Renault-Mobilitätsmarke Mobilize stellt Geschäftspalette vor
Mobilize, die im Januar angekündigte neue Mobilitätsmarke von Renault, stellt ihre Projekte für die nächsten Jahre vor. Mit Duo, Bento und Hippo präsentiert die Geschäftseinheit unter anderem drei vollelektrische Shared-Mobility-Fahrzeuge für den Transport von Personen und Gütern.
Die Gründung von Mobilize hatte Renault bei der Präsentation seiner Strategie „Renaulution“ erstmals publik gemacht. Der neue Geschäftszweig soll Daten, Mobilitäts- und energiebezogene Dienste zum Nutzen der Kunden entwickeln – und das gewinnbringend: Bis 2030 will Renault mehr als 20 Prozent des Konzernumsatzes aus diesen Services holen. Auf welche Bausteine die von Clotilde Delbos geleitete Einheit dabei setzt, stellte sie im Zuge der Pariser Technologiemesse „Viva Tech“ vor. Kernthemen sind Carsharing, die Nutzung von 2nd-Life-Batterien, Energie-Dienstleistungen und partnerschaftliche Ökosysteme.
Zunächst zu den neu entwickelten Fahrzeugen speziell für die sogenannte Shared Mobility, also geteilte Mobilität. Im Prinzip stellen die Franzosen unter neuen Namen den EZ-1 mit Derivaten vor. Der EZ-1 ist de facto ein Nachfolger des Twizy. Bei Mobilize heißt das E-Leichtfahrzeug nun Duo und wird als zweisitziges, kompaktes und vernetztes Mini-Fahrzeug für Carsharing-Dienste vorgestellt. Das Modell soll zu 50 Prozent aus recycelten Materialien bestehen und selbst am Ende seines Lebenszyklus zu 95 Prozent recycelbar sein. Das Cargo-Pendant zum Duo ist der Bento, ein Mini-Lieferwagen zum Transport „kleiner Güter“, wie Mobilize mitteilt. Der Stauraum biete ein Gesamtvolumen von bis zu einem Kubikmeter. Das Trio komplettiert der Hippo, ein im gleichen Design konzipiertes Fahrzeug für die letzte Meile mit mehreren austauschbaren Frachtmodulen, etwa für Kühltransporte oder die Paketzustellung. Der Hippo kommt auf ein Ladevolumen von bis zu drei Kubikmeter bei einer Traglast von bis zu 200 Kilogramm.
Das Trio gibt es nicht zu kaufen, sondern einzig nach Zeit oder Kilometer zu mieten. Technische Daten teilt Mobilize in seiner aktuellen Pressenotiz keine mit, auch nicht zur Reichweite. Renault hatte im Januar lediglich erwähnt, dass der 2,3 Meter lange EZ-1 sowohl geladen als auch per Batterie-Tausch funktionieren soll.
Ebenfalls noch zum Thema Carsharing macht Mobilize publik, dass der in Paris und Madrid angebotene E-Carsharing-Dienst Zity in den Verantwortungsbereich der neuen Marke geholt, in „Zity by Mobilize“ umbenannt und im Laufe dieses Jahres auf weitere Städte ausgeweitet werden soll. Wie diese Woche berichtet, beginnt Zity in Kürze mit der Integration des Dacia Spring in seine Flotten.
Als weiteres Projekt will sich die neue Renault-Geschäftseinheit am Smart-Island-Projekt auf der Insel Île d’Yeu vor der französischen Westküste beteiligen. Zusammen mit den Unternehmen Enedis und Qovoltis, der lokalen Verwaltung und weiteren Projektpartnern will Mobilize vor Ort die Umstellung auf Elektrofahrzeuge beschleunigen und einen Plan zu einer bedarfsgerechten, innovativen Ladeinfrastruktur entwickeln. Das Projekt strebt zudem die Nutzung von Solarenergie und die Einbindung von Elektrofahrzeugen via V2G in das lokale Energienetz vor. Für die Renault Group ist es nicht das erste „Smart-Island-Projekt“. Bereits seit 2018 sind die Franzosen an einer Initiative beteiligt, um die zu Portugal gehörende Insel Porto Santo kohlenstoffneutral zu machen.
Auch in Richtung der Second-Life-Batterienutzung will Mobilize sein Geschäft entwickeln. Dazu kooperiert die Mobilitätsmarke mit dem deutschen Startup betteries AMPS GmbH aus Berlin. Ziel der Kooperation ist die Herstellung von mobilen, modularen und vielseitig einsetzbaren Energiespeichersystemen auf Basis ausgedienter E-Auto-Batterien. Das von den Partnern entwickelte Mehrzweck-Energiesystem besteht aus ein bis vier 2,3-kWh-Einheiten namens betterPacks, die somit eine maximale Kapazität von 9,2 kWh erreichen können. „Das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Tagesverbrauch eines Haushalts. Da das System emissionsfrei und geräuschlos arbeitet, eignet es sich als transportabler Stromerzeuger für viele Einsatzmöglichkeiten, wo ein Anschluss an das Stromnetz nicht möglich ist: Baustellen, Food Trucks, Solarenergiespeicher, Filmdrehs und Events oder auch auf kleinen Elektrobooten“, so Mobilize in seiner Mitteilung. Die Fertigung dieses Speichersystems soll im September im Renault-Werk in Flins beginnen.
Außerdem wandern weitere bestehende Dienste unter die Mobilize-Flagge: So wird der Renault-Ladedienst Elexent in Mobilize Power Solutions umbenannt. Kern dieser Sektion sind maßgeschneiderte Ladelösungen für Flottenkunden von der Beratung bis zum Betrieb. Der Dienst ist inzwischen in elf Ländern in Europa tätig. Auch der Vermittlungs- und Selbstbedienungs-Mietservice Renault Mobility wird zu Mobilize Share. Die Flotte verfügt in Europa über 15.000 Fahrzeuge, davon 4.000 Elektrofahrzeuge. Die Vermietdauer reicht von einem Tag bis zu einem Monat. Unter besagter Submarke Mobilize Share (und offenbar nicht unter Zity by Mobilize) soll „demnächst“ auch ein vollelektrisches Carsharing-Angebot im italienischen Bergamo und vier Nachbargemeinden starten.
Schließlich kündigt Mobilize an, auf Ökosysteme von komplementären Partnern zu setzen. Ein Beispiel für diesen Ansatz sei das Projekt Mobilité360: „Mit BlaBlaCar, Mobilize, der RATP Gruppe und Uber bringt das Projekt wichtige Mobilitätsakteure zusammen. Gemeinsam wollen diese ihr sich ergänzendes Know-how nutzen, um einfachere, umweltfreundlichere und nachhaltige Shared-Mobility-Lösungen für Städte und Bürger anzubieten“. Weitere Details nennt die Mobilitätsmarke dazu nicht.
„Mobilität und die Energiewende sind zentrales Interesse von Verbrauchern, Unternehmen, Städten und Gemeinden“, resümiert Mobilize-CEO Clotilde Delbos anlässlich der skizzierten Projekte. Ziel sei es, durch Mobilitäts-, Energie- und Daten-Dienstleistungen eine nachhaltigere Welt zu schaffen. „Aufbauend auf Partner-Ökosystemen, die unser eigenes ergänzen, bieten wir konkrete Lösungen an, um den ökologischen Übergang zu fördern und eine zugänglichere Mobilität für Menschen und Güter zu entwickeln, insbesondere in komplexen und überlasteten städtischen Umgebungen.“
renault-presse.de (Mobilize), betteries.com (Betteries), renaultgroup.com (Mobilize Power Solutions)
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