Torqeedo und Poseidon zeigen neuen E-Antrieb für Passagierfähren

Torqeedo und Poseidon haben einen neuen elektrischen Antrieb für Passagierfähren angekündigt. Hierfür wird ein um 360 Grad drehbarer Ruderpropeller von Poseidon in das Antriebssystem von Torqeedo integriert. Eine erste Fähre mit diesem Antrieb soll im August ablegen.

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Der Antrieb bietet eine Dauerleistung von 50 kW und eine Spitzenleistung von 65 kW, wie Torqeedo in der Mitteilung schreibt. Die typische Konfiguration für ein durchschnittliches Schiff mit einer Kapazität von 80 bis 200 Passagieren bestehe aus zwei Antrieben, es können aber auch bis zu vier installiert werden. Der Ruderpropeller wird von Poseidon in den Niederlanden gebaut und als „Azimut“-Ruderpropeller vermarktet.

Der Antrieb setzt auf einen Fünf-Blatt-Zugpropeller, der zur hohen Gesamteffizienz des Antriebs beitragen soll. Das Getriebe muss nur alle 25.000 Betriebsstunden gewartet werden und soll so die Betriebskosten und mit seiner Langlebigkeit auch die Umweltauswirkungen senken.

Der Energiespeicher besteht aus BMW-i3-Batterien mit einer Kapazität von 80 kWh bis 1 MWh. Das Batteriesystem ist nach den Normen  IEC 62619 und IEC 62620 ausgelegt und erfüllt somit die Anforderungen für den Einsatz in Binnenschiffen – es sei aber auch eine von DNV-GL zugelassene Batterievariante für den Offshore-Einsatz erhältlich. Grundsätzlich hält Torqeedo jedoch fest, dass der neue Antrieb „ideal für das Manövrieren auf Europas Binnenwasserstraßen geeignet“ sei.

Ein Schiff mit dem Antriebssystem befindet sich bereits im Bau: Die Ostseestaal-Tochter Ampereship baut eine nach ES-TRIN zertifizierte Solarfähre, die in Norddeutschland zwischen der Stadt Kamp auf dem Festland und der Insel Usedom verkehren soll. Mit ES-TRIN-Zertifikat gilt die Fähre im Stettiner Haff als Binnenschiff. Die Solarfähre ist 14,65 Meter lang und kann pro Fahrt bis zu 20 Personen und 15 Fahrräder transportieren. Die neue Fähre wird ihren Betrieb voraussichtlich im August 2021 aufnehmen.

Möglich sei der Einsatz bei Binnenschiffen nicht nur wegen der geringeren Geschwindigkeiten, sonder da die Schiffe in der Regel nur zwischen acht und 14 Stunden am Tag im Einsatz sind. Es bleibe also ausreichend Zeit für eine Aufladung über Nacht, so Torqeedo. Das senke die Kosten für die Infrastruktur, womit die Investition „wirtschaftlich und ökologisch noch vorteilhafter“ werde, so der Hersteller.

„Die Technologie ist ausgereift. Bis zu 200 kW Antriebsleistung reichen aus, um einen Großteil der Passagierschiffe in Binnengewässern zu betreiben“, sagt Axel Büchling, Manager Project Sales bei Torqeedo. „Das modulare Design des Systems ermöglicht es dem Betreiber, die gleichen Teile und Baugruppen für verschiedene Schiffstypen zu verwenden, und alle Komponenten können per Fernzugriff überwacht und gewartet werden.“

Update 19.05.2021: Inzwischen ist die erste Fähre bei Ostseestaal auf Kiel gelegt worden. Beauftragt hat den Neubau die Ueckermünder Oderhaff Reederei Peters. Ab August dieses Jahres soll wie oben berichtet die 14,65 Meter lange emissionsfreie Fähre auf der Strecke zwischen dem Festlandort Kamp und der Ortschaft Karnin auf der Insel Usedom verkehren. Sie kann pro Fahrt bis zu 20 Personen und 15 Fahrräder befördern. Reederei-Geschäftsführer Kay Peters kündigte bei der Kiellegung an, dass für die neue Fährverbindung ein zusätzlicher Arbeitsplatz geschaffen werde.

„Als regional verankertes Unternehmen tragen wir mit dem Bau der Usedom-Fähre dazu bei, in Mecklenburg-Vorpommern die E-Mobilität aufs Wasser zu bringen“, sagt Thomas Kühmstedt, Technischer Direktor von Ostseestaal und Geschäftsführer der Ampereship GmbH. Neben der Usedomer Fähre entsteht derzeit im Stralsunder Spezialunternehmen der Neubau einer Elektro-Solar-Personen-fähre für die Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Der 21 Meter lange Katamaran wird ab Juli 2021 auf der Warnow zwischen Kabutzenhof und Gehlsdorf pendeln.
torqeedo.com, Info per E-Mail (Update)

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