatt.com (Gutachter-Streit)

2 Kommentare

zu „BMVI aktualisiert Elektrifizierungs-Pläne für die Schiene“
Hans Herbert
04.03.2021 um 10:48
Die Maßregel muss und kann ganz einfach sein: Wo batterie-elektrisch möglich ist und mindestens gleichwertig mit anderen Lösungen, soll auch batterie-elektrisch eingesetzt werden. Man hat mit batterien weniger Wartungs- und Handling-Probleme.
Toni
04.03.2021 um 14:30
Weiß jemand wo ich die erwähnte Studie vom Institut für Bahntechnik finde?

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