Alstom baut H2-Züge für vier französische Regionen

Alstom hat erste Bestellungen von Wasserstoffzügen in Frankreich erhalten. Im Namen von vier Regionen hat die staatliche Eisenbahngesellschaft SNCF die ersten zwölf von Alstom entwickelten Züge geordert, die sowohl an der Oberleitung als auch mit Wasserstoff fahren. Der Auftragswert beträgt fast 190 Millionen Euro.

Aus Auftraggeber tritt konkret die SNCF-Tochter SNCF Voyageurs in Stellvertretung der Regionen Auvergne-Rhône-Alpes, Bourgogne-Franche-Comté, Grand Est und Occitanie auf. In jeder Region sollen drei der Züge zum Einsatz kommen. Der mit Alstom geschlossene Vertrag schließt neben den zwölf Exemplaren auch die Option auf zwei weitere Zuggarnituren mit ein, die dann in Grand Est zum Einsatz kämen.

Was den Zeitplan angeht, sind Testfahrten ab 2023 und kommerzielle Betriebsfahrten ab 2025 geplant. Eingesetzt werden die Züge auf den Regionalexpress-Strecken Montréjeau–Luchon (Occitanie), Clermont-Ferrand–Lyon (Auvergne-Rhône-Alpes), Auxerre–Laroche-Migennes (Bourgogne-Franche-Comté). Die Region Grand Est hat den Einsatzort seiner künftigen Züge noch nicht präzisiert.

Bei den Schienenfahrzeugen für Frankreich handelt es sich um Wasserstoffzüge auf Basis von Alstoms Regionalzug-Plattform Coradia Polyvalent, die inländisch unter dem Namen „Régiolis“ bekannt sind. Seit 2011 wurden laut Alstom bereits rund 400 Coradia Polyvalent mit Dual-Mode Elektro-Diesel- oder vollelektrischem Antrieb innerhalb Frankreichs bestellt. Mit „Dual Mode“ bezeichnet Alstom die Eigenschaft, sowohl von der Oberleitung als auch von einer Quelle an Bord Kraftstoff beziehen zu können. Mit der Wasserstoff-Variante – ebenfalls ein Dual-Mode-Zug – erweitert Alstom nun das Portfolio. Neben der oben genannten Bestellung haben nach Angaben des Herstellers auch andere französische Regionen inzwischen ihr Interesse bekundet, sich an einer zweiten Phase des Projekts zu beteiligen.

Der Coradia Polyvalent H2 hat laut Alstom eine Autonomie von bis zu 600 Kilometern auf nicht elektrifizierten Bahnstrecken. Als vierteiliger Zug mit einer Länge von 72 Metern verfüge er über eine Kapazität von 218 Sitzen und besitzt „die gleiche dynamische Leistung und das Komfortniveau der Dual-Mode Elektro-Diesel-Version“, heißt es in einer begleitenden Mitteilung. Genauer wird Alstom bei diesem Punkt nicht.

Die BZ-Antriebstechnologie wird der Coradia Polyvalent von dem für Deutschland entwickelten Coradia iLint übernehmen. Genauso geht Alstom bereits bei einem Auftrag aus Italien vor. Auch in den dortigen Coradia Stream-Modellen wird sich die BZ-Technik aus dem Coradia iLint wiederfinden. „Alstom ist das weltweit erste Bahntechnikunternehmen, das einen Wasserstoffzug auf den Markt bringt und diese Technologie mit dem für den deutschen Markt entwickelten iLint-Zug beherrscht“, äußert dazu Jean-Baptiste Eyméoud, Präsident von Alstom in Frankreich. „Dieser neue Auftrag für den französischen Markt steht in vollem Einklang mit der Zielsetzung der Alstom Gruppe, die Nummer eins auf dem Markt für grüne und smarte Mobilität zu werden und bei der Einführung eines effizienten Wasserstoff-Ökosystems in unseren Regionen zu unterstützen.“

Als Heimmarkt nimmt Frankreich natürlich eine Sonderrolle ein. Die Entwicklung und Fertigung von Coradia Polyvalent-Zügen sichere mehr als 2.000 Jobs in Frankreich für Alstom und seine Zulieferer, heißt es in der Mitteilung weiter. Sechs der 15 Standorte von Alstom in Frankreich sind an dem Projekt beteiligt: Reichshoffen (Bas-Rhin) für Design und Fertigung, Ornans (Doubs) für Motoren, Le Creusot (Saône-et-Loire) für Drehgestelle, Tarbes (Hautes-Pyrénées) für Antriebsketten, Villeurbanne (Rhône) für Bordelektronik und Saint-Ouen (Seine-Saint-Denis) für Design.

Den Rücken gestärkt bekommen die Projektbeteiligten denn auch von der französischen Regierung, die 2020 bekanntlich eine sektorübergreifende Wasserstoff-Roadmap verabschiedet hatte. „Frankreich verfügt über alle Voraussetzungen, um ein Wasserstoff-Champion zu werden: Die französische Regierung ist fest entschlossen, dieses Ziel in die Tat umzusetzen“, sagt Jean-Baptiste Djebbari, beigeordneter Minister für Verkehr, französisches Ministerium für den ökologischen Übergang, nun anlässlich der H2-Zugbestellung. Die Regierung wird seinen Worten zufolge 47 Millionen Euro der Entwicklungskosten für Frankreichs ersten wasserstoffgetriebenen Regionalzug übernehmen.
alstom.com

1 Kommentar

zu „Alstom baut H2-Züge für vier französische Regionen“
Albrecht Lutter
11.04.2021 um 23:29
Könnte man mit 47Mio € nicht lieber die Strecke elektrifizieren?;) Anschließend wäre man dann 3mal so effizient.

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