Rückruf: eCitaros mit potenziell fehlerhaftem Feststoffakku

Die erst Anfang Februar an die ESWE Verkehr in Wiesbaden gelieferten 21 Mercedes-Benz eCitaro mit Festkörperbatterie sind seit gut zwei Wochen außer Betrieb. Ihre Batterien müssen wegen eines Isolationsfehlers einer Überprüfung unterzogen werden.

Das teilte Daimler Buses auf Anfrage von electrive.net mit. Die ESWE Verkehr muss bereits seit dem 22. Februar auf die Busse verzichten und gibt auf ihrer Webseite dazu bekannt, dass die neuesten Batteriebusse mit Feststoffakku „aufgrund eines aktuellen Fahrzeugrückrufs des Herstellers EvoBus/Mercedes bis auf Weiteres nur eingeschränkt zum Einsatz gebracht werden können“. Der Bushersteller habe versichert, mit Hochdruck an der Lösung des Problems zu arbeiten.

Dieses Problem, das ist die Gefahr eines Zellschlusses: „Im Rahmen unserer ständigen Produktbeobachtung haben wir festgestellt, dass es bei Mercedes-Benz Fahrzeugen des Typs eCitaro mit Feststoffhochvoltbatterien ein Isolationsfehler bei den Zellmodulen vorliegen kann. Aufgrund des Isolationsfehlers kann es zu einem batterieinternen Zellschluss kommen“, gibt der Nutzfahrzeughersteller gegenüber electrive.net bekannt. Die Feststoffakkus stammen von der französischen Firma Blue Solutions, deren Technologieansatz wir erst dieser Tage im Zuge eines ausführlichen Interviews mit dem Geschäftsführer von Blue Solutions beleuchtet haben.

In Summe sind laut Daimler 30 eCitaro von diesem „möglichen Fehler“ betroffen, darunter rund 20 Exemplare in Wiesbaden. „Bei diesen werden die Feststoffhochvoltbatterien einer Überprüfung unterzogen und falls notwendig Abhilfemaßnahmen umgesetzt. Unsere Kunden wurden darüber umgehend informiert und gebeten, die entsprechenden Fahrzeuge sofort außer Betrieb zu nehmen. Die ersten Fahrzeuge werden nach Durchführung der Maßnahme derzeit wieder an die Kunden ausgeliefert, es gibt also keine langfristigen Auswirkungen auf den Rollout oder die Auslieferungen des eCitaro mit Feststoffbatterie“, führt Daimler Buses aus. Man sei „an größtmöglicher Sicherheit unserer Produkte interessiert“.

Auch die ESWE Verkehr in Wiesbaden betont, dass die Sicherheit das oberste Gebot sei. Statt eines „eingeschränkten Einsatzes“ der Feststoffakku-Busse, wie am 19. Februar – also noch ganz am Anfang der Entwicklung – von der ESWE formuliert, handelt es sich seit zwei Wochen um einen Komplettausfall. Pressesprecher Christian Giesen sagte uns heute auf Anfrage, dass die Busse weiterhin außer Betrieb seien und es noch keinen exakten Zeitplan gebe, wann sie wieder zum Einsatz gebracht werden können. Zur Überbrückung nutzt der Mobilitätsdienstleister nun ältere Dieselbusse, die eigentlich zum Verkauf ins Ausland bestimmt sind. Den Verkauf habe man etwas verschoben, um den Rückruf der neuen E-Busse kompensieren zu können. Den Ausfall nach nur drei Wochen im Dienst aufgrund von Batterieproblemen bezeichnet Giesen derweil als „nicht zufriedenstellend“.

Angekommen waren die 21 Busse mit der innovativen Batterietechnologie auf Basis eines festen Elektrolyten an Bord erst Anfang Februar. Sie sind Teil einer Bestellung über 56 im Jahr 2019 bestellten eCitaro. Zehn Exemplare des eCitaro mit klassischer Lithium-Ionen-Technologie sind bei der ESWE bereits im Einsatz, die 21 E-Busse von Anfang Februar waren die ersten 21 von 41 Exemplaren, die mit Feststoffakkus bestellt wurden. Bis Ende 2021 sollen dann bereits insgesamt 120 Batteriebusse von Daimler für ESWE Verkehr zur Verfügung stehen.

Während der Wiesbadener ÖPNV-Betreiber von dem Rückruf am meisten betroffen ist, müssen auch andere Verkehrsunternehmen den Ausfall von einigen der noch seltenen Exemplare verkraften. Etwa die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die im Januar zwei E-Gelenkbusse des Typs eCitaro G mit Feststoffbatterie in Betrieb genommen hatte. In einer Mitteilung gibt die MVG bekannt, dass die beiden auf der Linie 100 eingesetzten Busse zurückgerufen wurden. „Grund ist laut Hersteller die Befürchtung, dass es zu einer Überhitzung der Fahrzeugbatterie kommen könnte“, schreibt der Betreiber. Ersetzt werde das Duo bis zu seiner Wiederinbetriebnahme durch konventionelle Busse mit Diesel- bzw. Hybridantrieb.
eswe-verkehr.de, mvg.de

1 Kommentar

zu „Rückruf: eCitaros mit potenziell fehlerhaftem Feststoffakku“
Bilal
10.03.2021 um 22:16
Die Dieselbusse sollen ins Ausland verkauft werden? Das sollte man nicht tun, denn die Umweltverschmutzung wird im Ausland mit diesen Bussen weitergeführt. Es kennt keine Grenzen.

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