E-Transporter bei MMK: Top für Stop-and-Go im Ruhrpott

Das mittelständische Logistikunternehmen MMK-Frachtdienste hat erste E-Transporter beschafft, mit denen die Mitarbeiter tagtäglich für den Paketdienst GLS in Dortmund im Einsatz sind. Vom urbanen Fokus will die Firma dank nun höherer Reichweiten der Fahrzeuge auch in die Überlandzustellung gehen.

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KEP-Unternehmer Michael Mlynarczyk brennt für die Elektromobilität. Der Geschäftsführer der MMK-Frachtdienste hat bereits vor vier Jahren zwei Nissan e-NV200 mit Voltia-Umbau in seine Flotte integriert. Gerade hat der Dienstleister ein drittes Exemplar bestellt, einen e-NV200 der nächsten Generation mit 40-kWh-Batterie und daher einer Reichweite von durchschnittlich 200 Kilometern – ebenfalls von Voltia überarbeitet. Mit diesem Neuzugang sollen auch Zustellungen außerorts forciert werden.

MMK-Frachtdienste sitzt in Dortmund und führt in der Ruhrpott-Metropole tagtäglich Fahrten für den Paketdienst GLS aus. Die 1996 gegründete Firma beschäftigt mehr als 50 Mitarbeiter, die Flotte umfasst etwa 40 Fahrzeuge von der Größe des Opel Combo bis zum 7,5-Tonner-Lkw, inklusive der bislang zwei Nissan e-NV200 mit Voltia-Umbau. „Die Fahrzeuge auf Basis des Nissan e-NV200 laufen problemlos. Wir hatten in den knapp vier Jahren überhaupt keine Verschleißkosten“, lautet Mlynarczyks Fazit bislang. Lediglich ein Satz neuer Pneus musste nun bei beiden Transportern aufgezogen werden, denn inzwischen haben sie jeweils rund 40.000 Kilometer auf dem Tacho. „Die Batterie hat nichts an Leistung eingebüßt und ist zu 100 Prozent funktionsfähig“, erzählt Mlynarczyk.

Bei der Beschaffung des dritten E-Transporters verfährt MMK ähnlich wie bei dem Elektro-Duo vor vier Jahren: Die Firma kauft einen e-NV200, der dann für den Einsatz als KEP-Fahrzeug in Bratislava, dem Firmensitz von Voltia in der Slowakei, einen größeren Aufbau bekommt. Denn der serienmäßige e-NV200 verfügt über ein Volumen von nur 4,2 Kubikmeter. Nachdem das geschehen ist, wird MMK das E-Fahrzeug mit acht Kubikmeter Ladevolumen und 600 Kilogramm Nutzlast in Deutschland zulassen. Für MMK ist diese Größe ausreichend, obwohl Umrüster Voltia inzwischen auch eine Zehn-Kubikmeter-Version anbietet, die dann genauso viel Volumen aufweist wie beispielsweise ein eSprinter.

Voltia vertreibt die umgerüsteten e-NV200-Modelle grundsätzlich in Eigenregie, seit vergangenem Jahr führt aber auch Nissan das Acht-Kubikmeter-Modell in seinem offiziellen europäischen Line-Up. Die beiden älteren E-Transporter der MMK-Frachtdienste verfügen noch über eine Batterie mit 24 kWh und eine vom Hersteller angegebene Mindestreichweite von 140 Kilometern. „Diese 140 Kilometer schaffen wir immer, egal, welche Temperaturen draußen sind“, betont Mlynarczyk. Nach einem Tageseinsatz mit etwa 100 Stopps und 160 Paketen kommen die Fahrzeuge mit fast leerer Batterie wieder im Depot an. Dort kommen sie an eine 12-Ampère-Steckdose – „das ist eine ganz normale Außensteckdose wie für einen Rasenmäher“ –, wo sie über Nacht aufladen. „Weder Wallbox noch Schnellladesäule sind dafür erforderlich“, sagt der KEP-Unternehmer.

