Audi bringt den Q4 e-tron mit drei Antriebsvarianten

Audi hat mit dem Q4 e-tron und Q4 Sportback e-tron seine ersten beiden MEB-Modelle vorgestellt. Das E-SUV und das E-SUV-Coupé sollen laut Audi-Chef Markus Duesmann „den Einstieg in die elektrische Welt bei Audi“ bilden. Die Preise starten bei 41.900 Euro.

Bei der Premiere des MEB-Stromers betonte Duesmann dessen Bedeutung in der Elektrifizierungsstrategie der VW-Tochter. Nach dem „Pionier“ e-tron quattro und dem „Brand Shaper“ e-tron GT soll der Q4 als E-SUV und E-SUV Coupé der „Erreichbare“ oder „Zugängliche“ unter den elektrischen Audis werden – soweit die Marketing-Theorie.

Nach allerhand Design-Häppchen der vergangenen Monate – etwa zum seriennahen Design (aber eben nicht dem Seriendesign) des Sportbacks oder zum Innenraum – gibt es nun auch alle technischen Daten. Da der Q4 auf dem MEB (Modularer E-Antriebs-Baukasten) basiert und auch in Volkswagens MEB-Werk in Zwickau gebaut wird, sind zahlreiche Werte natürlich bereits bekannt. In der Zusammenstellung der möglichen MEB-Komponenten weicht Audi aber ein wenig von der Politik ab, die VW und Skoda für ihre MEB-Modelle bieten.

Der Reihe nach: Audi wird den Q4 e-tron und den Sportback in drei Varianten anbieten. Das Einstiegsmodell namens Q4 35 e-tron setzt auf die 52-kWh-Batterie (netto) des MEB, die etwa aus dem VW ID.4 bekannt ist. Audi nutzt die 125-kW-Variante des Heckmotors – den ID.4 gibt es alternativ auch mit 109 kW.

Die Reichweite beträgt hier 341 Kilometer (Sportback: 349 Kilometer) nach WLTP. Die AC-Ladeleistung liegt bei 7,4 kW zweiphasig, den optionalen dreiphasigen 11-kW-Lader des ID.4 will Audi vorerst nicht anbieten. „Die kleine Batterie ist tauglich, auch mit 7,2 kW über Nacht oder einen Arbeitstag vollständig laden zu können“, sagt Michael Kraus aus der Audi-Entwicklung. „Es ist technisch möglich, aber derzeit nicht geplant. Wir schauen, was die Kundenwünsche bringen.“

Wer aber nicht zu Hause oder am Arbeitsplatz laden kann, sondern auf öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen ist, könnte dennoch zumindest die Option wünschen: Bei einem vierstündigen Ladevorgang (etwa bis zur Blockiergebühr bei EnBW) macht das über 14 kWh Unterschied – oder in der Praxis wohl rund 80 Kilometer Reichweite. Immerhin: Die DC-Ladeleistung von 100 kW gehört bei Audi zur Serie. Skoda verlangt beim Enyaq iV hierfür 500 Euro Aufpreis – dort sind nur 50 kW ab Werk möglich.

DC-Ladeleistung könnte per Update erhöht werden

Die zweite Variante, der Q4 40 e-tron, nutzt die bekannte 77-kWh-Batterie (netto, brutto: 82 kWh), die Leistung des E-Motors beträgt dabei 150 kW. Die Reichweite gibt Audi mit 520 Kilometern an (Sportback: 528 Kilometer), hierbei handelt es sich aber noch um vorläufige Werte. Mit der großen Batterie verfügt der Q4 ab Werk über den 11-kW-Lader, an einer Gleichstromsäule sind bis zu 125 kW drin. Kraus stellt hier zwar Verbesserungen per Software-Update in Aussicht, nennt aber keinen Zeitraum oder mögliche Größenordnung für die Ladeleistung nach dem Update.

Das Top-Modell soll der Q4 50 e-tron quattro werden, der die 77-kWh-Batterie mit zwei Elektromotoren kombiniert. Die E-Maschine (ASM) an der Vorderachse ist jedoch nicht so stark wie der 150-kW-Motor (PSM) im Heck, die Systemleistung liegt bei 220 kW. „Der Quattro gehört bei Audi dazu“, sagt der neue Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann. In dieser Version kann der Q4 in 6,2 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Die vorläufige Reichweite gibt Audi mit 488 Kilometern (Sportback: 497 Kilometer) an.

