IT-Dienstleister mit beherztem Fuhrpark-Umbruch
Der IT-Spezialist Comp-Pro fährt zu Außeneinsätzen bei Kunden fast nur noch elektrisch. Am Standort im niedersächsischen Drakenburg/Nienburg haben die Stromer in der Flotte inzwischen klar die Überhand. Die monatlichen Kfz-Kosten haben sich laut der Geschäftsführung halbiert.
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Comp-Pro ist ein IT-Systemhaus mit den vier Standorten Bremen, Drakenburg/Nienburg, Oldenburg und Hannover. „Wir sprechen Norddeutsch, Technik und Kanzlei“, wirbt das 70-köpfige Unternehmen auf seiner Homepage. Spezialisiert ist die IT-Firma entsprechend auf die Digitalisierung von Kanzleien, aber auch auf ganz andere Technikbereiche, etwa die Kameraüberwachung an Windkraftanlagen.
Mit Enno Hübers, einer der Geschäftsführer der Comp-Pro GmbH, hat die Firma einen bekennenden E-Mobilisten in ihren Reihen. Für ihn war eine Probefahrt in einem Tesla Model 3 im Mai 2019 ein Schlüsselmoment. Nur wenige Wochen später machte er das Model 3 zu seinem Dienstwagen, nach und nach flankiert von acht Renault Zoe, einem Hyundai Kona, einem VW e-Up und einem weiteren Tesla Model 3. Bis auf zwei Renault Zoe sind all diese Stromer am Standort Drakenburg stationiert, von wo viele der IT-Außeneinsätze bei Kunden abgedeckt werden.
Nur zwei der Stromer sind Mitarbeitern fest zugeordnete Dienstwagen, das Gros Poolfahrzeuge. Allesamt sind geleast. „Die Technologie ist uns im Moment zu schnelllebig, um zu kaufen“, äußert Hübers. Im Außendienst-Alltag der IT-Fachleute reicht die Reichweite der E-Autos ohne Weiteres. „Allen Fahrzeugen liegen Ladekarten bei, um im Fall der Fälle an öffentlichen Ladesäulen zu laden. Aber ich kann mich nur an ein einziges Mal erinnern, dass ein Kollege das in Anspruch genommen hat“, so Hübers. „Auch bei ein bis zwei Kunden gibt es inzwischen Ladesäulen, die wir nutzen können, aber die sind noch in der Minderheit.“
So gut wie alle Ladevorgänge erfolgen also auf dem von der Firma gemieteten Heim-Areal in Drakenburg. Dort stehen fünf Wallbox-Ladepunkte à 11 kW des Typs Mennekes Compact bereit. Mit fest angeschlagenen Kabeln, denn „jedes Mal mit dem Kabel zu hantieren, finde ich zu umständlich“, so Hübers. Die fünf Ladepunkte sind auf dem Gelände auf zwei Hausanschlüsse verteilt, was ein Lastmanagement überflüssig macht. Der Co-Geschäftsführer hofft aber bald auf eine größere Ladelösung. Mit dem Vermieter des Gewerbeareals – praktischerweise ein Elektriker – gebe es diesbezüglich Gespräche. Die Sache könnte sich aus Sicht von Hübers vor allem deshalb lohnen, weil Niedersachsen eine spezielle Ladeinfrastruktur-Förderung eingerichtet hat.
Je einen Ladepunkt gibt es ansonsten noch an den Firmen-Standorten Oldenburg und Bremen, wo jeweils ein Renault Zoe im Einsatz ist. Bei der Niederlassung in Hannover handelt es sich lediglich um ein Vertriebsbüro ohne Bedarf an eigener Ladeinfrastruktur. Grundsätzlich sind laut Hübers Fahrten zwischen den Standorten eher die Ausnahme – in Corona-Zeiten erst recht. Dienstfahrten führen also fast nur zu Kunden und zurück.
Die Stromer überzeugen bei Comp-Pro unterdessen nicht nur mit ihrer Alltagstauglichkeit, sondern auch mit niedrigen Betriebskosten. „Wir haben die monatlichen Kfz-Kosten halbiert. Und bei den Tesla-Fahrzeugen sind bisher gar keine Wartungskosten angefallen, bei den anderen E-Autos haben wir die Wartungskosten im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen ebenfalls halbiert“, gibt Hübers zu Protokoll. Die Leasingraten liegen zwar über denen von Verbrennern, aber auch da gab’s Überraschungen: „Den VW e-Up hatten wir zum Beispiel bestellt, bevor die Förderung letztes Jahr so stark erhöht wurde. Weil er aber so verspätet ausgeliefert wurde, haben wir unverhofft die volle Förderung erhalten“, schildet Hübers amüsiert. Die acht Renault Zoe seien dagegen tatsächlich als Reaktion auf die hohe Förderung beschafft worden. Im Gegenzug sind Verbrennermodelle des VW Up ausgemustert worden.
Unter den Mitarbeitern gibt es ganz unterschiedliche Haltungen gegenüber den Stromern. Einige, die richtig Lust drauf hätten, einige, die aus Kostengründen einen E-Dienstwagen wollten, bis hin zu Verweigerern, berichtet Hübers. Gegen seine persönliche Überzeugung hat er für die Firma auch zwei Plug-in-Hybride als Dienstwagen beschafft („Weder Fisch noch Fleisch“). Nicht elektrifiziert sind bis dato einige Kombis und ein Kleinbus, weil „es da das Angebot einfach noch nicht hergibt“.
Hübers ist von dem eingeschlagenen Weg überzeugt. In Kürze erwartet die Firma einen weiteren Stromer zur Verstärkung – diesmal einen VW ID.3. Das heißt aber nicht, dass in der E-Mobilität aus seiner Sicht schon alles rund läuft. Verbesserungsbedarf sieht Hübers zum Beispiel bei der Software an Bord – „nicht bei den Teslas, da funktioniert’s, aber zum Beispiel bei Renault.“ Nachdem er einen ID.3 gefahren sei, halte er auch dessen Käufer der ersten Stunde für überaus mutig. Die anfänglichen Software-Probleme des ID.3 sind hinreichend bekannt – und inzwischen weitgehend behoben.
Eine Anekdote hat Hübers derweil noch parat. Als erfindungsreicher IT-Mensch hat er die Ladeinfrastruktur auf dem Gelände in Drakenburg über die Relais-Kontakte mit der Alarmanlage gekoppelt und kann sie so ferngesteuert an- oder abstellen. Das macht Sinn, weil sich theoretisch jeder auf die Parkplätze mit den fünf Ladepunkten stellen und Strom zapfen könnte. Wobei das Gelände zusätzlich Kamera-überwacht ist – praktischerweise eine weitere Kernkompetenz des Unternehmens.
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