Varta stellt 21700-Zelle „V4Drive“ offiziell vor
Nach der Ankündigung im März hat der Batteriehersteller Varta seine neue „große“ Batteriezelle namens „V4Drive“ präsentiert. Die Rundzelle im Format 21700 soll noch in diesem Jahr auf einer Pilotlinie gefertigt werden – der Zeitplan für die Serienfertigung ist noch nicht bekannt.
Wie berichtet will Varta die „V4Drive“ in sechs Minuten laden können. Die Zellen im Format 21700 (2,1 cm Durchmesser, 7 cm lang) sollen in der Elektromobilität aber nicht als alleinige Traktionsbatterie, sondern als Booster in Premium- und Sportfahrzeugen oder als Speicher für die Rekuperationenergie in Hybridfahrzeugen eingesetzt werden. Weitere Anwendungen sieht das Unternehmen in elektrifizierten Lkw mit einem optimierten Reichweitenverlängerer oder mit einer optimierten Brennstoffzelle.
Bei der online übertragenen Vorstellung der „V4Drive“ wiederholte Varta-Chef Herbert Schein einige Aussagen, die er bereits im März in einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“ getätigt hatte. Neu ist aber, dass die „Power-Version“ der Zelle auf die Ladedauer von nur sechs Minuten kommen soll. Das lässt den Schluss zu, dass es auch eine günstigere Standard-Version geben wird – Daten hierzu nannte Schein aber nicht.
Dafür gab es einige weitere Details zu der „Power-Version“. Da man die Materialien und die Wicklungen in der Rundzelle für einen besonders niedrigen Innenwiderstand optimiert habe, würde sich die Zelle bei einem Ladevorgang in sechs Minuten auf nur 34 Grad erwärmen. „Das heißt, da geht noch mehr“, so Varta-Entwickler Edward Pytlick. Angaben zum Testumfeld machte Varta aber nicht – die Erwärmung einer einzelnen Zelle im Labor wäre nur schwer mit einer in einen Batteriepack integrierten Zelle vergleichbar. Durch den niedrigen Innenwiderstand soll aber auch die Wärmeverteilung innerhalb der Zelle homogener sein, was wiederum die Ladeleistung verbessern und die Kühlung vereinfachen soll.
Die Rundzellen – bekanntlich im selben Format wie die Zellen im Tesla Model 3 und Model Y aus US-Produktion – sollen zunächst in Premium-Autos eingesetzt werden, Varta zeigte hier die Animation in einem Sportwagen. Der Formfaktor soll im Vergleich zu Pouch- oder prismatischen Zellen mehr Flexibilität bei der Platzierung bieten, die bauraum- und schwerpunktoptimierte Platzierung sei besonders in Sportwagen wichtig.
Varta ließ aber offen, wann die Zellen in größeren Stückzahlen in Serie gebaut werden können – die Marktentwicklung bei Batterie-elektrischen und Hybridautos verläuft derzeit rasant. Klar ist aber, dass noch in diesem Jahr die Fertigung auf einer Pilotlinie starten soll.
Varta gab sich dabei sehr selbstbewusst, die Fertigung schnell und zuverlässig skalieren zu können. Wie Varta-CTO Rainer Hald ausführte, habe man viel Knowhow von den „CoinPower“-Zellen übertragen können. „Die ‚CoinPower‘ ist im Prinzip auch eine Rundzelle, nur ist hier im Gegensatz zur 21700 die Höhe geringer als der Durchmesser“, so Hald. „Der Wickelvorgang und andere Herstellungsschritte sind aber sehr ähnlich.“ Da man den Produktionsprozess selbst in der Hand habe und viele Maschinen und Werkezuge selbst entwickle, könne man die Produktion in kurzer Zeit hochfahren – eine Jahreszahl nannte Hald jedoch nicht. In dem „Wiwo“-Interview hatte CEO Schein das Jahr 2024 in Aussicht gestellt.
Neben der eMobility kann sich Varta nach eigenen Angaben auch den Einsatz der „V4Drive“ in Drohnen oder Powertools vorstellen. Dort sollen die Zellen die doppelte Leistung bei gleichem Energiegehalt bieten – und auch die Schnellladefähigkeit in sechs Minuten. Somit könnten Batterie-Schlagbohrer oder Elektrosägen leistungsfähiger werden, zudem wären die Akkus in einer Kaffeepause nachgeladen.
Quelle: Livestream der Veranstaltung
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