Niederlande: Ladeinfrastruktur-Offensive in Parkhäusern
In den Niederlanden, laut einer neuen Studie schon jetzt in Europa führend beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos, soll die Anzahl an Ladepunkten in Parkhäusern in den kommenden vier Jahren gegenüber dem heutigen Stand verzehnfacht werden.
Auf dieses Ziel hat sich die niederländische Staatssekretärin für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, Stientje Van Veldhoven, mit einem Zusammenschluss aus 120 Parkhausbesitzern, Kommunen und Industriepartnern verständigt, der unter dem Namen Vexpan eine „Plattform für das Parken in den Niederlanden“ gegründet hat. Derzeit gibt es landesweit etwa 400 Parkhäuser mit durchschnittlich 450 Parkplätzen. In etwa zwei Drittel dieser Parkhäuser gibt es aber noch keine Ladepunkte für Elektroautos.
Das konkrete Ziel, das nun vereinbart wurde, ist, dass es bis zum Jahr 2025 an durchschnittlich fünf Prozent der Parkplätze und bis 2030 an zehn Prozent der Stellplätze in Parkhäusern eine Ladestation geben soll. Diese Prozentsätze basieren auf der geschätzten Gesamtzahl an Ladestationen, die voraussichtlich in den kommenden Jahren benötigt werden. Die beteiligten Parteien wollen alle sechs Monate überprüfen, ob der Aufbau im Zeitplan liegt.
Absolute Zahlen werden in den offiziellen Pressemitteilungen nicht genannt, lassen sich jedoch erschließen. Bei 400 Parkhäusern mit durchschnittlich 450 Parkplätzen sprechen wir von etwa 180.000 Stellplätzen. Ladeinfrastruktur an fünf Prozent entspricht 9.000 Stellplätzen, bei zehn Prozent sind es 18.000 Stellplätze. Da von einer Verzehnfachung innerhalb der kommenden vier Jahre gesprochen wird, dürften aktuell in niederländischen Parkhäusern rund 900 Stellplätze zum Laden taugen.
Bei neuen Parkhäusern und größeren Renovierungen bestehender Parkhäuser gibt es bereits Mindestanforderungen an die Anzahl der Ladepunkte nach europäischen Vorschriften. Mit den nun formulierten Zielen dürften aber auch viele Bestands-Parkhäuser mit Ladeinfrastruktur ausgestattet werden. Im Rahmen der Vereinbarungen wollen Ladeinfrastruktur-Experten, Parkhausbetreiber und Gemeinden zusammenarbeiten, um die Ladepunkte „auf die intelligenteste Weise zu installieren“, wie es per Mitteilung heißt.
Die Niederlande liegt beim Ausbau der Infrastruktur in Europa weit vorne. Eine dieser Tage veröffentlichte Analyse des European Alternative Fuels Observatory (EAFO) verzeichnete für den Jahreswechsel 2020/21 in Europa knapp 287.000 öffentliche Ladepunkte. Die Stromzapfstellen verteilen sich aber alles andere als gleichmäßig: In fünf der 32 untersuchten Ländern befinden sich 73 Prozent aller öffentlichen Ladepunkte. An der Spitze stehen die Niederlande mit 66.400 öffentlichen Ladepunkten, gefolgt von Frankreich (gut 46.000), Deutschland (etwa 44.500), Großbritannien (rund 33.300) und Norwegen (gut 18.500).
Und die Ambitionen der Niederländer bleiben hoch. Das zeigt sich nicht nur im oben präzisierten Parkhaus-Ansatz, sondern auch in einer kürzlich vorgestellten Initiative, wonach mindestens 14 niederländische Kommunen bis zum Jahr 2025 emissionsfreie Zonen für den Lieferverkehr einführen wollen. Mit der Agenda geht auch ein Förderprogramm für E-Nutzfahrzeuge einher: Ab dem 15. März können Unternehmer für den Kauf oder Leasing von E-Lieferwagens bis zu 5.000 Euro an staatlichen Subventionen beantragen. Auch das Subventionsprogramm für E-Lkw soll im März gestartet werden.
nltimes.nl, vexpan.nl, rijksoverheid.nl (beide auf Niederländisch)
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