Tesla will Genehmigungsantrag für Grünheide ändern

Tesla hat die Genehmigungsbehörde darüber informiert, dass der Genehmigungsantrag für das Werk in Grünheide geändert werden soll – um die Batteriezellen-Produktion. Das dürfte den Start der Fahrzeugfertigung in der Gigafactory um Monate verzögern.

Wie das Umweltministerium Brandenburgs offiziell mitteilt, wird in den geänderten Antrag auch die Errichtung und der Betrieb einer Anlage zur Batteriezellherstellung einbezogen. Der genaue Umfang der vorgesehenen Änderungen sei der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Landesamt für Umwelt (LfU), derzeit aber noch nicht bekannt. Es sei jedoch davon auszugehen, dass aufgrund dieser Änderung eine erneute Beteiligung der Öffentlichkeit erforderlich wird.

Da über Art und Umfang der geplanten Änderungen noch keine näheren Informationen vorliegen, können laut dem Ministerium derzeit noch keine Aussagen zum weiteren Verfahrensablauf und zur Dauer bis zu einer abschließenden Entscheidung gemacht werden.

Damit erklärt sich auch die Aussage Teslas im jüngsten Quartalsbericht vom Montagabend, wo der Autobauer selbst mit einem Produktionsbeginn „Ende 2021“ rechnet – zuvor war immer von einem Produktionsanlauf im Juli die Rede. Es gab zwar Berichte, wonach sich die endgültige Genehmigung noch weiter ziehen könnte, der nun von Tesla angekündigte Änderungsantrag wird die Genehmigung aber ganz sicher verzögern.

„Wann das Genehmigungsverfahren abgeschlossen sein wird, dazu kann hier und heute kein konkretes Datum benannt werden – denn hier gilt ganz klar der Grundsatz Qualität vor Schnelligkeit“, hatte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach bereits am Dienstag gesagt.

Wie der Berliner „Tagesspiegel“ berichtet, wird sich der Start der Produktion bis „mindestens Oktober“ verzögern. Dabei hat die Zeitung offenbar einfach die von Steinbach als maximalen Zeithorizont genannten drei Monate auf den bisher angepeilten Produktionsstart im Juli hinzugezählt. Eine weitere Quelle für die Angabe Oktober/November 2021 nennt die Zeitung nicht.
brandenburg.de, tagesspiegel.de

