Umwelt- und Verkehrsverbände fordern Verbrenner-Aus ab „spätestens“ 2030
Sieben Umwelt- und Verkehrsverbände haben die deutschen Automobilkonzerne Daimler, Volkswagen und BMW in einem gemeinsamen Brief aufgefordert, in Europa spätestens 2030 keine neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zu verkaufen. Die DUH fordert diesen Schritt hingegen schon für 2025.
In dem offenen Brief von BUND, DUH, Germanwatch, Transport & Environment, NABU, Greenpeace und VCD heißt es, dass dieser Schritt auch Hybridfahrzeuge beinhalten soll. Plug-in-Hybride oder andere elektrifizierte Fahrzeuge, die teilweise von den Herstellern bei den Ankündigungen ihrer Verkaufs-Stopps für Fahrzeuge mit reinem Verbrennungsmotor ausgespart werden, sollen den Verbänden zufolge ebenfalls nicht mehr verkauft werden.
Stattdessen sollten die deutschen Autobauer ihr Portfolio auf „effiziente und verbrauchsarme Elektrofahrzeuge ausrichten, die energie- und ressourcensparend bei Bau, Betrieb und Recycling sind“, heißt es in dem an die jeweiligen Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess, Ola Källenius und Oliver Zipse adressierten Brief. Das klare Bekenntnis zur Batterie-elektrischen Mobilität sollte zugleich „eine klare Absage gegenüber biogenen- und synthetischen Kraftstoffen im Straßenverkehr sein“. Darüber hinaus sollten Sie „ab sofort auf die Entwicklung neuer Verbrenner-Plattformen verzichten und ambitioniertere EU-Grenzwerte für das Jahr 2025 unterstützen“.
Zumindest der Forderung, auf die Entwicklung neuer Verbrenner-Plattformen zu verzichten, kommen die Hersteller teilweise bereits nach. Daimler-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer hatte Anfang des Monats in einem Interview gesagt, dass alle Entwicklungsaufgaben an der aktuellen Verbrenner-Motorengeneration abgeschlossen seien und keine neue Generation mehr entwickelt werde. Vergangene Woche bestätigte auch Audi-Chef Markus Duesmann, keine von Grund auf neuen Verbrennungsmotoren mehr zu entwickeln – vorhandene sollen aber noch für künftige Abgasnormen fit gemacht werden.
Von BMW ist noch keine Aussage zu einem Entwicklungsstopp für Verbrennungsmotoren getätigt worden. Dafür gaben die Münchner bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für 2020 in der vergangenen Woche bekannt, bis Ende 2025 zwei Millionen Batterie-elektrische Autos verkaufen zu wollen. Aber selbst Volkswagen will sich der E-Offensive zum Trotz nicht auf ein Datum festlegen, zu dem der letzte Verbrenner gebaut wird. „Der Wechsel zur E-Mobilität erfolgt weltweit unterschiedlich schnell, abhängig von der lokalen Gesetzgebung und der Verfügbarkeit von CO2-freier Primärenergie“, begründete VW-Chef Herbert Diess den Verzicht auf ein fixes End-Datum.
In ihrem offenen Brief verweisen die Verbände auf die Ankündigungen von General Motors, Volvo und Ford – und auch auf den Brief von neun EU-Mitgliedsstaaten, in dem ein konkretes und einheitliches Aussteigs-Datum gefordert wird. „Es ist an der Zeit, dass Ihr Unternehmen mit konkreten Schritten und kurzfristigen Zielen im Kampf gegen die Klimakrise eine Führungsrolle übernimmt, statt sich nur an die bestehenden gesetzlichen Mindestvorgaben zu halten und zudem jede Art von regulatorischen Schlupflöchern zu nutzen“ heißt es in dem aktuellen Verbände-Brief. „Es ist an der Zeit, den Bürgerinnen und Bürgern Europas zu zeigen, dass Sie bereit sind, ein verlässlicher Partner in einer zukunftsfähigen Mobilität zu sein.“
Bei dieser „zukunftsfähigen Mobilität“ haben die Verbände auch eine konkrete Vorstellung von der Karosserieform: „Insbesondere die angekündigten SUV-Modelle sind ein klimapolitischer Irrweg“, heißt es in dem Brief. Für weiterführende Gespräche stehe man gerne zur Verfügung.
Am Wochenende wurde aber auch klar, dass die gemeinsame Forderung nach einem Verbrenner-Aus bis „spätestens“ 2030 ein wohl formulierter Kompromiss war. Ergänzend zu dem gemeinsamen Brief gab die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bekannt, das Aus für neue Autos mit Verbrennungsmotor bereits ab 2025 zu fordern.
transportenvironment.org (Brief als PDF), duh.de (DUH-Forderung)
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