Battrion startet Elektroden-Fertigung in der Schweiz
Battrion, ein Batterie-Spinoff der ETH Zürich, hat in Dübendorf eine Kleinserienfertigung für Batterieelektroden mit einer Kapazität von 20 MWh pro Jahr aufgebaut und dort nun auch die Produktion für Kunden aus der Automobilindustrie aufgenommen.
Das Unternehmen hat zum Aufbau der Produktion in Dübendorf nahe Zürich eine Gesamtinvestition von drei Millionen Schweizer Franken (rund 2,7 Millionen Euro) getätigt. Die dort hergestellten Elektroden sollen erstmals auch an Akteure der Automobilbranche gehen, aber zusätzlich die Nachfrage bestehender Kunden aus dem Non-Automotive-Bereich befriedigen. Das Besondere: Die Anlage nutzt einen neuartigen Fertigungsprozess unter Einbeziehung von Battrions patentierter „Aligned Graphite Technologie“. Diese sorgt einfach ausgedrückt für eine verbesserte Mikrostruktur auf der Anode. Das Verfahren soll die Ladezeit im Vergleich zu Elektrofahrzeugen mit konventionellen Lithium-Ionen-Batterien deutlich reduzieren.
Zum Hintergrund: Im vergangenen Jahr berichteten wir bereits über die von Battrion gemeinsam mit dem Bautechnologiekonzern Hilti kreierten Batteriezell-Prototypen, die auf dieser neuartigen Technologie basierten. In Elektrogeräten wiesen sie laut dem Duo eine um bis zu 20 Prozent höhere Entladeleistung auf als herkömmliche Zellen. In weiteren Zelldesigns und Anwendungsbereichen zeigten die Batteriezellen durch die Technologie sogar eine Steigerung der Entladeleistung um bis zu 40 Prozent und eine Reduzierung der Ladezeit um bis zu 50 Prozent. Ein Nebeneffekt: Sogar bei einer höheren Lade- und Entladeleistung soll die Wärmeentwicklung nicht zunehmen – was die Zellen schont bzw. nicht zusätzlich belastet.
Laut der früheren Mitteilung von Battrion ist diese Leistungssteigerung deshalb bemerkenswert, „da sie nicht auf Kosten einer verkürzten Lebenszeit erzielt“ werde. Zudem lasse sich die Technologie mit geringem Kostenaufwand in großen Stückzahlen fertigen. „Die ‚Aligned Graphite Technologie‘ ist eine Fertigungstechnologie und funktioniert mit verschiedenen Graphitmaterialien von etablierten Herstellern“, sagte Battrion-CEO Martin Ebner seinerzeit gegenüber electrive.net. „Das reduziert das technische und wirtschaftliche Risiko und gibt Gelegenheit, im aktuell stark wachsenden Batteriemarkt einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.“ Die Unternehmen könnten auf bekannte Materialien aus ihren etablierten Lieferketten setzen. So gebe es auch keine Kompatibilitätsprobleme mit dem Elektrolyt, da das Material gleich bleibt.
Doch zurück zu der nun etablierten Fertigungsanlage in Dübendorf: Bei der Kleinserienfertigung mit einer Produktionskapazität von 20 MWh pro Jahr vor Ort soll es nicht bleiben. Battrion kündigt als nächsten Schritt an, seine Technologie tauglich zur Fertigung im GWh-Bereich machen zu wollen. Dazu arbeiten die Schweizer nach eigenen Angaben mit führenden Zellherstellern und OEMs in verschiedenen Märkten an der Implementierung der Technologie.
Doch bereits in ihrer heutigen Größenordnung demonstriere die Anlage die Vorteile der neuen Technologie in Bezug auf Nachhaltigkeit und Kostensenkungspotenzial, teilt das Unternehmen mit. Denn die Technologie ermögliche die Verwendung von flockenförmigem Graphit – „einem umweltfreundlicheren Rohstoff, der den verschwenderischen Prozessschritt namens Graphit-Sphäronisierung vermeidet und gleichzeitig Kosten senkt“.
Dr. Max Kory, Mitgründer und COO von Battrion vergegenwärtigt: „Mit dem Betrieb der Anlage demonstrieren wir, wie diese Technologie eingesetzt werden kann, um den CO2-Fußabdruck von Lithium-Ionen-Batterien zu reduzieren. Wir verfolgen dabei einen klaren Weg, um die Produktion der negativen Elektroden der Batterie bei stark reduziertem CO2-Ausstoß zu ermöglichen. Mit flockenförmigem Graphit lässt sich ca. 10.000 Tonnen CO2 pro GWh Batteriekapazität einsparen.“
Außerdem nennt Battrion eine neue Einschätzung, wie schnell Elektroautos dank der speziellen Elektroden künftig laden können sollen. CTO Martin Ebner stellt in Aussicht, dass 400 km frische Reichweite in nur 15 Minuten statt 25 Minuten möglich sind. „Das ist machbar, weil dreimal länger mit voller Leistung geladen werden kann, bevor reduziert werden muss.“
battrion.com (PDF)
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