Auswahl an Aufbauten für Mercedes‘ E-Transporter wächst

Viele Branchen brauchen Transporter mit speziellen Aufbauten. Mercedes-Benz Vans hat sich Gedanken gemacht, wie nicht nur seine Lieferwagen, sondern auch die Aufbau-Lösungen elektrifiziert werden können – und demonstriert dies anhand von Kühltransportern, Rettungswagen und einem umgebauten Van für Personen mit eingeschränkter Mobilität.

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Für innerstädtische Verkehre ist Mercedes-Benz inzwischen von den ökologischen und auch ökonomischen Vorteilen Batterie-elektrischer Vans überzeugt. Der Stuttgarter Autobauer elektrifiziert daher alle Baureihen, allen voran natürlich eVito und eSprinter, aber ab kommendem Jahr auch den Stadtlieferwagen Citan. Branchenspezifische Aus- und Aufbauten sind im Transportsektor zwar gang und gäbe, dabei gibt es aber vor allem mit Blick auf Stromversorgung und Gewicht ganz spezifische Herausforderungen – erst recht gekoppelt an ein Elektro-Fahrzeug.

Mercedes-Benz Vans hat nun bei einem digitalen Workshop Einblicke gegeben, wie weit die Elektrifizierung von branchenspezifischen Aufbauten im eigenen Haus fortgeschritten ist. Den Anfang macht der eVito mit Kühlaufbau, der sich für den Transport temperaturempfindlicher Ware wie Lebensmittel eignet. Wurden bislang eine autarke Zusatzbatterie oder passive Methoden wie Kühlpads oder Trockeneis zum Temperieren der Ware verwendet, basiert die technische Konzeption nun auf der Idee, die im Mercedes-Benz eVito vorhandene elektrische Energie auch für die aktive Kühlung zu nutzen. An das Bordnetz angebunden ist daher die Kühlanlage C106EA von Mercedes-Partner Kerstner.

Die als Energiequelle notwendige Zusatzbatterie mit 1,2 kWh konnte damit um das Drei- bis Vierfache schrumpfen. Und: „Durch die Unterflurinstallation der Kühlanlage bleibt das Fahrzeug tiefgaragentauglich“, erläutert Pascal Junkersdorf, der bei Mercedes-Benz Vans die Kundenanforderungen bei temperaturgeführten Transporten umsetzt. Das Ladevolumen verringert sich ebenfalls nicht, da der Kühlkompressor außerhalb des Laderaums angebracht ist. Auch die Ladedauer mit circa 70 Minuten von 0 auf 100 Prozent bleibt gleich. Um gleichzeitig den Energieverbrauch der Kühlanlage weiter zu senken, verfügt die Isolierung des Laderaums über einen besonders niedrigen K-Wert von 0,3 W/m2 K. Das Fahrzeug hat drei Betriebsmodi, die alle eine durchgängige Kühlung während des gesamten Auslieferprozesses gewährleisten – also bei Vorkühlung, Anfahrt zum Kunden und während der Zustellung.

„Wir haben das Fahrzeug mehrere Monate im Echtbetrieb unter anderem mit unserem Kunden, dem Kochboxen-Anbieter Hellofresh getestet“, sagt Junkersdorf. Dabei habe man festgestellt, dass trotz der bis zu 50 Türöffnungen pro Zustelltour keine Einbußen bei der Kühlung von 10 Grad Celsius zu verzeichnen waren. Auch die Batterie mit 35 kWh nutzbarer Kapazität erledigte das Tagespensum ohne Probleme. Abhängig von Fahrweise und Topografie schafft das Fahrzeug etwas mehr als 120 Kilometer.

Auf Basis des eVito Tourer hat Mercedes-Benz zudem wie bereits berichtet ein Fahrzeug zur Beförderung von Personen mit eingeschränkter Mobilität entwickelt. Den eVito Tourer Pro gibt es ab sofort in der langen (5.140 Millimeter) und extralangen (5.370 Millimeter) Bauform als rollstuhlgerecht ausgebautes Fahrzeug, das der Autobauer gemeinsam mit dem Umrüstspezialisten AMF-Bruns realisiert hat. Der Fahrzeugumbau mit Heckausschnitt mit Durchfahrtshöhe von 1.500 Millimetern verfügt über eine Auffahrrampe für einen einfachen Zugang zum Fahrzeug mit Rollstuhl.

„Mit einem Rückhaltesystem wird der Rollstuhl am Boden befestigt und die zu befördernde Person gesichert“, erläutert Rafael Ortlieb, im Produktmanagement für Mercedes-Benz Vans für die Aufbauhersteller und deren Auf- und Ausbauten zuständig. Die Rampe lässt sich alternativ zur Ladefläche umfunktionieren, falls kein Rollstuhl befördert werden soll. „Der Ausbau hat keinerlei Einfluss auf die Positionierung der Batterie, die ebenfalls unterflur verbaut ist“, fügt er hinzu.