9 Kommentare

zu „Tesla will Genehmigungsantrag für Grünheide ändern“
Gerd Heinrich
28.04.2021 um 22:39
Unfassbar welche Steine man diesem Unternehmen in den Weg legt. Unfassbar genauso welch bürokratische Lähmungsfähigkeit das Deutsche Regelwerk erreicht hat.
Fred Zelten
29.04.2021 um 07:48
Wenn ich das Tesla-Vorhaben etwa mit dem viel kleineren und „harmloseren“ Bauprojekt der CATL-Batterie(zellen)fertigung in Arnstadt/Thüringen vergleiche, bleibt es für mich schon weiter rätselhaft, welche Phantasten von einem derartigen zeitlichen Durchmarsch wie in Grünheide angestrebt ausgegangen sind? Das hat wenig mit deutscher Bürokratie zu tun, sondern mehr ganz einfach mit Realismus bei einem sehr großen Bauvorhaben. Jedes Baugebiet mit 10 neuen Einfamilienhäusern „dauert“ eben in der Planung und Genehmigung. Industriebau erst recht.
Hans Herbert
29.04.2021 um 07:24
Gleichwohl fassbar! Es war die Entscheidung Teslas, einen überarbeiteten Antrag zu stellen, bzw. die Änderungen nicht bereits früher zu beantragen. Weshalb man den Antrag nicht splitten kann, entzieht sich meinem Verständnis. Man muss zwischen gesetzlicher Notwendigkeit und Amtsschimmel unterscheiden. In Deutschland laufen nicht die hochtoxischen Abwässer hinten in den Fluss oder verpesten ein Dorf. Das liegt u.a. auch an den Prüfverfahren vor der Genehmigung. Ein Peru und Brassilien wollen wir nicht, und dafür zahlen wir mit der Zeit.
Gerd Ferteng
29.04.2021 um 07:22
Warum baut Tesla nicht erst das Werk gemäß dem bisherigen Antragsumfang fertig, nimmt es in Betrieb, fährt die Produktion nach und nach hoch und beantragt DANN die Erweiterung um Batteriezellenfertigung, etwa 2022/23? Wenn ich privat ein Haus plane und baue und *während* der Bauphase „mal eben so“ Antrag auf zusätzliches Stockwerk stelle, brauche ich mich ebenfalls nicht zu wundern, dass es sich genehmigungstechnisch gehörig verzögert. Schlimmer noch, ich gefährde das gesamte(!) Vorhaben. Schlecht beraten also durch das (im übrigen deutsche) Planungsbüro? Oder wollte man testen, wie weit man die Genehmigungsbehörde vor sich hertreiben kann, bis an den Rand der Braunkohlengrube sozusagen (ist ja gleiches Bundesland)?
John
29.04.2021 um 09:17
Auch wenn Elon Musk wie ein Gott angebetet wird, auch er muss sich an Regeln halten. Das müssen auch andere Investoren. In Deutschland gibt es noch eine Demokratie. Auch mit Elon Musks Grünheide können wir den BEV Zug nicht mehr einholen. Für die östlich von D kommenden (und wenigen deutschen) Arbeitnehmer ist es also egal ob das Werk 6 Monate früher oder später produziert.
Günther Wollinger
29.04.2021 um 10:04
Na ja, fürs Personaleinstellen (Recruiting) wird die Sache auch nicht gerade einfacher, wenn man nicht weiß, ob der Arbeitsvertrag in 3, 6 oder 9 Monaten wirksam werden kann. Aber so ist es nun mal bei solchen Neugründungen von großen Betriebsstätten. Und das Hochfahren der Personalstärke dauert meist auch eher Jahre als Monate. Ich glaube, dass Tesla da vielleicht in manchem zu optimistisch war.
Uwe Bosse
29.04.2021 um 11:07
Natürlich ist Bürokratie nötig zum Schutz der Natur und der Lebewesen in der dortigen Region. Aber auch in der Corona-Sache haben wir gemerkt, wie gelähmt oft Bürokratie vorangeht. Das hat mit "Amtsschimmeln" wenig zu tun, Menschen ziehen schwere Karren mit sich herum.
SHausSTA
29.04.2021 um 15:50
Die politische Führung in Brandenburg hat viel dafür getan, um dieses Prestigeprojekt an Land zu ziehen. Ich vermute, dass man dabei berechtigte Bedenken (insbesondere was die Wasserversorgung betrifft) zunächst etwas in den Hintergrund gerückt hat. Jetzt muss geprüft werden, ob die Infrastruktur dem geplanten Großprojekt tatsächlich standhalten kann - ein wichtiger und offenbar zeitaufwändiger Vorgang. Die Verantwortlichen bei Tesla wussten mit Sicherheit, wie die Genehmigungsverfahren in D ablaufen und wie lange diese dauern können. Sich jetzt über den Zeitverzug zu beschweren ist scheinheilig. Ich unterstelle, dass man hier versucht, zügig vollende Tatsachen zu schaffen und pokert, dass sich die Behörden schon nicht die Blöße geben werden, dem weit fortgeschrittenen Projekt den Stecker zu ziehen. Zukünftig sollte genau überlegt werden, inwieweit man mit Vorabgenehmigungen gehen will. Insbesondere amerikanische Konzerne arbeiten häufig mit härteren Methoden, als sich das manch ein Politiker hierzulande vorstellt. Wichtig ist aber auch, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, um Investoren nicht zu vergraulen.
Alfred Werndl
29.04.2021 um 17:59
Als Unternehmer empfinde ich das ganze als ein Trauerspiel. Das zeigt der ganzen Welt wo man besser nicht investieren sollte :-/

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