E-Autos als virtuelles Kraftwerk: Weitere Partner für Feldversuch in BaWü

Der deutsche Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und der niederländische Ladespezialist Jedlix erhalten Verstärkung bei der Potenzialanalyse von Elektrofahrzeugen zur Bereitstellung von Regelreserve: Verteilnetzbetreiber Netze BW und Regelleistungsanbieter Next Kraftwerke unterstützen einen bereits angekündigten Feldversuch.

Kurzer Rückblick: TransnetBW und Jedlix schwebt die Teilnahme von mehr als 100 Eignern von Elektrofahrzeugen an einem Feldtest in der TransnetBW-Regelzone Baden-Württemberg vor. Drei Monate lang sollen die zu Hause abgestellten E-Autos dann im Zuge eines Feldversuchs beim Laden zu einem virtuellen Kraftwerk zusammengeschaltet werden und wertvolle Informationen liefern, inwiefern sie sich zur Bereitstellung von Regelreserve für das Stromnetz eignen.

Nun stellt das Duo zwei weitere Partner für den Feldversuch vor: Next Kraftwerke soll das Team im Hinblick auf die kommunikative Anbindung der intelligenten Lademanagement-Plattform von Jedlix an das Netzleitsystem von TransnetBW unterstützen. Damit werde die Steuerung des Fahrzeugpools entsprechend der Regelreserveaktivierung der TransnetBW ermöglicht, heißt es in einer begleitenden Mitteilung.

Die Netze BW integriert ihr Netzlabor Intelligentes Heimladen, in dessen Zuge am Standort Ringsheim die netzdienliche und kundenfreundlich Steuerung von acht Elektrofahrzeugen untersucht wird. Diese acht Fahrzeuge nehmen nun auch am Feldtest von TransnetBW und Jedlix teil. Und: Durch die Kooperation zwischen den beiden Netzbetreibern sollen neben der Potenzialanalyse zur Regelreserve auch die Auswirkungen der Regelreserve-Bereitstellung und -Lieferung auf das Verteilnetz untersucht werden.

TransnetBW macht darauf aufmerksam, dass für den Feldversuch noch weitere Teilnehmer mit Elektrofahrzeugen von BMW, Jaguar und Tesla sowie dem Audi e-tron gesucht werden. Voraussetzung ist, dass die Fahrzeuge in Baden-Württemberg zu Hause geladen werden. Sofern der Arbeitgeber zustimme, sei aber auch das Laden am Arbeitsplatz möglich. Darüber hinaus sind die Initiatoren explizit für weitere Partnerschaften offen. „Netzbetreiber aus Baden-Württemberg sind jederzeit eingeladen, ihr Interesse an der Kooperation anzumelden und sich aktiv am Vorhaben zu beteiligen“, heißt es.

Ziel des Vorhabens ist es, die Ladevorgänge zukünftig so zu steuern, dass „bei Aktivierung von Regelreserve aus Elektrofahrzeugen durch den Übertragungsnetzbetreiber auch die jeweils aktuellen Bedingungen des örtlichen Verteilnetzes berücksichtigt werden und dort keine Netzengpässe durch das systemdienlich gesteuerte Laden entstehen“. Momentan werden diese Reserven in erster Linie von großen und mittelgroßen Kraftwerken bereitgestellt.

Vorangegangen ist dem geplanten Feldversuch im Herbst 2020 bereits ein Labortest mit zehn E-Auto-Fahrern, der wissenschaftlich vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) begleitet wurde. „Dabei demonstrierte Jedlix erfolgreich seine Smart-Charging-Plattform und steuerte den Ladeprozess der Fahrzeuge. In kleinem Maßstab zeigte der Test, wie Elektrofahrzeuge auf simulierte Regelreserveabrufe eines Übertragungsnetzbetreibers reagieren. Auch unerwartete Ereignisse, etwa die Unterbrechung des Ladevorganges eines Fahrzeuges, konnten durch intelligente Steuerung und den Einsatz von Ersatzfahrzeugen in Echtzeit ausgeglichen werden“, schilderten die Partner in einer früheren Pressemitteilung.

Bei TransnetBW handelt es sich um einen Übertragungsnetzbetreiber mit Sitz in Stuttgart, dessen Netz sich in Baden-Württemberg nach eigenen Angaben über 34.600 Quadratkilometer erstreckt. „Wir analysieren sehr genau, wie sich Elektrofahrzeuge für die Stabilisierung des Netzes nutzen lassen“, so Kay Wiedemann, Experte Regelleistung bei TransnetBW. „Sie haben das Potenzial, in Zukunft Regelreserveleistung zur Verfügung zu stellen und so einen Beitrag zu einer sicheren Stromversorgung zu leisten.“

Jedlix entwickelt und betreibt eine „Vehicle-to-Grid Integration“-Plattform, die das Laden und Entladen von Elektrofahrzeugen vereinfacht und ihre skalierbare Eingliederung in das Stromnetz möglich macht. Die Niederländer gehören zu 25 Prozent Autobauer Renault und haben 2019 bereits die Netzausgleichskapazität des Renault Zoe getestet. Auch mit Jaguar besteht in den Niederlanden eine Kooperation.
transnetbw.de

3 Kommentare

zu „E-Autos als virtuelles Kraftwerk: Weitere Partner für Feldversuch in BaWü“
Matthias
07.06.2021 um 16:50
Die E-Autos werden nur geladen (V1G), können somit Überschüsse wegregeln, aber keine Löcher stopfen. Der Vergleich mit "großen und mittelgroßen Kraftwerken" ist nicht angebracht, dazu müsste bidirektional auch entladen werden können, und das aus deutlich mehr BEV als nur 100, die beim üblichen Maximum von 11 kW gerademal 1,1 MW bringen, und das über ein Bundesland verteilt. Immerhin wird etwas getan. Die teilnehmenden Autofahrer werden übrigens den Strom auch verfahren müssen, denn ein vollgeladenes Auto eines Homeoffice-Angestellten bringt dabei keine Erkenntnisse.
Carsten
13.06.2021 um 10:06
Hallo Matthias, Dein Einwand sehe ich unberechtigt an. Laden die Fahrzeuge gerade mit 11kW und wird das Laden unterbrochen, ist es für das Netz ähnlich, als ob sie vom nicht Ladenden Zustand zum Rückspeisen wechseln. Es ist „nur“ eine Nullpunktverschiebung.
Sebastian Krebs
08.06.2021 um 18:51
Interessant wäre es hier Flottenbetreiber wie den ÖPNV zu adressieren. Mit Busflotten von mehr als 20 Batteriebussen und Ladeleistungen von +80 kW kommen gleich ganz andere Regelleistungen zustande. Wenn dann in den Betriebspausen punktuell statt mit 100% nur mit 10 % der maximalen Leistungen geladen wird, kann das Netz lokal schon mit einer Flexibilität von +1,5 MW ausgeregelt werden ... .

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