Volkswagen erwägt Börsengang des Batterie-Bereichs

Volkswagen denkt über einen Börsengang für seinen neuen Batterie-Bereich nach. Dabei geht es nach den Worten von Technikvorstand Thomas Schmall nicht um einzelne Werke, sondern das ganze Zellgeschäft.

„Wir schließen zunächst nichts aus – zumindest für das Zellgeschäft“, sagte Technikvorstand Thomas Schmall dem „Handelsblatt“. „Ein einzelnes Zellwerk ließe sich nicht an die Börse bringen, das Ganze muss schon auf höherer Ebene zusammengefasst werden.“ Um die Kosten für die Batteriefabriken zu senken, plant VW demnach Technologiepartnerschaften und schaut sich laut Schmall auch nach externen Kapitalgebern um.

Doch Schmall schränkt auch etwas ein – zu viel Verantwortung will man in Wolfsburg offenbar nicht abgeben: „Das alles wird so groß und so entscheidend für unsere Zukunftsfähigkeit sein, dass man sich sehr genau überlegen muss, wie man das wirtschaftlich gestaltet.“

Bis zum Jahr 2030 will Volkswagen allein in Europa zusammen mit Partnern für einen zweistelligen Milliardenbetrag sechs neue Gigafactories für die Zellfertigung errichten, wie der Konzern bei seinem „Power Day“ im März ankündigte. Laut Schmall reicht das, um mehr als fünf Millionen Pkws mit Batterien auszustatten. Für China und die Werke auf dem amerikanischen Kontinent in den USA und Mexiko kämen wohl weitere Fabriken hinzu, wenn VW auch dort auf die Einheits-Batteriezelle setzen will.

Aber auch für Europa könnte der Konzern einen höheren Bedarf haben – zum Beispiel für die Nutzfahrzeug-Sparte Traton, die wie berichtet selbst bei Fernverkehrs-Lkw vor allem auf die Batterie und nicht auf die Brennstoffzelle setzt. „Das kommt noch dazu. Mit den sechs Gigafabriken decken wir bisher den Pkw-Bedarf ab“, so Schmall. Auch die Lkw-Zellen werden auf einer ähnlichen Technologie aufbauen, laut Schmall gebe es „in der Zellchemie viele Parallelitäten“.

Volkswagen bereite zudem den Einstieg in das Geschäft mit Rohstoffen vor, die für die Zellfertigung benötigt werden. „Wir werden auch in diese Richtung gehen müssen – wir sehen uns die gesamte Prozesskette von der Mine bis zum Recycling an. Wir müssen aktiv in das Rohstoffgeschäft einsteigen“, betonte Schmall in dem Interview. Das Recycling im größeren Maßstab bereitet der Konzern derzeit in einer Pilotanlage in Salzgitter vor.

Große Hoffnungen setzt der VW-Konzern in die Entwicklung von Feststoffzellen mit dem US-Partner QuantumScape. „Wir gehen davon aus, dass wir 2025 oder 2026 die ersten Pilotanlagen für die Serienfertigung sehen“, sagte Schmall.

Neben der eigenen Fertigung (Partner wie QuantumScape und Northvolt eingeschlossen) will Volkswagen aber weiterhin auch einen Teil der Zellen von externen Lieferanten beziehen – also Unternehmen, die heute mitunter auch Zellen für die Volumenmodelle liefern, wegen der VW-eigenen Fertigung aber Aufträge verlieren.

„Wir müssen ein ‚Zusammenarbeitsmodell‘ mit diesen großen Herstellern finden, das uns ausreichend Spielraum lässt. Wir wollen Zellen selbst herstellen, wollen zugleich aber auch Zellen von außen beziehen“, so Schmall. „Wenn wir die Produktionsprozesse selbst beherrschen, werden wir integraler Teil der vorgelagerten Rohstoffkette. Und wir machen uns unabhängiger von den großen Zelllieferanten. Das ist der Grundgedanke, der uns leitet.“

Grundsätzlich sieht Schmall aber Platz für den Batteriehersteller Volkswagen neben den heutigen Platzhirschen wie LGES, Panasonic, CATL oder SKI. „Der Markt für Batterien wird so groß, dass damit auch zusätzlicher Raum für einen Autohersteller wie Volkswagen entsteht“, sagt Schmall. Auch für die Verhandlungen mit den Zellherstellern sieht er sich gut gerüstet: „Da hilft uns die Größe des Volkswagen-Konzerns. Mit unseren zwölf Marken und jährlich zehn Millionen Fahrzeugen können wir stärker auftreten.“
handelsblatt.com

1 Kommentar

zu „Volkswagen erwägt Börsengang des Batterie-Bereichs“
John
04.06.2021 um 17:27
... und wieso muss man dazu den Batteriebereich an die Börse bringen? Oder hält man zunächst die Mehrheit um das Wachstum sich aus dem IPO finanzieren zu lassen?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch