Hafenspitze Düsseldorf: Wo Hotel und Büros eine Ladeanlage teilen
Eine einzige Ladeanlage für Hotelgäste, Büromitarbeiter und zur öffentlichen Nutzung – das ist das Konzept hinter einer Ladelösung mit 18 Ladepunkten, die die Düsseldorfer Stadtwerke kürzlich in einer Tiefgarage am Medienhafen in Betrieb genommen haben. Durch den großen Nutzerkreis soll die Auslastung maximiert werden.
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Die Lage ist exklusiv: An der Spitze des Düsseldorfer Medienhafens ragen zwei benachbarte Türme in den Himmel, die von drei Seiten vom Wasser des Rheins umgeben sind. Das Hotel Hyatt Regency Düsseldorf residiert auf 19 Etagen im östlichen Turm, der Bürokomplex „Hafenspitze“ der Deka Immobilien Investment GmbH verteilt sich auf den 17-geschossigen westlichen Turm und ein benachbartes siebengeschossiges Gebäude. Alle drei im Jahr 2010 realisierten Immobilien – die Adressen lauten Speditionstraße 19, 21 und 23 – teilen sich eine Tiefgarage mit 350 Stellplätzen, die großteils auch öffentlich zugänglich ist und die bis vor Kurzem mit lediglich zwei von den lokalen Stadtwerken betriebenen Wallboxen ausgestattet war.
„Die Wallboxen stammten von 2016 und waren in die Jahre gekommen“, schildert Klaus Teske, Leiter Elektromobilität der Stadtwerke Düsseldorf. Sein Unternehmen nahm also Kontakt mit dem Eigentümer auf, um den Austausch der Ladegeräte zu initiieren. „Im Zuge dessen hat dann der Eigentümer den Wunsch nach insgesamt 18 Ladepunkten geäußert“, so Teske. Dies sei vor allem der steigenden Nachfrage bei den Büromietern geschuldet. 14 der Ladepunkte sind in jenem Teil der Tiefgarage installiert, die sich die Büromieter mit der Öffentlichkeit teilen, die vier weiteren befinden sich im Bereich mit ausgewiesenen Parkplätzen für die Hotelgäste.
Das Hotel begrüßt die Ausweitung der Ladeanlage ausdrücklich: „Wir freuen uns, dass wir mit den Stadtwerken Düsseldorf als unserem langjährigen Partner im Bereich Ladeinfrastruktur zukünftig unseren Hotelgästen wie auch allen anderen Nutzerinnen und Nutzern der Tiefgarage einen noch höheren Komfort durch die vergrößerte Anzahl von Lademöglichkeiten anbieten können“, betont Axel Ziegler, General Manager des Hyatt-Hotels in der Landeshauptstadt.
Das Projekt war für die Stadtwerke reine Routine. Im B2B-Bereich sind für den Versorger Ladeanlagen mit einer bis zu dreistelligen Anzahl von Ladepunkten keine Seltenheit. An der Hafenspitze montierten die Techniker des Unternehmens zunächst die zwei alten Wallboxen ab und installierten im Gegenzug neun Wallboxen von Hersteller Alfen. Dabei handelt es sich um Geräte des Typs Alfen Eve Double mit je zwei Ladeanschlüssen à 22 kW.
Bei Bedarf können weitere Ladepunkte unkompliziert nachgerüstet werden. Laut Teske könnten in der Tiefgarage bis zu 100 Ladepunkte in einer Gruppe gesteuert werden. Wie bei allen B2B-Ladeinfrastrukturlösungen kommt auch bei der Ladeanlage an der Hafenspitze ein Lade- und Lastmanagement zum Einsatz. Das Gebäudemanagement sei vor allem in Bezug auf die Zugänglichkeit zu den Räumlichkeiten involviert, operativ jedoch nicht weiter eingebunden, „da die Umsetzung mithilfe des Hauselektrikers beziehungsweise dem Betriebsführungsteam Ladeinfrastruktur der Stadtwerke Düsseldorf erfolgt“, heißt es aus der Stadtwerke-Zentrale.
Die Abrechnung an den Ladepunkten funktioniert über das Ladesäulen-Managementsystem analog öffentlich zugänglicher Infrastruktur im Außenbereich. Es erfolgt also keine Unterscheidung zwischen den einzelnen Nutzergruppen der Tiefgarage. Die Stadtwerke haben erst Anfang Juni ihre gesamte Ladeinfrastruktur auf eine kWh-genaue Abrechnung umgestellt: Nach dieser Tarifanpassung beträgt die AC-Ladegebühr im Tarif „Düsselstrom mobil“ nun 39 Cent und die DC-Gebühr 49 Cent je Kilowattstunde. Hinzu kommt eine Nutzungsgebühr, die an AC-Säulen nach einem Zeitraum von vier Stunden berechnet wird. Wird am Ladepunkt selbst bereits eine Parkgebühr erhoben, entfällt die Gebühr. Ein Beispiel dafür ist besagte Tiefgarage an der Hafenspitze.
Für die Stadtwerke ist das Projekt insofern von besonderem Stellenwert, als das sie im Zuge der neuen Ladelösung ihren 1.000. Ladepunkt unter Vertrag genommen haben. Laut Klaus Teske befinden sich dabei die meisten auf privatem Grund. „Private Ladeinfrastruktur macht mit über 90 Prozent den Kern unserer Aktivitäten in diesem Bereich aus.“ Das Laden am Arbeitsplatz nehme dabei viel Raum ein. Dabei verfolgt der Versorger den Ansatz, die gewerblichen Nutzer davon zu überzeugen, die Ladepunkte auch öffentlich zugänglich zu machen – wie es auch bei der Hafenspitze der Fall ist. So tragen die im privaten oder halböffentlichen Bereich aufgestellten Ladegeräte zur Verdichtung der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur bei.
Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel: Erst kürzlich haben die Stadtwerke Düsseldorf einen nicht-öffentlichen, rein gewerblichen Ladepark mit 72 Ladepunkten für Amazon in Betrieb genommen. Die Ladeanlage verfügt unter anderem über einen „Hochleistungstrafo“, der bereits für mögliche Erweiterungen des Ladeparks ausgelegt sein soll. Der Amazon-Standort liegt ebenfalls im Hafengebiet, unweit der nun elektrifizierten Hotel- und Bürotiefgarage.
Außerdem forcieren die Stadtwerke seit Neuestem auch den Aufbau eines öffentlichen Schnellladenetzes. Die ersten zehn Schnellladepunkte an drei Standorten sind inzwischen in Betrieb oder starten in Kürze. Vier Ladepunkte befinden sich an der Cäcilie-Beuken-Straße in Benrath, zwei weitere an der Schuchardstraße in Garath – diese Stationen laufen bereits. Zusätzlich gehen in Kürze vier weitere Schnellladepunkte an den Ladesäulen von Stadtwerke-Kooperationspartner Total an der Tankstelle am Höherweg – gegenüber der Automeile – in Betrieb.
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