Mercedes EQB: Kompakter Siebensitzer mit Kombi-Qualitäten

Mercedes hat auf der Auto China in Shanghai mit dem EQB sein zweites kompaktes Elektro-SUV vorgestellt. Trotz ähnlicher Technik will er aber mehr sein als eine kantige Version des EQA. Mercedes spricht dem Siebensitzer gar die „Qualitäten eines kompakten Kombis“ zu.

Kurz gesagt ist der EQB für den GLB das, was der EQA für den GLA ist: Ein elektrischer Ableger, der im Vergleich zu den Verbrenner-Modellen aber mehr ändert als nur den Antrieb. Der EQB bedient sich an Daimlers Technik-Baukasten für Kompaktmodelle, vom GLB übernimmt er den langen Radstand von 2,83 Metern. Der EQA steuert die Antriebstechnik bei – jedoch nicht ganz.

Während der EQA Anfang des Jahres als EQA 250 mit einem 140 kW starken Motor an der Vorderachse vorgestellt wurde, hat Mercedes den EQB in Shanghai als 350 4MATIC auf die Bühne gerollt – also mit Allradantrieb. Dieser kommt auf eine Leistung von 215 kW. Die Batterie entspricht mit 66,5 kWh Energiegehalt jener aus dem EQA. Der WLTP-Verbrauch liegt bei 19,2 kWh/100km, die WLTP-Reichweite gibt Daimler mit 419 Kilometern an – also sieben Kilometer weniger als beim kleineren EQA.

In China soll die in Peking gebaute Version des EQB zunächst als vollausgestattetes Top-Modell „AMG Line“ auf den Markt kommen. In Europa sollen die Kunden laut Daimler „gleich zu Beginn die Wahl haben zwischen mehreren Modellen mit Front- und Allradantrieb und verschiedenen Leistungsstufen mit zum Teil über 200 kW“ haben. Sprich: Es wird wohl mindestens einen EQB 250 (mit erwähnten 140 kW) und den EQB 350 4MATIC geben. Auch eine „besonders reichweitenstarke“ Version sei geplant. Hier fällt auf, dass Daimler an anderer stelle in der Mitteilung über die Batterie „ab“ 66,5 kWh schreibt – eine größere Version mit mehr als 70 kWh ist also wahrscheinlich.

Ab Werk ist ein 11-kW-AC-Lader verbaut, eine Ladezeit nennt Mercedes hier nicht, da das „ von der verfügbaren Infrastruktur und der länderspezifischen Fahrzeugausstattung“ abhänge. Beim EQA mit dieser Batterie wurde eine Dauer von 5:45 Stunden genannt, allerdings von 10 auf 100 Prozent. Mit der maximalen DC-Ladeleistung von 100 kW gibt Mercedes die Ladedauer von 10 auf 80 Prozent mit 30 Minuten an. Ob die Variante mit größerer Batterie auch eine höhere DC-Ladeleistung erhält, ist noch nicht bekannt.

Kommen wir zum augenscheinlichsten Merkmal des EQB: die Karosserie. Hier unterscheidet er sich deutlich von dem EQA, der eher das kompakte Lifestyle-Gefährt sein soll. Wie auch schon beim GLB soll der kantige EQB eher mit Platz und nutzwert überzeugen. Mit einer Länge von 4,68 Metern überragt er einen VW ID.4 um stolze zehn Zentimeter, sogar ein Skoda Enyaq ist drei Zentimeter kürzer. Der EQA hingegen ist nur 4,46 Meter lang.

Die zusätzliche Länge innen und außen nutzt Mercedes – in Kombination mit dem sehr spät abfallenden, kantigen Heck – für zwei weitere Sitze: In Europa auf Wunsch (in China ab Werk) können auf Einzelsitzen zwei weitere Passagiere bis 1,65 Meter Körpergröße mitfahren, dort sollen auch Kindersitze montiert werden können. Der Fünfsitzer kommt auf ein Kofferraumvolumen von 495 bis 1.710 Liter, der Siebensitzer auf 465 bis 1.620 Liter – beim Siebensitzer gibt es allerdings keine durchgängige Ladefläche, zwischen den umgeklappten Lehnen der Sitzreihen zwei und drei entsteht ein Spalt. Für die PR-Abteilung der Stuttgarter sind diese Zahlen genug, dem EQB die „Qualitäten eines kompakten Kombis“ zuzusprechen.

