Frankreich hebt CHAdeMO-Pflicht auf
In Frankreich zeichnet sich das Ende des CHAdeMO-Schnellladestandards ab. Während ein Dekret aus dem Jahr 2017 CHAdeMO bis Ende 2024 für Schnellladestationen neben CCS und Typ 2 verbindlich machte, hat die Regierung ihre Pläne nun überarbeitet – ab sofort sind bei neuen und ersetzten Säulen nur noch CCS und Typ 2 verpflichtend.
Das Anfang dieses Monats in seiner überarbeiteten Fassung veröffentlichte Dekret 2017-26 beendet somit die Verpflichtung, an DC-Säulen einen Ladepunkt nach dem japanischen Standard zu implementieren.
In Artikel 5 heißt es : „Ein öffentlich zugänglicher Hochleistungs-Gleichstrom-Ladepunkt verfügt aus Interoperabilitätsgründen über mindestens einen Combo2-Steckverbinder, wie in der Norm NF EN 62196-3 beschrieben.“ Heißt also: Ab sofort müssen bei neu installierten sowie ersetzten Ladestationen in Frankreich nur noch der CCS- für das DC-Laden und Typ 2 für das AC-Laden verbaut werden.
Das Schlüsselwort ist hier „müssen“: Den Betreibern ist es somit freigestellt, CHAdeMO-Ladepunkte anzubieten. Wahrscheinlich ist das mit Blick auf den Markt jedoch nicht. Lediglich einige japanische Fahrzeuge wie der Nissan Leaf oder auch als aktuellstes Modell der Lexus UX300e setzen noch auf diesen Schnellladestandard. Selbst Nissan wird das kommende E-SUV Ariya in Europa mit CCS-Port statt mit CHAdeMO anbieten.
Mit dem Leaf, immerhin lange Zeit das meistverkaufte Elektroauto der Welt, sowie älteren Fahrzeugen wie dem Peugeot iOn, Citroën C-Zero und Mitsubishi i-MiEV wurden in Frankreich insgesamt rund 50.000 BEV mit CHAdeMO-Lademöglichkeit verkauft. Somit werden wohl einige Ladepunktbetreiber an CHAdeMO festhalten, um zumindest diese Nachfrage zu bedienen. Bei Neuinstallationen gilt es aber als wahrscheinlich, dass die Betreiber lieber einen zweiten CCS-Anschluss anstelle eines CHAdeMO-Kabels an der Säule verbauen werden – CCS ist bei Neufahrzeugen der vorherrschende Standard.
Die CHAdeMO-Pflicht in Frankreich hatte unter anderem dafür gesorgt, das HPC-Netze wie Ionity (die ausschließlich auf CCS setzen) an einigen ihrer französischen Standorte neben ihren HPC-Säulen auch eine 50-kW-Säule errichten mussten, um so den vorgeschriebenen CHAdeMO-Ladepunkt an dem Standort bieten zu können.
Neben dem Entfall des vorgeschriebenen CHAdeMO-Ports werden mit dem überarbeiteten Dekret weitere Änderungen eingeführt. Ladepunktbetreiber und Roaming-Plattformen werden aufgefordert, ihre Vereinbarungen öffentlich zu machen und regelmäßig über die erreichten Qualitätsniveaus zu berichten. So möchte die Regierung die Interoperabilität der Ladeinfrastruktur verbessern.
automobile-propre.com, legifrance.gouv.fr (Dekret)
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