Lade-Offensive an allen 40 deutschen Coca-Cola-Standorten
Mit der Coca-Cola European Partners Deutschland GmbH plant das größte deutsche Getränkeunternehmen die komplette Elektrifizierung seiner Flotte bis 2025. Den Aufbau der Ladeinfrastruktur an den rund 40 deutschen Standorten wird Vattenfall übernehmen. Wir haben mit Fermin Bustamante, Director Sales & Operations bei Vattenfall, über das Großprojekt gesprochen.
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Zunächst zur Größenordnung der Flottenumstellung: Coca-Cola strebt an, seine rund 2.300 Dienst- und Nutzfahrzeuge in Deutschland vollständig auf Elektromodelle umzustellen. Konkret geht es dabei laut einer Mitteilung des Unternehmens vom Februar um 1.830 Pkw und 460 Transporter. Diese sollen zum jeweiligen Ende des Leasingvertrags an den Leasinggeber zurückgehen. Künftig sollen im Gegenzug nur noch Elektrofahrzeuge beschafft werden, damit die Flotte bis 2025 umgestellt ist.
„Die Emissionen unserer Funktions- und Dienstwagen lagen im vergangenen Jahr bei rund 14.600 Tonnen CO2“, vergegenwärtigt Tilmann Rothhammer, Geschäftsführer Customer Service und Supply Chain bei Coca-Cola European Partners Deutschland. Die Umstellung auf Elektrofahrzeuge sei für sein Unternehmen ein wichtiger Schritt, um seine Emissionen weiter zu reduzieren und sein Ziel, bis 2040 klimaneutral zu sein, zu erreichen. Coca-Cola investiert seinen Worten zufolge rund 800.000 Euro in den Aufbau der Ladeinfrastruktur an allen Standorten bundesweit. „Zudem werden Mitarbeitende, die einen Dienst- oder Funktionswagen nutzen, bei der Anschaffung einer Ladestation unterstützt“, so Rothhammer.
Vattenfall wird das alles aus einer Hand bieten. Fermin Bustamante, Director Sales & Operations bei Vattenfall, umreißt die Dimensionen des Projekts wie folgt: An den 40 Coca-Cola-Standorten in Deutschland werden zunächst knapp 100 Ladepunkte entstehen, was einem Durchschnitt von vier Ladesäulen pro Standort entspricht. Hinzukommen Ladepunkte, die die Mitarbeiter bei sich zu Hause anbringen lassen können. „Bei allen Ladepunkten wird es sich um AC-Geräte von KEBA mit einer regulierbaren Ladeleistung von maximal 22 kW handeln. Die Idee ist, die Fahrzeuge während des Arbeitstages oder in der Nacht zu laden“, führt Bustamante aus. Es geht also nicht um Tempo, sondern eher um über mehrere Stunden ausgedehnte Ladevorgänge.
Dazu passt, dass Vattenfall die Ladeanlagen mit einem dynamischen Lastmanagement ausstattet, das die Ladeleistung mit den Gebäudeverbräuchen abgleicht. So sollen an den Standorten die vorhandenen Netzanschlüsse bestmöglich ausgelastet, aber nicht überlastet werden. Den teuren Ausbau von Netzanschlüssen wollen Coca-Cola und Vattenfall an den Niederlassungen weitestgehend vermeiden.
Für den Aufbau der Ladeinfrastruktur sind bis zu vier Jahre eingeplant. Vattenfall übernimmt neben der Planung und der Installation auch Betrieb, Service und Wartung. Die Ladepunkte an den Arbeitsplätzen werden von dem schwedischen Energieversorger überdies mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt. Bei der Handhabung der Ladevorgänge kommt eine im September 2020 geschlossene Kooperation zwischen Vattenfall und Aral zum Tragen. In diesem Zuge werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Coca-Cola mit der „Aral Fuel & Charge“-Karte ausgestattet.
