Deutsche Byton-Tochter mit Sitz in Ismaning ist insolvent
Es hatte sich bereits angedeutet, nun ist es offiziell: Das Amtsgericht München hat am 20. April die vorläufige Insolvenzverwaltung über die Byton GmbH, die deutsche Tochtergesellschaft des chinesischen Elektroauto-Startups Byton, angeordnet.
Der Münchner Jurist Michael Bauer, Partner der Kanzlei Dr. Beck & Partner, übernimmt den Posten als vorläufiger Insolvenzverwalter. Das geht aus einer Bekanntmachung des zuständigen Amtsgerichts München hervor. Als Schuldner wird die Byton GmbH, vertreten durch den Geschäftsführer Daniel Kirchert, genannt.
Bereits Ende Januar wurde publik, dass die Staatsanwaltschaft München I wegen Insolvenzverschleppung bei der in Ismaning ansässigen Byton GmbH ermittelt. Wie ein Sprecher der Byton GmbH gegenüber electrive.net bestätigte, hatten die Mitarbeiter in Ismaning zu diesem Zeitpunkt seit Monaten kein Gehalt mehr ausgezahlt bekommen. „Die Unternehmensführung in China hat es versäumt, vertraglich zugesicherte Zahlungen zu veranlassen“, so der Sprecher.
Berichte über die wirtschaftlich schwierige Lage bei Byton gab es immer wieder. Im April hatte Byton die Hälfte aller US-Mitarbeiter beurlaubt, später hatte das Unternehmen angekündigt, zum 1. Juli den Betrieb für ein halbes Jahr einzustellen. Anfang Januar 2021 wurde bekannt, dass Byton zwar mit Foxconn eine Vereinbarung über ein Investment von 200 Millionen Dollar und eine gemeinsame Fertigung des M-Byte ab 2022 getroffen habe.
Den Medienberichten aus dem Januar zufolge steht das Gebäude der Byton GmbH in Ismaning „seit Monaten“ leer – nicht nur, weil die Mitarbeiter im Home Office sind, sondern weil der Mietvertrag gekündigt sei. Geschäftsführer der Byton GmbH war Daniel Kirchert, zugleich auch CEO des gesamten Unternehmens. Aber: Der Ex-BMW-Manager hat das Unternehmen bereits im Juli 2020 verlassen. Da die Stelle als Geschäftsführer in Deutschland von Byton nie nachbesetzt wurde, gab es hierzulande auch keinen Verantwortlichen mehr, der Kurzarbeitergeld hätte beantragen können – oder eben die Insolvenz anmelden. Deshalb der Verdacht der Insolvenzverschleppung.
Aus Unternehmenskreisen war bereits im Januar zu hören, dass eine mögliche Insolvenz der Byton GmbH bereits deutlich früher im Jahr 2020 ein Thema gewesen sei. Auch Kirchert habe den Schritt befürwortet, um das Unternehmen sanieren zu können. Da die Verantwortlichen in China diesen Schritt aber abgelehnt haben sollen, sei Kirchert nichts anderes übrig geblieben, als selbst zu kündigen – um aus der Haftung zu kommen.
Seit wenigen Tagen ist bekannt, dass Kirchert inzwischen bei Evergrande Auto, dem E-Auto-Ableger der chinesischen Evergrande Group, angefangen hat und dort nun als „Executive Vice President“ tätig ist. Das geht Mitte des Monats aus einem Bericht von „Gasgoo“ hervor. Da er im Insolvenzverfahren beim Amtsgericht München jedoch als Vertreter der Byton GmbH genannt wird, dürfte ihn die Vergangenheit bei seinem alten Arbeitgeber wieder einholen.
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