Ein und derselbe E-Auto-Fuhrpark für Stadtmitarbeiter und Bürger

Die Stadt Hamminkeln am unteren Niederrhein hat ihren kleinen kommunalen Elektro-Fuhrpark mit einem Carsharing für Bürger verknüpft. Als Pilotprojekt vor rund vier Jahren gestartet, hat sich das Modell bewährt und herumgesprochen – so weit, dass es nun bei einem eMobility-Landeswettbewerb gewonnen hat.

Rückblick: Bürgermeister Bernd Romanski und sein Team saßen 2016 zusammen, um die künftige Beschaffungsstrategie für den kommunalen Fuhrpark zu erörtern. Dabei sei man nicht nur zu der Entscheidung gekommen, erstmals Elektroautos zu kaufen, sondern: „Es stellte sich uns auch die Frage: Wollen wir auch unseren Bürgerinnen und Bürgern ein entsprechendes Auto mitanbieten“, so Romanski, „denn der Öffentliche Nahverkehr ist hier auf dem Land doch etwas dürftig.“

Die Entscheider im Rathaus ließen es auf einen Versuch ankommen. Zusammen mit dem Energieunternehmen Westenergie (zuvor Innogy) stellte die Kommune ein Elektroauto-Sharing zwischen Verwaltung und Bürgern auf die Beine. Aus Sicht der Westenergie besonders spannend: „Die Nutzung von Elektrofahrzeugen mal nicht in großstädtischen Ballungsräumen, sondern in einer Flächenkommune“, wie Dirk Krämer, Kommunalmanager bei der Westenergie, anmerkt. Hamminkeln liegt am unteren Niederrhein im Nordwesten von Nordrhein-Westfalen. Die rund 27.000 Einwohner verteilen sich auf sieben Stadtteile. Vor der Gebietsreform Mitte der 70er Jahre waren sie voneinander unabhängige Dörfer. Mit 164 Quadratkilometern ist Hamminkeln die flächengrößte Stadt des Kreis Wesel.

Vor diesem Hintergrund liegt es auf der Hand, dass die Einwohner für viele Erledigungen des Alltags motorisiert sein müssen. Mit dem Elektroauto-Sharing finden die Bürger zumindest zu bestimmten Zeiten nun eine Alternative zu einem eigenen Auto vor. Zur Verfügung stehen drei Renault Zoe und ein Nissan e-NV 200, wobei die Besetzung seit Beginn des Projekts 2017 schon gewechselt hat: Anfangs waren neben einem Zoe und dem e-NV 200 auch zwei Nissan Leaf im Einsatz. Für die Stadtverwaltung sind drei der vier Stromer montags bis donnerstags von 7 bis 17 Uhr sowie freitags von 7 bis 13 Uhr geblockt. An den Randzeiten und am Wochenende können sie von Bürgern gefahren werden. Eins der Fahrzeuge steht den Bürgern zudem rund um die Uhr zur Verfügung.

Wie das in der Praxis funktioniert? Nach einer einmaligen Registrierung können die Einwohner Hamminkelns die Stromer online oder telefonisch reservieren. Gebucht werden könne lange im Voraus oder auch spontan, sofern ein Fahrzeug verfügbar ist, heißt es auf der städtischen Webseite. Abgerechnet wird nach zurückgelegten Kilometern. Der Tarif: 45 Cent pro Kilometer. Von einer kurzen Ausleihdauer bis hin zu einem ganzen Wochenende sei alles machbar.

Die Fahrzeuge werden bilanziell mit Ökostrom geladen. In Umgebung des Rathauses stehen dafür zwei Ladestationen mit vier Ladepunkten à 22 kW zur Verfügung. Dort beginnt und endet jede Fahrt. Es handelt sich also um ein klassisches stationäres Carsharing. Die Fahrzeuge können nicht einfach in einem anderen Stadtteil zurückgelassen werden.

„Anfangs war unklar, ob dieses Projekt erfolgreich sein kann. Im Nachhinein kann man sagen: Das hat alles wunderbar funktioniert und wir haben eine nachhaltige Lösung für die Bürger und für die Verwaltung gefunden“, resümiert Bürgermeister Bernd Romanski. Das E-Carsharing sei kosteneffizient, werde gerne von Mitarbeitern, Bürgern und Gewerbetreibenden genutzt und erlaube der Stadt, ihrer Verantwortung im Bereich Klimaschutz nachzukommen.

Mit der Kombination aus städtischem E-Fuhrpark und E-Carsharing ist Hamminkeln jetzt zudem auch ganz offiziell eine Kommune mit Vorbildcharakter: Die Stadt hat beim NRW-Wettbewerb „Energiewende trifft Megatrends“ den ersten Platz im Bereich E-Mobilität gewonnen. Die Jury bestand aus Experten auf dem Gebiet Energiewende, wie es in einer uns per E-Mail vorliegenden Pressemitteilung heißt. „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung unseres erstklassigen elektromobilen Fuhrparks und das angebotene E-Carsharing“, betont Bürgermeister Romanski nach einer dieser Tage erfolgten, digitalen Siegerehrung.

Dirk Krämer von der Westenergie lobt das Engagement der Stadt ausdrücklich: „Die Stadt Hamminkeln hat mittlerweile ein breites Angebot an elektromobiler Infrastruktur durch die von uns angebotenen Produkte aufgebaut und treibt das Thema fortwährend voran. Es ist toll, dass dieser Einsatz mit dem ersten Platz prämiert wurde und motiviert umso mehr für zukünftige gemeinsame Projekte.“ Der Wettbewerb fand im Rahmen des vom Land finanzierten Virtuellen Instituts „Transformation Energiewende NRW“ statt und hatte zum Ziel, innovative und kreative Maßnahmen von Kommunen zu würdigen, die an der Schnittstelle zwischen globalen Megatrends und der Energiewende ansetzen.

Die Westenergie ist übrigens aus der Aufspaltung der Innogy SE hervorgegangen. Sie übernahm am 1. Oktober 2020 einen Teil der Sparten der E.ON-Tochter – darunter auch das E-Carsharing-Geschäft. Während sie sich um den Service kümmert, ist die weiter unter dem Namen Innogy agierende Innogy eMobility Solutions rein für die Ladetechnik zuständig. Aus den zwei 2017 gestarteten Pilotkommunen (darunter Hamminkeln) sind inzwischen 20 Städte geworden, die unter Regie der Westenergie das Modell eines zwischen Stadtverwaltung und Bürgern geteilten E-Carsharings praktizieren.
Quelle: Infos per E-Mail, hamminkeln.de

2 Kommentare

zu „Ein und derselbe E-Auto-Fuhrpark für Stadtmitarbeiter und Bürger“
notting
01.04.2021 um 16:11
Andere Städte haben auch einen Carsharing-Anbieter angelockt in dem sie ihm z. B. in der Nähe des Rathauses Platz gegeben haben, unter der Bedingung dass tagsüber mind. ein Fahrzeug vorrangig städt. Angestellten zur Verfügung steht. Einige davon sind auch schon auf PHEV/BEV bzw. "mit Ladesäule" umgestellt worden. Insofern ist das IMHO nichts wirklich neues.notting
Juergen
02.04.2021 um 11:36
Sehr positiv der akzeptable Preis von 45c/km. Dass es für die Bürger eine Alternative zum eigenen Auto ist, glaube ich aber nicht. Oder differenzierter, in der Nähe der Station wohnend, ist es machbar. In den anderen sechs Stadtteilen wohnend nicht.

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