Die Lehnen der Sitze in der zweiten Reihe sind serienmäßig in mehreren Stufen in der Neigung verstellbar, auf Wunsch ist diese Reihe um 140 Millimeter in der Länge verschiebbar. Dadurch lässt sich der Kofferraum in verschiedenen Schritten um bis zu 190 Liter vergrößern und vielseitig nutzen. Damit würde das Ladevolumen auf 685 Liter steigen, womit der EQB den Wert des Skoda Enyaq (585 Liter) deutlich übertreffen würde. Allerdings werden wohl erst Praxistests zeigen, wie viel von der „komfortablen“ Kniefreiheit in Reihe zwei dann noch übrig bleibt.

„Elektro-Ästhetik des Designs mit Ecken und Kanten“

Beim Design folgt der EQB der eckigen Grundform des GLB, übernimmt aber auch einige Designelemente der EQ-Elektroautos von Mercedes – das Unternehmen spricht hier von „Elektro-Ästhetik des Designs mit Ecken und Kanten“. Die auffälligsten Änderungen zum GLB sind der EQ-typische geschlossene „Black Panel“-Grill und LED-Scheinwerfer an der Front, die EQ-Felgen (bis zu 20 Zoll) und auch das durchgängige Leuchtenband am Heck. Vom GLB inspiriert sind einige Elemente aus schwarzem Kunststoff und Alu-Optik an den Stoßstangen. Mit einem cW-Wert von 0,28 und einer Stirnfläche von 2,53 Quadratmetern ist der EQB allerdings nicht sonderlich windschnittig.

Zur Serienausstattung gehört die Navigation mit Electric Intelligence bei. Sie kalkuliert den einschließlich möglicherweise nötiger Ladestopps schnellsten Weg ans Ziel. Vor geplanten Ladestopps wird die Batterie auf die ladeoptimale Temperatur gebracht. Zudem gibt es einen „ECO Assistant“ mit situationsoptimierte Rekuperation. Er bezieht Navigationsdaten, Verkehrszeichenerkennung und Informationen der Fahrzeugsensoren in seine Effizienzstrategie mit ein.

Preise sind noch nicht bekannt

Je nach Ausstattung sind im Innenraum roségoldfarbene Dekorelemente an den Lüftungsdüsen, Sitzen und dem Fahrzeugschlüssel zu finden. Die Elektrauto-spezifischen Anzeigen greifen ebenfalls das Roségold und die Elektrofarbe Blau auf.

Gebaut wird der EQB nicht mit dem GLB und EQA im deutschen Komapktwagenwerk Rastatt, sondern im ungarischen Mercedes-Benz Werk Kecskemét – nur die China-spezifische Version wird von dem Joint Venture BBAC in Peking gebaut. Die restlichen Märkte, ab 2022 auch die USA, werden aus Ungarn bedient. Die Batterien werden in Kamenz oder dem polnischen Jawor montiert.

Preise für den EQB nennt Mercedes zur Premiere noch nicht, diese dürften erst zum Bestellstart veröffentlicht werden. Die Preise dürften aber über jenen des EQA liegen, der als EQA 250 bei 47.540,50 Euro vor Umweltbonus startet.
daimler.com

4 Kommentare

zu „Mercedes EQB: Kompakter Siebensitzer mit Kombi-Qualitäten“
Daniel B
18.04.2021 um 15:12
Früher hatte ein Mercedes Heckantrieb und ein VW Frontantrieb. Jetzt ist das wohl umgekehrt. Nicht gerade vorteilhaft für Mercedes.
BEV
18.04.2021 um 21:38
Unterirdisch, wie soll das konkurrenzfähig sein? Was ist daran Premium?
Peter W
19.04.2021 um 08:58
Langweilig und durch jedes beliebige andere SUV ersetzbar.
Jojo Klömer
19.04.2021 um 13:43
Was ist mit den deutschen Produkten los? Erst der Q4 etron mit unterirdischen Nummern, jetzt das?

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