BMW und Ford investieren in Feststoff-Akku-Spezialisten Solid Power

BMW und Ford investieren weiter in Feststoff-Akkus. Beide Autohersteller haben sich zusammen mit Volta Energy Technologies an einer 130 Millionen US-Dollar schweren Investitionsrunde des US-Feststoffbatterie-Spezialisten Solid Power beteiligt. Bereits 2022 sollen die beiden Autobauer 100-Ah-Zellen für Validierungstests erhalten.

Die BMW Group und Ford haben nach eigenen Angaben damit auch bestehende, gemeinsame Entwicklungspartnerschaften mit Solid Power erweitert, um sich Feststoffbatterien für künftige Elektroauto-Generationen zu sichern. BMW arbeitet wie berichtet seit 2017 mit Solid Power zusammen, Ford seit 2019.

Der Abschluss der Serie-B-Finanzierung bringt Solid Power umgerechnet 108 Millionen Euro ein. Laut der Mitteilung von BMW soll diese Investition Solid Power ermöglichen, „vollständige und vollwertige Automotive-Batterien zu produzieren, die dadurch notwendige Materialproduktion zu steigern und die internen Produktionskapazitäten für die zukünftige Integration in Fahrzeuge zu erweitern“.

Diese „kostengünstige und energiedichte“ Feststoffbatterie-Technologie von Solid Power soll in den kommenden Elektrofahrzeugen der BMW Group und von Ford genutzt werden, so die Münchner. Doug Campbell, CEO und Mitbegründer von Solid Power, verrät in der Mitteilung auch den Produktionsbeginn. „Solid Power plant nun, Anfang 2022 mit der Produktion von automotive-tauglichen Batterien auf der Pilotproduktionslinie des Unternehmens zu beginnen“, so Campbell. „Das ist eines der Ergebnisse des anhaltenden Engagements unserer Partner zur Industrialisierung unserer Technologie.“

Dass die beiden großen Autobauer derart von der Technologie von Solid Power überzeugt sind und erneut investiert haben, liegt offenbar auch an einem Ende vergangenen Jahres erfolgten Test. „Die führende Rolle von Solid Power in Entwicklung und Produktion von Feststoffbatterien wurde durch die Lieferung von Hunderten in Serie produzierten Feststoffzellen bestätigt, die von Ford und der BMW Group Ende des Jahres 2020 validiert wurden“, teilt BMW mit. „Als Ergebnis wurden nun die gemeinsamen Pläne von Solid Power und den beiden langjährigen Automobilpartnern des Unternehmens formalisiert.“

Erst Mitte April, als BMW die Förderbescheide des Bundes und des Landes Bayern aus dem zweiten Batterie-IPCEI erhielt, hatte der Münchner Autobauer seine Feststoff-Pläne verdeutlicht. Die „übernächste Generation“ der Zelltechnologie des BMW-Konzerns solle demnach nicht nur konventionelle Lithium-Ionen-Batterien mit flüssigem Elektrolyt beinhalten, sondern auch Feststoff-Akkus. „Wir forschen intensiv an der Feststoffbatterie-Technologie“, sagte damals BMW-Entwicklungsvorstand Frank Weber. „Bis zum Ende des Jahrzehnts werden wir eine automotive-taugliche Feststoffbatterie für den Serieneinsatz realisieren.“ Er kündigte zwar ein Demonstrator-Fahrzeug für „deutlich vor 2025“ an, nannte aber keine technischen Details zu den Feststoff-Zellen.

Das holt Weber in der aktuellen Mitteilung nach – er bezeichnet die Feststoffbatterie als „eine der vielversprechendsten und wichtigsten Technologien hin zu effizienteren, nachhaltigeren und sichereren Elektrofahrzeugen“. „Gemeinsam haben wir eine 20-Ah-Feststoffzelle entwickelt, die in diesem Bereich absolut herausragend ist“, so Weber.

Feststoffzellen von Solid Power werden auf herkömmlichen Produktionslinien gefertigt

Einer der Vorteile der Solid-Power-Technologie ist offenbar, dass die Zellen auf der vorhandenen Produktionsinfrastruktur gefertigt werden können. Die mehrschichtigen Feststoffbatterien sollen laut BMW auf der „roll-to-roll-Produktionslinie“ des Unternehmens, die ausschließlich branchenübliche Lithium-Ionen-Produktionsprozesse und -anlagen nutzt, produziert werden.

Die 20 Ah sind aber nur der Anfang, ab 2022 sollen sowohl BMW als auch Ford 100-Ah-Zellen von Solid Power für Automobil-Qualifikationstests sowie zur Fahrzeugintegration erhalten. Die Zellen werden aber nicht „von der Stange“ sein, die Technologie von Solid Power soll auch individuelle Zelldesigns ermöglichen, die unterschiedlichen Leistungsanforderungen angepasst werden können.

„Durch die Vereinfachung des Designs von Solid-State im Vergleich zu Lithium-Ionen-Batterien können wir die Fahrzeugreichweite erhöhen, das Innenraumraumangebot und Transportvolumen verbessern“, sagt Ted Miller, Ford Manager für Elektrifizierungs-Subsysteme und Stromversorgungsforschung. „Und mit niedrigeren Kosten können wir dem Kunden einen größeren Mehrwert anbieten, da diese Art von Feststoff-Batteriezellentechnologie effizient in bestehende Lithium-Ionen-Zellproduktionsprozesse integrierbar ist.“

An der Serie-B-Runde hat sich auch Volta Energy Technologies beteiligt – nicht zu verwechseln mit Volta Trucks. Volta Energy Technologies ist eine Venture-Capital-Firma, die aus dem Argonne National Laboratory des US-Energieministeriums hervorging und sich auf Investitionen in bahnbrechende Energiespeicher- und Batterieinnovationen konzentriert.

„Die Tatsache, dass Solid Power bereits mehrschichtige Feststoffbatterien mit industrieüblichen automatisierten kommerziellen Fertigungsanlagen produziert, ist der Grund, warum Volta seine früheren Investitionen gerne erhöht“, sagt Jeff Chamberlain, CEO von Volta Energy Technologies. „Die Partnerschaft des Unternehmens mit BMW und Ford wird die vollständige Industrialisierung der Batterien von Solid Power weiter beschleunigen und beide Automobilhersteller zu den ersten machen, die Elektrofahrzeuge mit sichereren, erschwinglichen und hochenergetischen Feststoffbatterien auf der Straße haben werden.“
bmwgroup.com, ford.com, prnewswire.com

1 Kommentar

zu „BMW und Ford investieren in Feststoff-Akku-Spezialisten Solid Power“
Alex S.
05.05.2021 um 18:52
Schade dass der Standort Deutschland nicht mehr alleine von der deutschen Ingenieurskunst profitieren kann, da es diese wohl nicht mehr gibt. Hier ist wieder ein großer chinesischer Konzern, der auf deutschem Boden die Macht übernimmt.

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