EAFO-Studie: Wo Europa beim Ausbau der Ladeinfrastruktur steht
Eine neue Analyse des European Alternative Fuels Observatory (EAFO) gibt interessante Einblicke zum Stand des Ladeinfrastruktur-Ausbaus in Europa. Sie zeigt aber auch, dass es noch eines Kraftakts bedarf, um das Etappenziel des European Green Deal von einer Million öffentlichen Ladepunkten bis 2025 zu erreichen.
Die Daten des EAFO stammen von Ende 2020 und weisen als zentrale Kennziffer knapp 287.000 öffentliche Ladepunkte in Europa aus. Dies entspricht einer Vervierfachung gegenüber 2015 (67.000 Ladepunkte). Die Stromzapfstellen verteilen sich aber alles andere als gleichmäßig: In fünf der 32 untersuchten Ländern befinden sich 73 Prozent aller öffentlichen Ladepunkte. An der Spitze stehen die Niederlande mit 66.400 öffentlichen Ladepunkten, gefolgt von Frankreich (gut 46.000), Deutschland (etwa 44.500), Großbritannien (rund 33.300) und Norwegen (gut 18.500).
In seiner Statistik unterscheidet das EAFO zwischen öffentlich zugänglichen Ladepunkten mit 22 kW und weniger, also AC-Geräten, und Ladepunkten mit mehr als 22 kW, folglich überwiegend DC-Geräten. In den fünf führenden Ländern war der Anteil der Ladestationen mit 22 kW und weniger in den Niederlanden mit 96 Prozent am höchsten. In Frankreich betrug der Anteil der AC-Ladepunkte rund 91 Prozent aller öffentlichen Ladepunkte, in Deutschland 83 Prozent, im Vereinigten Königreich 81 Prozent und in Norwegen 72 Prozent. Laut der Studie gibt es aber auch einige EU-Länder, in denen Ladepunkte ab 22 kW dominieren, etwa in Lettland, wo sie 75 Prozent der öffentlichen Ladepunkte ausmachen, oder in Litauen (56 Prozent) und der Tschechischen Republik (51 Prozent).
Schaut man sich nur die 27 EU-Mitgliedstaaten an, befinden sich der EAFO-Statistik zufolge übrigens 80 Prozent aller öffentlichen Ladepunkte – 226.000 an der Zahl – in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland, Italien und Schweden. Das Verhältnis von AC- zu DC-Geräten liegt in der EU bei 89 zu 11 Prozent, wobei die öffentlichen DC-Lader sich hauptsächlich in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Spanien und Schweden wiederfinden. Dieses Quintett vereint 69 Prozent aller DC-Ladepunkte innerhalb der EU auf sich.
Die Studie unterstreicht, dass die EU auf dem Weg zu dem im European Green Deal fixierten Zielwert von einer Million öffentlichen Ladepunkten bis 2025 noch viel zu tun hat. Der aktuelle Ausbaustand macht erst 23 Prozent dieses Etappenwerts aus.
Für alle, die noch tiefer in die Analyse gehen wollen: Die Studie setzt die Anzahl von Ladepunkten in den einzelnen Ländern natürlich auch ins Verhältnis zur Landesfläche und zu den Elektroauto-Bestand vor Ort. Im Schnitt errechnet das EAFO für ganz Europa (also wieder die 32 Länder, inklusive Großbritannien und die EFTA-Länder Island, Liechtenstein, Norwegen und Schweiz) den Wert von 13 öffentlichen Ladepunkten pro 100 km². Die Verteilung variiert jedoch je Land extrem. Deutschland liegt mit 12 Ladern pro 100 km² relativ nah am Durchschnitt. Die Niederlande kommt auf den mit Abstand besten Wert (160 pro 100 km²), gefolgt von Liechtenstein und Luxemburg (44 und 41 pro 100 km²). In Bulgarien, Kroatien, Zypern, Estland, Griechenland, Lettland, Litauen und der Slowakei gibt es weniger als zwei Ladepunkte pro 100 km².
Als weitere Kennzahl nennt die Studie die Anzahl von Elektrofahrzeugen pro Ladestation: In Island ist das Verhältnis mit 39 Elektrofahrzeugen pro öffentlichem Ladepunkt am niedrigsten, gefolgt von Portugal (26:1), Malta (25:1) und Norwegen (24:1). Länder wie Frankreich, Spanien und die Schweiz liegen bei einer Spanne von neun bis elf Elektroautos pro öffentlichem Ladepunkt. In Deutschland sind es rund 13. Am anderen Ende des Kontinuums stehen Kroatien, Lettland und Liechtenstein mit einem Verhältnis von 3:1.
Dabei spielt der E-Fahrzeug-Bestand in absoluten Zahlen natürlich eine Rolle. Das EAFO führt folgende Statistik für den Pkw-Markt auf: Der Großteil der E-Autos (BEV und PHEV) auf europäischen Straßen konzentrierte sich zum Jahreswechsel auf Deutschland (fast 600.000), Norwegen (gut 450.000), das Vereinigte Königreich (knapp 450.000), Frankreich (fast 410.000) und die Niederlande (knapp 280.000). Dieses Quintett vereint 70 Prozent aller E-Autos auf sich. In elf der 32 Länder – also in einem Drittel der untersuchten Staaten – liegt der E-Pkw-Bestand bei unter 5.000 Autos (Liechtenstein, Slowenien, Bulgarien, Kroatien, Zypern, Estland, Griechenland, Lettland, Litauen, Malta und die Slowakei). Während in 24 der 32 Märkte der Anteil der BEVs auf der Straße den der PHEVs übersteigt, gibt es in einigen Ländern auch den umgekehrten Fall, etwa in Belgien, Zypern, Finnland, Griechenland, Island, Luxemburg, Schweden und Großbritannien.
Weitere Auswertungen finden sich in der unten verlinkten Studie. Diese wurde im Rahmen des EAFO 2.0-Vertrags für die Europäische Kommission entwickelt und enthält neben der Bestandsaufnahme auch Empfehlungen für die zukünftige Politikgestaltung auf EU-Ebene.
eafo.eu, eafo.eu (Studie als PDF)
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