VW will CO2-Zertifikate kaufen – außerhalb Europas
Der Volkswagen-Konzern setzt außerhalb Europas zum Einhalten der Emissionsziele auch auf den Kauf von Abgaszertifikaten, wie Vorstandschef Herbert Diess nun bestätigte. In Europa sei Volkswagen zuversichtlich, die Flottenziele einzuhalten.
In anderen Märkten wie China und den USA gebe es einige kleinere Vereinbarungen zum Kauf von Zertifikaten. „Diese gehen zurück mit dem Hochfahren unserer Elektrostrategie, und in zwei bis drei Jahren sollten sie bei Null angekommen sein“, so Diess während einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Diess machte aber keine Angaben dazu, von welchen Herstellern die Zertifikate gekauft werden sollen – und vor allem zu welchen Kosten.
Anfang April hatte Reuters berichtet, dass Volkswagen in China im Rahmen seines Joint Ventures mit FAW CO2-Zertifikate von Tesla kauft. FAW-Volkswagen hatte 2020 2,16 Millionen Autos verkauft, aber noch vorrangig mit Benzinmotor.
Im Januar hatte Volkswagen bekannt gegeben, dass der Konzern seine CO2-Ziele für 2020 trotz eines CO2-Pools knapp verfehlt habe – um 0,5 g/km. Die Marken Volkswagen Pkw und Audi hatten die CO2-Flottenziele hingegen vor allem durch den Anlauf des ID.3 und den steigenden e-tron-Absatz übererfüllt. Konzernweit sei der CO2-Ausstoß gegenüber 2019 um 20 Prozent auf 99,8 Gramm pro Kilometer gesunken.
In dieser Woche hatte Carlos Tavares, CEO des aus PSA und FCA fusionierten Autobauers Stellantis, noch verkündet, dass sein Konzern in diesem Jahr keine CO2-Zertifikate kaufen wolle. FCA hatte als einer der ersten Autobauer über einen CO2-Pool mit Tesla seine Emissionen auf dem Papier gesenkt. „Mit der Elektrifizierungstechnik, die PSA zu Stellantis gebracht hat, werden wir bereits in diesem Jahr die CO2-Emissionsvorschriften selbst einhalten“, sagte Tavares jetzt. „Somit müssen wir keine europäischen CO2-Gutschriften in Anspruch nehmen, und FCA muss sich nicht mehr mit Tesla oder irgendjemandem zusammenschließen.“ Für Tesla fällt damit eine Einnahmequelle weg: Seit 2019 hatte FCA rund zwei Milliarden Dollar an Tesla gezahlt.
In einer weiteren Telefonkonferenz, dieses Mal mit Analysten im Vorfeld der Präsentation der Quartalszahlen, hat VW-Chef Diess zudem angegeben, dass Volkswagen die sechs für Europa angekündigten Batterieziellfabriken hauptsächlich mit Hilfe von Partnern finanzieren wolle. Dabei schloss Diess einen Börsengang für einige dieser Aktivitäten nicht aus. Es gebe „großes Interesse von Industriegruppen anderer Branchen an den Plänen“, soll Diess gesagt haben.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten schätzen den Finanzbedarf für diese Fabriken auf mindestens zwölf Milliarden Euro. Die erste Fabrik ist das Batteriewerk von Northvolt in Schweden, die zweite Fabrik will VW in Salzgitter selbst betreiben – zunächst war hier ein Joint Venture mit Northvolt geplant, inzwischen hat VW aber übernommen. Zu den anderen vier geplanten Werken gibt es noch keine derart konkreten Aussagen.
Update 22.06.2021: Kürzlich hat Stellantis-Chef Carlos Tavares angekündigt, dass sein Konzern in diesem Jahr keine CO2-Zertifikate mehr kaufen wolle, nachdem FCA als einer der ersten Autobauer über einen CO2-Pool mit Tesla seine Emissionen auf dem Papier gesenkt hatte. Nun wurde dieser Schritt vollzogen. Wie Schmidt Automotive Research zeigt, ist im CO2-Pool von Tesla in der EU jetzt nur noch Honda vertreten. Der japanische Autobauer hatte sich dem Pool im vergangenen Jahr angeschlossen.
zeit.de (Diess-Aussagen), reuters.com (Tavares), onvista.de (Batteriefabriken), schmidtmatthias.de (Update)
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