Wie bei anderen MEB-Modellen verfügt auch der Q4 über Trommelbremsen an der Hinterachse. Kraus betont, dass das für den Kunden kein Nachteil sei – sondern das Gegenteil. „90 Prozent der Bremsvorgänge deckt die Rekuperation ab. Bei den restlichen zehn Prozent erledigen die Scheibenbremsen vorne den Großteil der Arbeit“, sagt Kraus. „In unserem Use Case haben die Trommelbremsen hinten Vorteile, da die Korrosion und Wartungskosten geringer sind.“

Die Anhängelast der Heckantriebs-Modelle liegt bei 1.000 Kilogramm, der Q4 quattro kann 1.200 Kilogramm ziehen. Die Traglast liegt bei jeweils 75 Kilogramm, womit sich laut Kraus mit einem auf der Anhängerkupplung montierten Radträger bis zu drei E-Bikes transportieren lassen können.

Insgesamt wollen die Ingolstädter bei der Entwicklung des MEB-Modells Wert auf die Praktikabilität gelegt haben. Das „absolut alltagstaugliche“ Auto (O-Ton Duesmann) profitiert dabei von dem flachen Innenraumboden der Elektro-Architektur. „Mit einem dezidierten Elektro-Baukasten ermöglichen wir eine neue Raumaufteilung“, sagt Entwicklungsvorstand Hoffmann. „Der Q4 e-tron ist mit 4,59 Metern kürzer als ein Q5, bietet aber Platzverhältnisse auf Oberklasse-Niveau.“

Kofferraum kleiner als im Skoda Enyaq

Auch der Kofferraum ist laut den Audi-Verantwortlichen größer als in der Klasse üblich. Das E-SUV kommt auf 520 bis 1.490 Liter, das SUV-Coupé auf 535 bis 1.460 Liter. Das ist zwar ordentlich, aber selbst unter den MEB-Modellen kein Bestwert: Der Skoda Enyaq bietet hier 585 bis 1.710 Liter, bei der Nicht-VW-Konkurrenz kommt der Hyundai Ioniq 5 auf 531 bis 1.591 Liter.

Die Differenzierung zu den Schwestermodellen will Audi über Eigenschaften wie das Design, die eigenständige Fahrwerks-Abstimmung (optional gibt es ein Sportfahrwerk mit 15 Millimetern Tieferlegung) und zahlreiche digitale Funktionen erreichen. Aber auch hier übernimmt der Q4 einige Komponenten aus dem MEB, wie etwa das Augmented-Reality-Head-up-Display. Audi-exklusiv hingegen ist das Premium-Soundsystem, das erstmals von Sonos stammt.

Als Neuheit und „echter USP“ wird von Audi auch das individualisierbare Tagfahrlicht gepriesen: Im Bediensystem können die Nutzer zwischen vier Lichtgrafiken wählen. Apropos Bediensystem: Hier setzt Audi auf das eigene System MMI, auch sämtliche App-Anbindungen laufen über das Audi-eigene Backend.

Preise starten bei 41.900 Euro, Allrad ab 52.900 Euro

Insgesamt scheint Audi beim Q4 e-tron ein wenig zwischen den Welten gefangen: Einerseits profitieren die Ingolstädter stark vom MEB (vor allem bei den Kosten), andererseits sind die Unterscheidungen bei der Technik noch feiner als bei den Verbrenner-Modellen auf Basis dem MQB. So muss Audi Details wie das wählbare Tagfahrlicht, neu designte und aerodynamisch optimierte Außenspiegel, deren Abrisskante zwei Kilometer Reichweite bringen soll (das schließbare Kühlgitter an der Front bringt immerhin sechs Kilometer), betonen. Übrigens: Der cW-Wert beim Q4 e-tron liegt bei 0,28, der des Q4 Sportback e-tron bei 0,26.

Der Verkauf beider Karosserie-Varianten soll im Juni starten, die Preise beginnen bei 41.900 Euro für das 125-kW-Modell – vor Förderung. Das 150-kW-Modell kostet mindestens 47.500 Euro, das Allrad-Modell startet bei 52.900 Euro. Der Sportback ist jeweils rund 2.000 Euro teurer. Zum Marktstart soll es zwei Editionsmodelle geben, die in beiden Karosserieformen und mit allen Antrieben erhältlich sein sollen.