„Mit dieser Karte können wir eine übersichtliche Abrechnung sowohl gegenüber den einzelnen Mitarbeitern als auch gegenüber dem Unternehmen garantieren“, führt Bustamante aus. Für die Mitarbeiter solle das Laden allen voran einfach sein. Deshalb nutzen sie die Karte sowohl zum Laden an der heimischen Wallbox als auch an Standorten von Coca-Cola und unterwegs. Das öffentliche Laden schließt neben HPC-Ladern von Aral pulse „über 99 Prozent der deutschen öffentlichen Ladeinfrastruktur ein“, heißt es aus der deutschen Vattenfall-Zentrale. Die intelligente Vernetzung zwischen Vattenfall und Aral erlaube dabei die kostengenaue Rückerstattung von Ladekosten.
Dass mit der „Aral Fuel & Charge“-Karte auch konventioneller Kraftstoff getankt werden kann, wird bei Coca-Cola in Zukunft keine Rolle spielen. Denn der Konzern will in Deutschland ab 2025 nur noch reine E-Fahrzeuge einsetzen. „Das ist bei der Aral Fuel & Charge Karte aber unerheblich, da sie ja auch reines Laden unterstützt“, so Bustamante. Bei anderen Kunden mit gemischten Flotten werden dagegen beide Funktionen – Tanken und Laden – ausgereizt. Apropos: „Coca-Cola ist aktuell unser größter Kunde“, bestätigt der Vattenfall-Manager auf Nachfrage. Aber das Interesse von Unternehmensseite sei aktuell sehr groß, so dass der Kundenkreis in absehbarer Zeit schnell wachsen dürfte. „Es gibt tatsächlich viele potenzielle Kunden in der Pipeline, die aktuell nachziehen wollen.“
Erklärtes Ziel von Vattenfall sei es, innerhalb einer Generation ein Leben ohne fossile Brennstoffe zu ermöglichen. Die Umstellung des Verkehrs auf emissionsfreies Fahren bezeichnet Bustamante dabei als wesentlichen Baustein. Auch der schwedische Konzern selbst hat sich eine Roadmap zur Klimaneutralität seiner Geschäftstätigkeiten verpasst und vor diesem Hintergrund im Frühjahr 2020 seine Dienstwagen-Richtlinien überarbeitet. Das Ziel: die rund 4.600 Fahrzeuge umfassende Flotte ebenfalls komplett auf E-Antrieb umstellen.
Vattenfall ist ebenso wie Coca-Cola Mitglied der EV100-Initiative, in der sich allen voran Großunternehmen aus unterschiedlichen Branchen dazu verpflichten, ihre Flotten zu elektrifizieren und Ladestationen für Mitarbeiter und Kunden zu errichten. Das verbindet schon mal. Der Kooperation beider Firmen in Deutschland ist aber auch bereits eine Zusammenarbeit in Schweden vorangegangen. Dort ist das Duo bereits seit Anfang 2019 dabei, die CO2-Emissionen des Getränkeherstellers zu verringern – unter anderem liefert Vattenfall 100% erneuerbaren Strom an die Produktion von Coca-Cola in Stockholm.
Die Coca-Cola European Partners Deutschland GmbH (CCEP DE) ist mit einem Absatzvolumen von mehr als 3,5 Milliarden Litern im Jahr 2020 das größte deutsche Getränkeunternehmen. Konkret ist der Konzern für die Abfüllung sowie den Verkauf und Vertrieb von Coca-Cola-Markenprodukten in Deutschland verantwortlich. Nach eigenen Angaben versorgt CCEP DE rund 325.000 Handels- und Gastronomiekunden und beschäftigt rund 7.000 Mitarbeitende. Die Europa-Einheit von Coca-Cola namens Coca-Cola European Partners (CCEP) strebt an, bis 2040 klimaneutral zu sein und bis 2030 alle rund 8.000 Firmenwagen und Transporter auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Die GmbH in Deutschland soll dabei vorangehen, weitere europäische Länder dürften aber bald folgen.
Eine Zusammenarbeit mit Coca-Cola in weiteren Ländern sei denkbar, sagt Bustamante auf Nachfrage. Vattenfall ist mit seinen etwa 20.000 Beschäftigten hauptsächlich in Schweden, Deutschland, den Niederlanden, Dänemark und dem Vereinigten Königreich aktiv.
Quelle: Infos per E-Mail, Telefoninterview
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