Auch der große Bruder Sprinter hat im Elektrosegment Zuwachs bekommen. Zum einen wäre da der eSprinter Krankentransportwagen (eKTW), den Mercedes-Benz Vans gemeinsam mit dem Aufbauhersteller Ambulanz Mobile entwickelt hat. „Trotz der notwendigen Einbauten im Patientenraum konnten wir das zulässige Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen einhalten“, sagt Ortlieb. Die Energieversorgung des Aufbaus und die Funktion der medizinischen Geräte ist dabei von der des Basisfahrzeugs komplett autark. „Dafür haben wir zusätzliche Batteriepacks als Energiespeicher hinter der Trennwand eingebaut“, sagt er. Diese lassen sich separat über eine eigene Ladebuchse aufladen.

Mitte März hat der Autobauer das Fahrzeug zum Testbetrieb an die Hilfsorganisation Johanniter-Unfall-Hilfe im brandenburgischen Bindow übergeben. Eingesetzt werden soll der eKTW, um Patienten auf geplanten Routen, etwa zwischen zwei Krankenhäusern, emissionsfrei zu transportieren. Die Reichweite des Testfahrzeugs beträgt etwa 93 Kilometer, „die für diesen Anwendungsfall völlig ausreichend ist“, betont Ortlieb. Auch dieses Fahrzeug hat wie der eVito eine Batterie mit 35 kWh nutzbarer Kapazität.

Als weitere Variante des eSprinter stellt Mercedes-Benz in Zusammenarbeit mit Thermo King den eSprinter Pharma vor – einen vollelektrischen Transporter für Produkte der Arzneimittelindustrie. Er ist mit der vollelektrischen Temperaturregelanlage E-200 und einer Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 1,8 kWh von Thermo King ausgestattet, die sich gesondert laden lässt. Die Kombination dieser beiden Komponenten gewährleistet eine manuell einstellbare Temperatur zwischen 15 und 25 Grad Celsius. Die Temperatur wird schnell rückgeführt, auch wenn der Fahrer stoppt, um Ware auszuliefern und dafür die Türen häufig öffnet. „Für eine zweite Temperaturzone zwischen 2 und 8 Grad Celsius kann das Fahrzeug optional mit einem Kühlcontainer ausgestattet werden“, erläutert Junkersdorf. Aktuell hat das Fahrzeug noch Prototypen-Status und durchläuft unterschiedliche Testszenarien. Das Basisfahrzeug verfügt über vier Batteriepacks mit 47 kWh Kapazität.

Apropos eSprinter: Mercedes-Benz Vans kommt natürlich auch auf die nächste Generation des eSprinter zu sprechen, die bekanntlich auf einer neuen Plattform (Electric Versatility Platform) basieren wird und die ab 2023 in insgesamt drei Werken gebaut werden soll. Das Hauptmerkmal der neuen Plattform: Der eSprinter wird künftig aus einem Frontmodul, einem Unterbodenmodul und einem Heckmodul aufgebaut sein. Durch das modulare Konzept soll mehr Flexibilität gewährleistet werden. Mit drei Batterie- und zahlreichen Aufbauvarianten vom Kastenwagen bis zum Fahrgestell für Kofferaufbauten eignet sich der neue eSprinter „für nahezu jedes Business“, blickt Markus Reis vom Mercedes-Benz Vans-Produktmanagement voraus.

Noch will der Autobauer nichts zu den technischen Details des neuen eSprinter verraten, verspricht aber, dass sich die Reichweite je nach Aufbauvariante verdoppeln wird. Das ermögliche unter anderem die elektrisch angetriebene Hinterachse. „Das neue Heckantriebskonzept erlaubt gegenüber dem eSprinter mit Frontantrieb außerdem ein höheres zulässiges Gesamtgewicht und damit bis zu 50 Prozent mehr Zuladung“, verkündet Reis.

Mercedes-Benz Vans zeigt während des digitalen Workshops vor diesem Hintergrund erstmals ein Konzeptfahrzeug für den Transport temperaturempfindlicher Ware, das auf der Electric Versatility Platform basiert. Kunden können dabei künftig das sogenannte eGrocery-Konzept auf ihre Einsatzzwecke konfigurieren. Bei dieser ersten Chassis-Variante des künftigen eSprinter versorgt die in der Fahrzeugbatterie gespeicherte Energie die elektrische Kühlanlage mit Strom.

Auch für Kurier-, Express- und Paketdienstleister, also das KEP-Segment, hat Mercedes-Benz Vans auf Basis der Electric Versatility Platform mit der Speed Delivery Door bereits ein passendes Feature entwickelt. Mit dieser per Lichtschranken gesteuerten seitlichen Tür muss der Zusteller diese nicht mehr bis zu 240 Mal am Tag von Hand öffnen und schließen.
Quelle: Digitaler Workshop

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