Auch die Aufpreispolitik wird beim Q4 geändert und soll einfacher ausfallen. Ein Beispiel: Anstatt alle Assistenzsysteme einzeln wählen zu können, soll es beim Q4 nur noch drei Assistenzpakete und ein übergreifendes Sicherheitspaket geben. Für die Verhältnisse eines deutschen Premiumherstellers einfach, bei anderen Herstellern sind selbst vier Pakete zu viel. Die Aufpreise selbst – auch für die optionale Wärmepumpe oder das adaptive Fahrwerk – sind noch nicht bekannt.
audi-mediacenter.com

12 Kommentare

zu „Audi bringt den Q4 e-tron mit drei Antriebsvarianten“
Jennss
14.04.2021 um 22:29
Auf der Q4-Seite bei Audi steht was von 22,5 Min. bis 80%. Das wäre ja 800 V-Technik. Ist das ein Fehler auf Audis Homepage?
Sebastian Schaal
15.04.2021 um 11:05
Lieber Jenss,beziehen Sie sich auf die österreichische Audi-Seite? Dort scheint es wirklich ein Fehler zu sein – 22,5 Minuten von 5-80 Prozent bzw. 5min für 100km sind die Daten des Porsche Taycan bzw. Audi e-tron GT. Der Q4 e-tron basiert auf dem MEB und nutzt eine 400-Volt-Batterie. Die Ladezeit hat Audi nicht explizit angegeben, sie dürfte aber beim Wert des VW ID.4 liegen: 5-80 Prozent in 38 Minuten.Viele Grüße Sebastian Schaal
BEV
15.04.2021 um 13:01
danke, die Angaben wurden anscheinend von der deutschen Seite entfernt, ich find es auch nicht mehr
Leo
15.04.2021 um 07:54
Was genau hat die Ladezeit mit der gewählten Spannung der Antriebsbatterie zutun?Um ~60 kWh in 22,5 min zu laden braucht man 160 kW, bei 400 Volt macht das 400A. Kein Problem mit CCS.
BEV
15.04.2021 um 13:00
Würde man mit 800 V laden, wäre der Strom niedriger. Aber das Fahrzeug kann laut Vorstellung maximal 125kW Laden, also wäre das in 22,5min nicht möglich von 5 auf 80 % zu laden.
Peter Schwierz
14.04.2021 um 22:38
Das Auto basiert auf dem MEB-Baukasten mit 400 Volt.
Nico
15.04.2021 um 08:38
"22,5 Min bis 80%". Und wo ist der Startpunkt? Das ist natürlich ein wichtiges Kriterium mit dem man gut im Werbeprospekt spielen kann. 0% - 80 %? Oder eher 30%-80%, dann wäre es nicht beeindruckend ;)
BEV
15.04.2021 um 10:30
5-80% siehe Audi Seite Aber es steht auch nicht welcher Akku, klingt trotzdem recht schnell, dafür, dass der nur max. 125kW lädt
C. Brinker
15.04.2021 um 07:46
Kein 11 kW Lader bei einem im Premiumsegment angesiedelten Fahrzeug an Bord ist schon eine Groteske. Und Laden mit 7,2 kWh dürfte wegen der Schieflast wohl nicht gehen, oder? Eher peinlich für ein ansonsten sicherlich gutes Fahrzeug
BEV
15.04.2021 um 13:03
Echt lustig, ist aber nicht der erste Audi, der das so hat, aber die Begründung, dass 7,2 kWh auch reichen ist ja sehr sinnvoll. Ich meine, dass das bisherige mobile Audi / Porsche Ladegerät nur zweiphasig ist. Aber wenn das der Grund ist, also nein.
Bernhard Hagemann
17.04.2021 um 09:16
Ich Klatsch in die Hände! Da kann die EnBW mit ihrer Blockiergebühr einpacken!
Uwe
15.04.2021 um 17:26
800 V gibt es in dieser Klasse bei Kia/Hyundai. Vergleiche mit den MEB Modellen dürften hier interessant werden.

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