Mit den ersten E-Fahrzeugen hat sich MMK anfangs auf die Innenstädte konzentriert. „Das tun wir gar nicht mehr, sondern setzten die Autos am Stadtrand in Wohngebieten ein“, erzählt der Geschäftsführer. Mit dem neuen Exemplar will der KEP-Dienstleister außerdem in die Überlandzustellung gehen. Mlynarczyk: „Das ist konträr zu dem, was man ursprünglich gesagt hat, nämlich, dass sich die E-Fahrzeuge am besten für die Innenstädte eignen.“

Die ewige Diskussion um Reichweiten kann Mlynarczyk ohnehin nicht verstehen. „Nichts ist so unwichtig, wie die Reichweite“, sagt er. Es komme vielmehr auf die Disposition an. Wer seine herkömmlich angetriebenen Zustellfahrzeuge eins zu eins gegen E-Fahrzeuge tausche, schaffe es nicht, diese erfolgreich einzusetzen. Die Tour mit dem E-Transporter muss seiner Ansicht nach gut geplant sein. Je nach Gebiet fährt der Zusteller unterwegs einen Ladepunkt an und lädt den Akku in 20 Minuten nach. „Und somit ist die Reichweite immer ausreichend“, betont er. Praktisch: In der Ladezeit legt der Zusteller seine gesetzlich vorgeschriebene Pause ein.

Mlynarczyk hätte schon längst mehr E-Transporter beschafft, doch gewisse Rahmenbedingungen machen der MKK die Umstellung schwer. So stößt Mlynarczyk sauer auf, dass der Strom an öffentlichen Schnellladesäulen sehr teuer geworden ist. Wer ausschließlich dort laden würde, wäre mit einem Diesel-Fahrzeug günstiger dran. Und das regt den Unternehmer auf. „Die Politik kann nicht die E-Mobilität vorantreiben wollen und gleichzeitig den Stromanbietern erlauben, die Preise so dermaßen in die Höhe zu treiben, dass es sich einfach nicht rechnet, E-Fahrzeuge einzusetzen.“

Er ärgert sich zudem darüber, dass der e-NV200 zwar auf der Liste der förderfähigen Fahrzeuge des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) steht, es aber für die Voltia-Versionen keine Förderung gibt. „Ich hätte ansonsten für die Zustellung in Dortmund bestimmt schon weitere zehn Voltias bestellt“, fügt er hinzu. Abgesehen davon, sei die Stadt nicht bereit gewesen, für E-Fahrzeuge längere Einfahrzeiten in Fußgängerzonen zu gewähren.

Doch Aufgeben kommt für den Vollblut-KEP-Unternehmer nicht infrage. Zwar verfolgt er das Anliegen, die BAFA-Förderung für seine ersten beiden E-Fahrzeuge zu bekommen, nicht weiter. Für den dritten e-NV200 will er den Förderantrag jedoch wieder stellen – und zwar diesmal vor dem Umbau. „Wir werden außerdem Voltia dabei unterstützen, dass deren E-Autos als förderfähig auf der BAFA-Liste geführt werden, und treten künftig als Markenbotschafter auf“, kündigt Mlynarczyk an. Hintergrund dieses Engagements ist, dass MMK vertraglicher Kooperationspartner von Voltia Deutschland ist.

Konkret will MMK das bald eintreffende Fahrzeug in den Sozialen Medien und auf Veranstaltungen vorstellen sowie Bilder und Videos aus dem Alltag in den Einsatzgebieten zeigen. „Schafft es das Fahrzeug auf die BAFA-Liste, wird laut Voltia ein großer Logistiker 100 Fahrzeuge kaufen“, hat Mlynarczyk mitbekommen. Um wen es sich dabei handelt, will er nicht verraten, so lange die Sache nicht spruchreif ist. Und MMK selbst plant ebenfalls, in den nächsten Jahren weitere Diesel- durch Batterie-elektrische Fahrzeuge zu ersetzen. Der Geschäftsführer bezeichnet es als durchaus realistisch, in absehbarer Zeit die Hälfte seiner Flotte zu elektrifizieren.

1 Kommentar

zu „E-Transporter bei MMK: Top für Stop-and-Go im Ruhrpott“
mike
04.06.2021 um 09:47
„Weder Wallbox noch Schnellladesäule sind dafür erforderlich“ wäre mal für die Regierung und die NOW GmbH eine interessante Info

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