Kia EV6: GT-Topmodell kommt mit 430 kW

Kia hat die Serienversion des EV6 vorgestellt und zugleich das Top-Modell EV6 GT angekündigt. Dieses kommt mit 430 kW Leistung. Trotz einiger Ähnlichkeiten ist die Leistung nicht der einzige Unterschied zum Technik-Bruder Hyundai Ioniq 5. Die Preise starten bei 44.990 Euro.

Der EV6 ist wie berichtet der erste Kia auf Basis der E-GMP der Hyundai Motor Group. Dennoch ist der EV6 keine Kopie des ersten Hyundai-Modells auf der reinen E-Plattform mit 800-Volt-Batterie, der im Februar vorgestellte Ioniq 5. Obwohl Hyundai und Kia beide zunächst ein Crossover bauen – auch wegen der globalen Nachfrage – gibt es einige Unterschiede bei Technik und Design.

Ein Beispiel ist hier der E-Antrieb: Obwohl der EV6 mit 2,9 Metern einen kürzeren Radstand als der Hyundai hat, hat sich Kia für eine größere Batterie entschieden. Die größte Option im EV6 kommt auf 77,4 kWh Energiegehalt, während der Ioniq 5 in Europa mit maximal 72,6 kWh angeboten wird. Die Folge: Im Kia sind bis zu 510 Kilometer Reichweite (mit Heckantrieb) möglich – statt maximal 480 Kilometer beim Ioniq 5.

Ein weiterer Unterschied ist die Leistung. Während Hyundai es bei seiner derzeitigen Top-Version bei 225 kW (oder 306 PS in der alten Welt) belässt, wird das Kia-Topmodell EV6 GT mit 430 kW Antriebsleistung kommen – also 584 PS. Damit liegt er auf dem Niveau einiger Sportwagen – und lässt beim Viertel-Meilen-Sprint in einem von Kia veröffentlichten Video auch Sportwagen wie den Porsche 911, Ferrari California T oder Mercedes-AMG GT hinter sich. Die Beschleunigung des Top-Modells geben die Koreaner mit 3,5 Sekunden auf 100 km/h an, das Top-Modell wird bis zu 260 km/h schnell. Aber: Angesichts der Leistung sinkt die maximale Reichweite auf 405 Kilometer.

Das Basismodell wird wie beim Ioniq 5 über einen Heckantrieb und eine 58 kWh große Batterie verfügen. Kia verweist hier auf die Flexibilität, die die E-GMP biete: Ein Heckantrieb sei bei dem Auto ohne den Nachteil eines Kardantunnels möglich. Da die Vorzüge des Heckantriebs überwiegen, hat man sich gegen einen Frontantrieb für das Basismodell entschieden.

Mit dem kleinen Akku leistet die RWD-Version 125 kW, das AWD-Modell ist mit 173 kW angegeben – die Beschleunigung liegt hier bei 6,2 Sekunden auf 100 km/h. Mit der großen Batterie liegt die Leistung des reichweitenstarken Heckantriebs-Modell bei 168 kW, das Allrad-Modell mit zwei E-Motoren kommt auf 239 kW. Die Allradler bieten jeweils 605 Nm Drehmoment. Bei den RWD-Antrieben passen 52 Liter in den Frunk, mit dem Elektromotor an der Vorderachse der AWD-Modelle sinkt das Volumen dort auf 20 Liter.

Alle Versionen (auch mit kleiner Batterie) sind in der Ausstattung „GT-Line“ bestellbar, der EV6 GT mit seinen 430 kW und 740 Nm wird aber nur mit dem 77,4 kWh großen Long-Range-Akku angeboten. Die Standard-Modelle sind bei erwähnten 2,90 Metern Radstand 4,68 Meter lang, der GT und die GT-Line sind wegen der geänderten Stoßstangen 1,5 Zentimeter länger. Das Fahrzeug ist 1,88 Meter breit und 1,55 Meter hoch – also rund fünf Zentimeter flacher als der Ioniq 5.

Die Fahrer sollen übrigens zwischen sechs Einstellungen bei der Rekuperation wählen können – keine, 1 bis 3, „i-PEDAL“ oder Auto-Modus. „i-PEDAL“ ist die maximale Verzögerung und soll dem One-Pedal-Driving entsprechen, ist also quasi eine umbenannte Stufe 4.

In 18 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen

Wie bei der E-GMP üblich liegt auch die Batteriespannung des EV6 bei 800 Volt. Die Ladezeit gibt Kia mit 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent an. Trotz der um rund fünf kWh größeren Batterie erreicht der EV6 hier genau den Wert des Ioniq 5. Die maximale Ladeleistung nennt Kia nicht, sie dürfte aber auf dem Niveau der maximal 220 kW des Ioniq 5 liegen. Dank des größeren Akkus wird der Kia wohl die Ladeleistung etwas länger halten können, um in den 18 Minuten rund vier kWh mehr zu laden. Die Ladeklappe des Kia sitzt übrigens auch hinten rechts, ist aber unter dem Rücklicht unauffälliger integriert als die etwas weiter seitlich positionierte Ladeklappe des Hyundais. Die AC-Ladeleistung erwähnt Kia nicht, sie dürfte aber bei den E-GMP-üblichen 11 kW liegen.

