Kooperation von Hyundai und Canoo vor dem Aus?

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Die im vergangenen Jahr angekündigte E-Auto-Kooperation des kalifornischen Startups Canoo mit Hyundai und Kia wird offenbar nicht weiterverfolgt. Hintergrund ist laut einem Medienbericht ein Strategiewechsel bei dem US-Startup. Da dieser kurz nach dem Börsengang erfolgt, könnte das auch noch die US-Börsenaufsicht SEC beschäftigen.

Wie „The Verge“ berichtet, habe der neue Canoo-Chef Tony Aquila die Neuigkeiten am Montag während eines „eisigen Investorengesprächs“ mitgeteilt. Hintergrund für das Platzen des Deals mit Hyundai und Kia sei ein Strategiewechsel bei Canoo: Das Startup wolle seine E-Auto-Plattform nicht mehr an andere Autohersteller verkaufen, sondern sich künftig vorrangig auf den Verkauf der eigenen Fahrzeuge an Flottenbetreiber konzentrieren. Zwischen den Zeilen klingt aber durch, dass es offenbar Unstimmigkeiten mit dem koreanischen Konzern zum geistigen Eigentum von Canoo gab.

Im Februar 2020 wurde bekannt, dass die Hyundai Motor Group im Rahmen der Kooperation E-Fahrzeuge von Hyundai und Kia auf der Skateboard-Plattform von Canoo entwickeln will. In einer gemeinsamen Mitteilung gaben die Unternehmen an, Canoo werde die Entwicklung einer vollständig skalierbaren vollelektrischen Plattform unterstützen, „die den Hyundai- und Kia-Spezifikationen entspricht“.

Der Deal mit Hyundai galt damals als Vertrauensbeweis für das Startup, das noch kein einziges Auto vertrieben hatte. Bei der ersten Investorenkonferenz als börsennotiertes Unternehmen soll wegen des Strategiewechsels und einer Vorstandspersonalie (dazu gleich mehr) die Stimmung unterkühlt gewesen sein. Laut Analysten sei so eine Situation kurz nach dem Börsengang „nicht ideal“.

Die Sparte „Engineering Services“, die nun nicht mehr im Zentrum der Strategie steht, sollte eben jene Entwicklungsdienstleistung für andere OEM mit der Canoo-Technologie vorantreiben. Das wurde auch noch in Dokumenten rund um den Börsengang betont, die Canoo bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hatte. Damals hieß es, dass das geplante Engineering-Dienstleistungsgeschäft „einen bedeutenden Markt für Vertrags-Engineering-Dienstleistungen unter den alten OEMs darstellt“. Inzwischen hat Canoo offenbar stillschweigend eine neue Investoren-Präsentation hochgeladen, in der Hyundai nicht mehr erwähnt wird. Dass wenige Wochen nach dem vollzogenen Börsengang dieses bedeutende Feld nicht mehr in der angekündigten Form bedient werden soll, könnte auch die SEC und Investoren beschäftigen.

Canoo wollte gegenüber „The Verge“ die Vorgänge über Aquilas Aussagen hinaus nicht kommentieren. Hyundai lehnte eine Stellungnahme ab.

Für Hyundai und Kia dürfte der Schritt verschmerzbar sein: Der koreanische Konzern ist auch an Arrival beteiligt und plant auf der Basis dessen Skateboard-Plattform ebenfalls E-Fahrzeuge. Die Arrival-Fahrzeuge sind aber mehr im Nutzfahrzeug-Bereich angesiedelt.

Das kalifornische Startup hat zudem von dem ursprünglichen Plan Abstand genommen, seinen 2019 vorgestellten E-Minibus über ein Abonnement-Modell zu vertreiben. Danach hatte Canoo zwei weitere E-Fahrzeug-Konzepte vorgestellt: ein Mehrzweck-Lieferfahrzeug und zuletzt einen Pickup-Truck.

Auch personell gibt es Neuigkeiten bei Canoo: Der bisherigen Finanzchef Paul Balciunas ist zurückgetreten. Er wird übergangsweise durch Renato Giger ersetzt, mit dem Aquila zuvor bereits in anderen Unternehmen zusammengearbeitet hat.
theverge.com, canoo.com (Personalien)

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