CAR-Studie: Bis 2030 kaum Jobverluste in Autobranche
Die Verschärfung der CO2-Vorgaben der EU und der Wandel zur Elektromobilität sind laut einer neuen Untersuchung des Duisburger CAR-Forschungsinstituts von Ferdinand Dudenhöffer anders als oft prognostiziert kein Jobkiller für die Automobilindustrie. Gesamtwirtschaftlich soll es 2030 sogar mehr Stellen geben.
„Die geplante Verschärfung der CO2-Regulierung in der EU gefährdet die Arbeitsplätze in der europäischen Autoindustrie weniger als befürchtet“, so Dudenhöffer gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Kalkuliert man auch andere Sektoren mit ein, liegt der uns per E-Mail vorliegenden Studie zufolge sogar ein positiver Gesamtbeschäftigungseffekt vor. Konkret seien weniger als 28.000 direkte Arbeitsplätze im Automobilsektor der Länder Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und der Slowakei gefährdet. Dies entspreche 1,9% der Beschäftigten im Automobilsektor der fünf Länder, die laut CAR 70 Prozent der Pkw-Produktion innerhalb der Europäischen Union auf sich vereinen.
Zum Kontext der Studie: Das Duisburger Forschungsinstitut CAR legt seinem Modell die Pläne der EU-Kommission zugrunde, wonach ab 2030 im Flottendurschnitt nur noch 47,5 Gramm CO2/km pro Neuwagen zulässig sind. In einem statischen mikroökonomischen Modell haben die Forscher die Auswirkungen dieser strengeren Regulierung auf die Beschäftigten in der Automobilindustrie in den fünf genannten EU-Ländern analysiert. Dabei fokussieren die Modellrechnungen das Jahr 2030. Herangezogen wurden Branchendaten der Jahre 2019 und 2020. Die Analyse konzentriert sich ferner auf den Pkw-Markt, der Markt der leichten Nutzfahrzeuge wird nicht untersucht. Mitfinanziert wurde die Studie von der European Climate Foundation.
Für Deutschland mit seinen rund 814.000 direkt im Automobilsektor Beschäftigten schätzt die Studie, dass 1,8 Prozent der Jobs, die heute noch an der Technik von Verbrennungsmotoren hängen, bis 2030 wegfallen. Dies entspricht knapp 15.000 Stellen. Dafür entstünden nach derzeit bekannten Plänen ein halbes Dutzend Batteriezellfabriken. „Selbst mit konservativen Berechnungen werden in den Batteriezell- und Modulwerken, die spätestens 2025 voll funktionsfähig sein werden, mehr als 35.000 Mitarbeiter beschäftigt sein“, prognostiziert die Studie.
Selbst wenn man nur die Automobilindustrie isoliert für sich ansehe, seien die Beschäftigungseffekte kaum messbar, so die Studie. Und über alle Wirtschaftssektoren hinweg könne man positive Auswirkungen auf die Beschäftigung erwarten. Die Elektromobilität soll etwa Jobs in der Rohstoff- und Chemieindustrie sowie bei Energieversorgern und im Handwerk schaffen.
Gleichzeitig weisen Dudenhöffer und sein Team darauf hin, dass eine schnelle Transformation sowie ein schneller Übergang zu Batterie-elektrischen Neuwagen langfristig eine erhebliche Verbesserung der Wettbewerbsposition der Branche implizieren kann. Oder anders ausgedrückt: Jetzt zu zögern könnte später Arbeitsplätze kosten.
Im November 2020 hatte bereits das Fraunhofer IAO zusammen mit Volkswagen eine Studie zu den Perspektiven für die Beschäftigung im Zeithorizont bis 2030 initiiert, deren Ergebnisse sich auf andere Akteure der Branche übertragen lassen. Auch ihr Fazit lautete, dass die Beschäftigungsverluste durch Elektromobilität in der Fahrzeugfertigung weitaus geringer ausfallen dürften, als in bisherigen globalen Studien prognostiziert.
Die deutsche Automobilindustrie beschäftigt wie oben erwähnt rund 814.000 Menschen unmittelbar bei Herstellern und Zulieferern. Hinzu kommen weitere 1,3 Millionen Arbeitsplätze, die indirekt von der Autobranche abhängen.
onvista.de, handelsblatt.com
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