Von der EV-Plattform übernimmt der EV6 auch die sogenannte „Vehicle to Load“ oder V2L-Funktion: Über einen Adapter können bis zu 3,6 kW entnommen werden – für das Laden eines anderen E-Autos, für den Betrieb von Werkzeugen, einem Elektro-Grill oder und weiteren Anwendungen. Die V2L-Funktion ist nicht an spezielle Kia-Geräte gebunden, mit dem länder-spezifischen Adapter können allerhand Geräte mit Strom aus der Traktionsbatterie betrieben laden.

Zentrales Element bei der Entwicklung sei die Zeit des Kunden gewesen, wie Kia bei einem Online-Call zur Premiere des EV6 betont. Damit sind nicht nur Beschleunigung und Ladezeit gemeint, sondern dass der Kunde die Zeit im Auto so komfortabel wie möglich nutzen kann. In den Standard-Versionen nutzt Kia ebenfalls die „Zero Gravity“-Sitztechnologie, bei der die Lehnen der Vordersitze extrem weit nach hinten abgesenkt werden können – für eine entspannte Ladepause, eventuell sogar mit einem Power Nap. Der EV6 GT kommt hingegen mit eng geschnittenen Schalensitzen.

Anderes Innenraum-Konzept als der Hyundai

Auch im Rest des Innenraums gibt es einige Ähnlichkeiten zum Ioniq 5, jedoch jeweils anders interpretiert. So sind die zwei 12-Zoll-Bildschirme nicht wie im reduzierten Hyundai-Design flach angebracht, sondern in einem „Integrated Curved Display“. Kia nutzt zwar auch den flachen Innenraumboden für ein offeneres Design als bei einem Verbrenner, die Mittelkonsole des EV6 fällt aber deutlich massiver aus als im Ioniq 5. Der Fußraum zwischen Fahrer und Beifahrer ist beim Kia geschlossen.

Kia-Chefdesigner Karim Habib führt für diese Entscheidung mehrere Gründe an. Zum einen habe man die für das Fahren wichtigen Bedienelemente in Griffweite des Fahrers weiter vorne unterbringen wollen. Zum anderen biete die größere Mittelkonsole mehr Ablagen und erhöhe auch die Sicherheit – da keine Gegenstände aus dem Beifahrer-Fußraum in den Bereich der Pedale rutschen können. „Unsere Aufgabe war es, alle Möglichkeiten dieser Plattform zu entdecken und zu nutzen“, sagt Habib. Mehr zum Design des EV6 haben wir hier zusammengefasst.

Wie auch Hyundai bietet Kia neben dem Touchscreen eine Bedienleiste, etwa für die Klimaanlage. Während der Ioniq 5 hier physische Tasten hat, ist im EV6 eine glatte Leiste mit Soft Keys verbaut. Das hat zwar den Vorteil, dass sie für verschiedene Funktionen genutzt werden kann. Jedoch gibt es keine Tasten, die blind bedient werden können.

Auslieferungsstart im zweiten Halbjahr

Der Kofferraum des EV6 soll nach VDA-Norm 520 Liter fassen. Mit umgeklappten Rücksitzlehnen werden es maximal 1.300 Liter. Bei dem letztgenannten Wert fällt der Kia etwas hinter die knapp 1.600 Liter des Ioniq 5 zurück – hier dürften die flache Heckscheibe und die zum Heck hin etwas eingezogene Fahrgastkabine ein paar Liter kosten. Wem der Laderaum nicht ausreicht, kann auf einen Anhänger ausweichen. Der EV6 kann bis zu 1,6 Tonnen ziehen.

Die Produktion des EV6 soll im Juli beginnen. Die ersten Kunden-Auslieferungen in Europa stellte Kia bei dem Online-Event für September in Aussicht. Die Preise in Deutschland sollen bei 44.990 Euro für das Basismodell (kleiner Akku, Heckantrieb) beginnen – vor Förderung. Mit dem vollen Umweltbonus wird daraus vor Kunde ein Preis von 35.420 Euro. Die „GT-Line“, anfangs mit dem großen Akku und Heckantrieb erhältlich, ist laut der Seite für die Vorbestellungen mit 54.990 Euro angegeben – mit dem reduzierten Umweltbonus ergäbe das 47.015 Euro. Beide bisher genannten Fahrzeuge sollen ab Herbst 2021 ausgeliefert werden. Der EV6 GT kommt hingegen erst im Winter 2022 – zu einem Preis von mindestens 65.990 Euro.

Für die globale Neuausrichtung der Marke, angefangen mit einem neuen Logo und dem Entfall des Zusatzes „Motors“ im Firmennamen sei dieses Modell extrem wichtig, wie Kia-CEO Ho Sung Song betont. „Der EV6 ist der Anfang der Reise“, sagt der Kia-Chef. „Dank der E-GMP haben wir ein Elektroauto ohne Kompromisse gebaut.“
kianewscenter.com, kia.com (Preise)

Schlagwörter

1 Kommentar

zu „Kia EV6: GT-Topmodell kommt mit 430 kW“
Christof Liechti
31.03.2021 um 07:35
Zitat: "Der EV6 GT kommt hingegen erst im Winter 2022". Heisst wohl, wenn sie es schaffen wird es Januar / Februar 2022 wenn nicht alt Dezember 2022

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch