Spanien: Öffentlich-private Batteriefabrik nahe Barcelona

Der spanische Staat will im Rahmen eines öffentlich-privaten Konsortiums mit der Volkswagen-Marke Seat und dem Energieunternehmen Iberdrola eine Batteriezellenfabrik für Elektroautos bauen. Das bestätigten VW-Chef Herbert Diess und Spaniens König Felipe bei einer Veranstaltung.

Das Werk solle in der Nähe des Seat-Standorts Martorell bei Barcelona entstehen, sagte Industrieministerin Reyes Maroto am Donnerstag bei einer Veranstaltung in Madrid und bestätigte damit im Kern einen früheren Bericht. Das Konsortium stehe anderen Mitgliedern offen. Ein Seat-Sprecher wollte auf Anfrage der Nachrichtenagentur DPA der Ankündigung „nichts hinzufügen“.

„Das Projekt wird die Entwicklung einer Reihe von Maßnahmen ermöglichen, die sicherstellen, dass in Spanien die erforderlichen Infrastrukturen, Einrichtungen und Mechanismen vorhanden sind, um ein Elektrofahrzeug unabhängig und wettbewerbsfähig herzustellen“, so Maroto. Die Regierung engagiere sich, „damit Spanien weiterhin weltweit führend in der Automobilindustrie ist und auf nachhaltige Mobilität setzt“. Ein Zeitplan wurde aber nicht genannt.

Die Industrieministerin gab jedoch nicht an, wo genau die Batteriefabrik entstehen soll. Seit einigen Wochen hält sich das Gerücht, dass hierfür das derzeitige Nissan-Werk in Barcelona umfunktioniert werden soll. Der japanische Autobauer will das Werk Ende 2021 aufgeben. Eine weitere Möglichkeit ist laut spanischen Medien, dass die Batterieproduktion direkt im Seat-Werk Martorell aufgebaut wird, um die Wege zwischen Batterie- und Fahrzeugproduktion zu minimieren.

Bei einer Veranstaltung im Seat-Stammwerk Martorell – offiziell ein nachgeholter Festakt zum 70-jährigen Jubiläum des Autobauers im Jahr 2020 – bestätigte VW-Chef Diess die Pläne. „Die lokale Produktion von Batteriezellen und -modulen ist eine historische Chance, die zweitgrößte Automobilindustrie in Europa zukunftsfest zu machen“, sagte Diess in seiner Rede. „Die VW-Gruppe und die spanische Regierung haben dieses Projekt an die Startlinie gebracht.“ König Felipe ergänzte, dass Spanien die ganze Wertschöpfungskette für die Elektromobilität aufbauen wolle – vom Abbau des Lithiums über die Batteriezellproduktion bis hin zur Entwicklung und Fertigung der Fahrzeuge.

Später bestätigte Seat in einer Mitteilung ebenfalls die Pläne. Aber: Es sind Pläne und Diskussionen, keine Beschlusslage. „Um die Entwicklung eines Ökosystems für Elektromobilität zu beschleunigen, wurde ein Projekt skizziert, das vom Volkswagen Konzern und der SEAT SA geleitet wird“, heißt es dort. „Die gemeinsame Zukunftsvision umfasst daher die lokale Produktion kleiner Elektrofahrzeuge im Martorell-Werk sowie die lokale Produktion von Batteriezellen und Batteriemodulen.“

Aber: Weder Diess noch VW-Markenchef Ralf Brandstätter bei der ebenfalls am Freitag veranstalteten Strategie-Präsentation in Wolfsburg nannten Details zu dem möglichen Modell, das bei Seat gebaut werden könnte. Brandstätter gab lediglich an, dass ein Modell unterhalb des ID.3 2025 auf den Markt kommen solle.

Wie die spanische Zeitung „El País“ berichtet, seien der Entscheidung langwierige Verhandlungen auf höchster Ebene vorausgegangen, zuletzt sollen der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez und VW-Chef Herbert Diess persönlich verhandelt haben. Dabei soll es auch um Investitions-Zusagen seitens VW und Seat gegangen sein.

Seat hatte bereits 2020 angekündigt, spätestens ab 2025 E-Autos in Spanien bauen zu wollen. Zuletzt hielten sich die Gerüchte, dass es sich dabei um einen Ableger des VW ID.2 handeln könnte, der derzeit federführend von Volkswagen Anhui in China entwickelt wird. Zuerst soll die Produktion des ID.2 und des Seat-Pendants in China für die Weltmärkte erfolgen, ab 2025 sollen die beiden E-Kleinwagen auch in Europa gebaut werden – also in Martorell.
heise.de, reuters.com, forococheselectricos.com, elpais.com, seat-mediacenter.com

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