BMW geht von 50 Prozent BEV bis 2030 aus
Die BMW Group hat auf ihrer Hauptversammlung angekündigt, bis zum Jahr 2030 in Summe den Ausstoß von über 200 Millionen Tonnen CO2 vermeiden zu wollen. Dazu soll nicht nur der Antriebsmix sauberer werden, sondern auch Faktoren wie Produktion und Recycling der Fahrzeuge.
Um auf die angekündigte Einsparung von 200 Millionen Tonnen CO2 zu kommen, will der Konzern den CO2-Fußabdruck seiner Fahrzeuge über den gesamten Lebenszyklus hinweg reduzieren – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zur Nutzungsphase und dem Recycling am Lebensende.
Ein wichtiger Bestandteil hierfür ist der Antriebsmix der verkauften Fahrzeuge. Die BMW Group gehe auf Basis seiner aktuellen Markterwartungen davon aus, dass im Jahr 2030 mindestens 50 Prozent ihres weltweiten Absatzes aus vollelektrischen Fahrzeugen bestehen werden, wie es in der Mitteilung heißt. In den kommenden zehn Jahren sollen somit insgesamt etwa zehn Millionen BEV auf die Straße gebracht werden. Im Gegenzug will BMW bei den Verbrennern laut dem Vorstandsvorsitzenden Oliver Zipse nur noch das anbieten, was wirklich nachgefragt wird. „Etwa die Hälfte der heutigen Antriebsvarianten wird es bis 2025 nicht mehr geben“, sagte Zipse bei der Hauptversammlung.
Dennoch gab es im Umfeld der digitalen Hauptversammlung auch Kritik – teils an der SUV-lastigen Modellpolitik, teils an dem Umfang und Zeitplan der E-Offensive. Janne Werning von Union Investment kritisierte etwa das „halbherzige Bekenntnis zur Elektromobilität“, das im im aktuellen Elektro-Hype an der Börse nicht ausreiche. „An der Börse wird die Zukunft gehandelt und die scheint BMW abhandengekommen“, sagte der Werning.
Bereits bei der Vorstellung der Geschäftszahlen für 2020 hatte BMW seine Elektroziele verschärft. Die zum Münchner Autobauer gehörende Marke Mini soll bereits 2027 auf einen BEV-Anteil von mindestens 50 Prozent kommen, ab „Anfang der 2030er Jahre“ soll Mini dann komplett elektrisch sein. „2023 ist für uns ein Tipping Point: 13 reine E-Modelle sind dann auf der Straße. Nicht nur die Anzahl ist für uns ein Kriterium. Auch die Breite des Portfolios“, so Zipse. „In 90 Prozent der Segmente erwartet unsere Kunden dann mindestens ein vollelektrisches Angebot – von der Kompaktklasse bis zum absoluten Luxussegment.“
Es sollen aber nicht nur mehr Elektroautos von Mini und BMW werden, sondern diese sollen auch sauberer werden: Wie BMW in der Mitteilung anlässlich der Hauptversammlung schreibt, soll beispielsweise mit der nächsten Generation von Batterietechnologie, die ab Mitte des Jahrzehnts in der „Neuen Klasse“ eingeführt wird, der CO2-Fußabdruck des Hochvoltspeichers verglichen mit den Ausgangswerten der heutigen Gen5-Technologie auf weniger als die Hälfte reduziert werden.
Dazu sollen nicht nur – wie bereits umgesetzt – die Zellhersteller Grünstrom verwenden, sondern auch das Speicherkonzept und die Zellchemie selbst ihren Beitrag leisten. BMW will hier unter anderem einen „steigenden Anteil von Sekundärmaterialien“ bei den Batteriezellen und der einbaufertigen Batterie verwenden – also recycelte Rohstoffe. Mit der „Neuen Klasse“ will BMW nach eigenen Angaben in der Entwicklung einen Paradigmenwechsel einführen: „Secondary first“ bedeutet, dass überall dort, wo Qualität und Verfügbarkeit der Materialien es erlauben, Sekundärmaterialien eingesetzt werden sollen.
Als erste konkrete Beispiele kündigt BMW an, dass beim kommenden BMW iX das Batteriegehäuse zu 30 Prozent aus recyceltem Aluminium bestehen soll. Bei der Batteriezelle selbst soll das verwendete Nickel zu 50 Prozent Sekundärmaterial sein.
Recycling wird Teil des Designs
„Ein klimafreundliches Auto entsteht nicht allein durch den Einsatz von Grünstrom“, so BMW-Chef Zipse. „Wir müssen unsere Fahrzeuge vom ersten Tag der Entwicklung auf Nachhaltigkeit ausrichten: den Materialeinsatz für ihre Herstellung reduzieren und vor allem die Wiederverwendung und das Recycling von Anfang an mitdenken.“ Man wolle auf dem Gebiet der Kreislaufwirtschaft eine Pionierrolle einnehmen.
Bei den kommenden Fahrzeugen soll laut BMW das Recycling gleich beim Design mit aufgenommen werden. Für ein späteres Recycling müssen die Materialien in möglichst reiner Form extrahiert werden können. Um eine Stahl-Karosserie so zu verwerten, dass der Stahl danach für ein neues Auto verwendet werden kann, muss etwa vorher der Kabelbaum entfernt werden können. Vermischt sich das Kupfer aus den Kabeln mit dem Stahl, erfüllt der daraus gewonnenen Sekundärstahl die hohen Sicherheitsanforderungen der Autoindustrie nicht mehr. Derzeit werden die Kabelbäume aber nach anderen Gesichtspunkten optimiert und sind teilweise nur schwer auszubauen.
Auch BMW Motorrad baut sein Angebot mit elektrischen Fahrzeugen auf zwei Rädern für den urbanen Raum aus. Im Sommer will BMW das Serienmodell des im vergangenen Herbst präsentierten E-Rollers Concept Definition CE 04 vorstellen.
bmwgroup.com (Mitteilung), bmwgroup.com (Rede Zipse)
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