Geely und Farasis gründen Batterie-Joint-Venture

In China gründet der Batteriehersteller und Daimler-Partner Farasis Energy ein Joint Venture mit dem Autokonzern Geely zur Produktion und zum Vertrieb von Lithium-Ionen-Batterien. Auch F&E-Aktivitäten im Batteriebereich sind unter dem Dach des neuen Gemeinschaftsunternehmens geplant.

Angedeutet hatte sich die Annäherung zwischen Farasis und Geely bereits – und zwar im Kontext von Geelys Ankündigung Mitte März, eine Batteriefabrik mit 42 GWh in Ganzhou aufbauen zu wollen. Seinerzeit berichtete „Gasgoo“ dass Geely Technology, die junge Energie- und Raumfahrtsparte der Geely Holding Group, im Dezember eine Vereinbarung mit Daimler-Partner Farasis Energy getroffen habe, um ebendieses Lithium-Ionen-Batterie-Joint-Venture hochzuziehen. Da Geely wiederum an Daimler beteiligt ist, liegt eine Verquickung der Pläne aller drei Konzerne nahe.

Nun bestätigt Farasis also offiziell das Joint-Venture-Vorhaben mit Geely. Mit Details hält sich der Batterieentwickler jedoch noch zurück. Spruchreif ist ein Grundkapital des Gemeinschaftsunternehmens in Höhe von 1 Milliarde Yuan, umgerechnet rund 127 Millionen Euro, und das Ziel einer „kombinierten jährlichen Fertigungskapazität für Lithium-Ionen-Batterien von 120 GWh pro Jahr“. Die Arbeiten am ersten Bauabschnitt mit einer Kapazität von 20 GWh sollen noch in diesem Jahr beginnen.

In seiner chinesischen Mitteilung präzisiert Farasis, dass das neue Gemeinschaftsunternehmen sowohl auf Batteriezell- als auch auf Modul- und Systemebene aktiv wird. Auch Kathoden- und Anodenmaterialien, Elektrolyten und Membranseparatoren sowie Ladesystemen und anderen Energiespeicher- und Managementsysteme für Elektrofahrzeuge und „verwandte Produkte“ soll sich die neue Firma widmen. Der endgültige Geschäftsumfang unterliege dabei der Genehmigung der Registrierungsbehörde, teilt Farasis mit.

Geely Technologies und seine Tochtergesellschaften sowie die Geely Commercial Vehicle Group wollen über die Neugründung und Farasis Energy mindestens 80 Prozent ihres Batteriebedarfs decken. Damit relativiert sich die Bedeutung eines weiteren Joint Ventures, das die Auto-Tochter Geely Automobile Holdings im Dezember mit CATL eingegangen ist.

Dem Portal „Gasgoo“ zufolge wird Geely Technology 65 Prozent des Stammkapitals für das neue Joint Venture mit Farasis stellen. Gleichzeitig ist offenbar geplant, dass Farasis seinen Anteil später erhöht oder das Gemeinschaftsunternehmen künftig ganz übernimmt. Zu Anfang solle Geely Technology „eine wichtige Rolle im Tagesgeschäft und im Management des Joint Ventures spielen, während Farasis Energy die Bereiche F&E und Marktexpansion leitet“, heißt es in dem Bericht. Eine Quelle für diese Zusatzinformationen wird aber nicht genannt.

Farasis verfügt aktuell über zwei Produktionsstätten in Ganzhou und Zhenjiang sowie Forschungs- und Entwicklungszentren in China, Deutschland und den USA . Seit Anfang 2020 beläuft sich die Fertigungskapazität nach eigenen Angaben auf 23 GWh pro Jahr. Das 2002 gegründete Unternehmen beschäftigt gut 4.000 Mitarbeiter, die europäische Tochter Farasis Energy Europe GmbH hat ihren Sitz in Frickenhausen bei Stuttgart.

Im März hatte Farasis Energy erstmals zentrale Kennziffern zur vierten Generation seiner Batteriezelltechnologie für Elektroautos genannt. Die neuen Zellen sollen unter anderem eine Energiedichte von mehr als 330 Wh/kg aufweisen und die Reichweite „eines durchschnittlichen Mittelklasse-BEVs auf deutlich über 700 Kilometer“ bringen. Diese Ankündigung kam nur kurz nach Gerüchten um mangelnde Qualität von Zellmustern bei den Chinesen: Im Februar berichtete das „Manager Magazin“, dass die ersten von Farasis an Daimler gelieferten Zellmuster „katastrophal“ gewesen seien. Da Farasis mittelfristig etwa die Hälfte der von Mercedes in Europa benötigten Zellen zuliefern soll, würde eine schlechte oder nicht akzeptable Qualität die anstehende E-Offensive der Stuttgarter massiv beeinflussen. Sowohl Farasis als auch Daimler weisen den Medienbericht jedoch zurück. „Spekulationen zur Qualität von Zellmustern können wir nicht bestätigen“, so eine Daimler-Sprecherin gegenüber electrive.net.

Die Geely Technology Group hat laut Medienberichten von März ihrerseits vor, 30 Milliarden Yuan (rund 3,87 Milliarden Euro) in eine Batteriefabrik in der chinesischen Stadt Ganzhou zu investieren. Das Werk soll zunächst eine Jahreskapazität von zwölf GWh erreichen, ehe später ein Ausbau auf 42 GWh geplant ist. Koordiniert wird das Vorhaben wohl von Geely Technology.

Die Geely Holding Group besteht aus den folgenden fünf Hauptgeschäftsbereichen: Geely Auto, Volvo Car, Geely New Energy Commercial Vehicle, Geely Technology und Mitime. Zu den Marken gehören Geely Auto, Lynk & Co, Geometry, Volvo, Polestar, London Electric Vehicle Company (LEVC), Farizon Auto, Proton und Lotus.
presseportal.de, autonews.gasgoo.com, farasis.com (auf Chinesisch)

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